Frühjahrssturm oder Trendwende
Einem mehr als positiven Börsenstart im Januar folgte eine abrupte Kehrtwende.
Auch wenn nicht zu erwarten war, dass sich die Entwicklung der Aktienmärkte wie eine mit dem Lineal gezeichnete Linie bis in den Dezember fortsetzen wird, mit einem derartigen Stimmungswechsel - allein der DAX verlor im ersten Quartal 2018 rund sechs Prozent an Wert- haben wohl die Wenigsten gerechnet.
von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
Als Gründe werden der starke Euro, steigende Zinsen in den USA, politische Rhetorik des amerikanischen Präsidenten und damit einhergehende Befürchtungen für einen bevorstehenden Handelskrieg, sowie die Überbewertung des Technologiesektors genannt. Dass die Zinsen in Amerika steigen war keine große Überraschung, da seit langem von der FED avisiert. Der Euro ist gegenüber dem Dollar schon seit längerem sehr stark und hat dem deutschen Export nicht wirklich geschadet. Bei den Technologieaktien, insbesondere bei den sogenannten FANG Aktien -Facebook, Amazon, Apple, Alphabet, Netflix, Google- war aus Sicht vieler Analysten eine Kurskorrektur in der Tat mehr als notwendig und wird eher als gesund, denn als gefährlich eingestuft. Allein die vier erstgenannten weisen einen höheren Börsenwert, als alle 30 im Dax notierten Unternehmen zusammen.
Der aktuell vermehrt auftretende Vergleich mit der Dotcom-Blase, die Ende der 1990er Jahre mit einem großen Knall platzte, hinkt jedoch. Denn anders als damals EM-TV oder ComRoad, weisen die genannten Unternehmen nachhaltige Geschäftsmodelle aus und sind in Teilen hochprofitabel. Allerdings fehlt vielen Marktteilnehmern bei den aktuellen Bewertungsniveaus die Phantasie für weitere Kurssteigerungen und sie reduzieren zunächst einmal ihre Positionen.
Gepaart mit dem verbalen Säbelrasseln des amerikanischen Präsidenten und der verbundenen Sorge eines ausufernden Handelskrieges mit China, führen psychologischen Bedenken zu einer erhöhten Volatilität und oftmals zu einem Herdenverhalten verunsicherter Anleger. Der Abgabedruck verstärkt sich durch Trendsignale, die technisch basierte Fonds zum Handeln zwingen und somit den Gesamtmarkt in Sippenhaft nehmen Langfristig sind aber die Unternehmensgewinne entscheidend für die Kursentwicklung. Das makroökonomische Umfeld ist weiterhin gut und auch wenn das Zinsniveau leicht angestiegen ist, attraktive Renditen gibt es für Anleger immer noch nicht. Es besteht daher berechtigte Hoffnung, dass es sich um eine kurzfristige, wenn auch deutliche Korrektur an den Aktienmärkten gehandelt hat, die in einer ebenso deutlichen Erholung mündet.
Wann diese Erholung beginnt ist schwer zu sagen. Anleger sollten sich die nächsten Monate auf einen Sägezahnmarkt mit erhöhter Volatilität einstellen. Wer dem reinigenden Gewitter etwas Gutes abgewinnen möchte, gute Nerven und einen langfristigen Anlagehorizont hat, findet im aktuellen Umfeld einige Unternehmen, die es wert sind auf diesem Niveau wieder in das Portfolio aufgenommen zu werden.
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