Sommerliche Ruhe
Noch im Juli hat der deutsche Aktienmarkt die BREXIT-Schockstarre abgelegt und eine Kehrtwende hingelegt.
Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
In der eher handelsruhigen Ferienzeit ging es gut 15 Prozent nach oben. Erstaunlich, wie schnell doch das für alle überraschende Abstimmungsergebnis der Briten verdaut wurde. Schon jetzt ist aber absehbar, dass sich der Ausstiegsprozess der Insel über mehrere Jahre hinziehen wird und die vor dem BREXIT kursierenden Negativszenarien nicht von heute auf morgen eintreten. So steht der deutsche Aktienindex DAX am Ende der Urlaubssaison immerhin wieder fast auf seinem Stand zu Jahresanfang.
Seit Januar notiert der Index jedoch praktisch durchgängig im Minus. Doch mit dem Überschreiten der Nulllinie will es nicht recht klappen. Das zögerliche Kursgeplänkel der letzten Tage spiegelt Skepsis und Zweifel der Marktteilnehmer wider. Viele halten lieber viel Cash. Nach unten wird der Markt dadurch vor einem größeren Absturz abgefedert. Auf dem Weg nach oben entwickelt sich aber keine Dynamik. Seit Anfang August sind die Kursschwankungen nur noch gering. Die Volatilität - als Gradmesser für die Schwankungsbreite - ist auf langjährige Tiefstände zurückgefallen. Die Erfahrung lehrt, dass dies kein Dauerzustand ist. Unvorhergesehene Ereignisse können die Volatilität (Vola) schnell anspringen lassen. Und hohe Vola heißt meist Angst und fallende Kurse.
Es liegt auch mal wieder an den Notenbanken, die mit dem Markt Katz und Maus spielen. Für die Europäische Zentralbank wird eine weitere Lockerung der Geldpolitik erwartet, aber EZB-Chef Draghi verhält sich mittlerweile zurückhaltender. Für die USA werden weitere Zinsanhebungen erwartet, aber auch Draghis amerikanische Kollegin Yellen lässt die Investoren über ihren Fahrplan im Unklaren.
Die Präsidentschaftswahl in den USA am 8.November rückt immer näher. Im Umfeld der Wahl verhält sich die US-Notenbank üblicherweise still, um sich nicht dem Vorwurf der Parteinahme auszusetzen. Das Zeitfenster für kurzfristig weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr schließt sich daher. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass die US-Wirtschaft doch nicht so robust ist, dass sie eine Normalisierung des Zinsniveaus aushalten würde!?
Tatsache ist, dass die Wachstumsraten der US-Firmen zwar immer noch gut, aber rückläufig sind. Die Arbeitsmarktzahlen liegen mal über mal unter den Analystenerwartungen. Die amerikanischen Aktienindizes haben sich in diesem nebulösen Umfeld dennoch langsam auf neue All-Time-Highs geschraubt. Schwindelige 18.636 konnte der Dow Jones bisher erreichen. Sämtliche zwischenzeitliche Korrekturen wurden wieder ausgebügelt. Wie lange das noch so weitergehen kann, kann niemand mit Gewissheit sagen, aber die Börse übertreibt auch gerne mal ins Positive. Und die Notenbanker schüren das Feuer weiter - ob uns das gefällt oder nicht.
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