Staatschuldenkrisen

Währungskrieg: Ein Krieg, den keiner gewinnt

11.03.13 17:30 Uhr

Beim Treffen der G-20-Länder im Februar verpflichteten diese ­sich, „wettbewerbliche Abwertungen“ zu unterlassen. Dagegen scheint ein weltweiter Währungskrieg schon längst entbrannt.

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von Georg Rankers, Gastautor von Euro am Sonntag

Die Notenbankchefs wissen es, große Investoren wissen es und Privatanleger haben es inzwischen auch gemerkt — es herrscht ein Währungskrieg. Bestes Beispiel: Der Nikkei hat seit Juli 2012 gegen den Euro um 33 Prozent abgewertet, Tendenz weiter fallend. Der Euro hat seit seinem Tief im Juli 2012 bei 1,20 gegenüber dem US-Dollar massiv zugelegt und bewegt sich derzeit um 1,30. Die Auswirkungen sind an den ­Indexständen in den USA und Japan klar erkennbar: Sowohl der japanische als auch der amerikanische Aktienmarkt laufen besser als der europäische oder deutsche Aktienindex.

Doch Vorsicht: Daraus zu folgern, Umschichtungen in diese Märkte seien zwingend erforderlich, ist ein Trugschluss. Japans Aktienmarkt weist auf Eurobasis 2013 ein Plus von 7,3 Prozent aus, der DAX ein Plus von vier Prozent. Eine Währungsabsicherung ist also so lange erforderlich, bis EZB-Chef ­Mario Draghi zu Gegenmaßnahmen greift. Darüber hinaus gibt es keine Volkswirtschaft der Welt, die vom Gelddrucken und einer Abwertung der Währung nachhaltig existieren kann beziehungsweise einen nachhaltigen Impuls für ein Wirtschaftswachstum erhält.

Zur Jahreswende 1988/89 stand der Nikkei bei 38.500 Punkten, heute liegt er bei knapp 12.000. In der Zwischenzeit hat ­die japanische Notenbank mit jahrelanger Nullzinspolitik nichts erreicht und die Staatsverschuldung auf über 250 Prozent des Bruttoinlandprodukts hochgetrieben. Nun versucht sie es mit der kurzfristigen Droge Quantitative Easing. Aber dieses Geld­drucken hat die Währungen bisher immer geschwächt. In Japan gehen wir von einer ex­tremen Geldmengenerhöhung aus, da ein Absturz der Anleihen nur mit gigantischen Stützungsmaßnahmen vermieden werden kann. Würden die Anleihezinsen auf zwei Prozent steigen, wären der japanische Staat, die Banken und Versicherungen insolvent.

Manipulation des Zinsniveaus
durch die Notenbanken

Natürlich haben die Notenbanken auch in der Vergangenheit Währungspolitik betrieben und die jeweiligen Landeswährungen (vor Einführung des Euro) sukzessive abgewertet, um die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes zu stärken oder wiederherzustellen. Das Ausmaß und die Volumina sind allerdings neu. Die US-Notenbank brauchte nach der Finanzkrise 2008 etwa zwei Jahre, um eine angemessene Antwort auf die Probleme des ­liberalisierten Finanzsystems zu finden. Eine wesentliche Erkenntnis war, als aktiver Player in den Kauf von Staatsanleihen einzugreifen und somit die nachlassende Nachfrage des privaten Sektors zu kompensieren. Diese nach wie vor kontrovers diskutierte Rolle wird mittlerweile von allen großen Notenbanken eingenommen.

Das bringt zwar Waffengleichheit, sorgt in dem Konflikt aber für eine gigantische Ausdehnung der Geldmenge gepaart mit der Manipulation des Zinsniveaus. Sie hebelt damit den gesamten Marktmechanismus des Kapitalmarktzinses aus, der in der Vergangenheit ein verlässlicher Indikator für die generelle Zinstendenz und für die Inflationserwartung war. Dies hat dann wiederum dramatische Auswirkungen auf die Geldwertstabilität.

Ein Währungskrieg, in dem nun alle Parteien um ihre eigenen Interessen kämpfen, dürfte dafür sorgen, dass alle Währungen gleichermaßen abwerten. Also ein Nullsummenspiel. Am Ende profitiert niemand davon. Wer als Erster begreift, dass der Königsweg in einer Konsolidierung der Staatshaushalte liegt, könnte zwar kurzfristig die heimische Konjunktur belasten, langfristig wird eine geringere Staatsverschuldung bei einem ausgeglichenen Haushalt aber zu einem großen Vorteil. Denn eine eskalierte Staatsverschuldung wird zwangsläufig jedes Wachstum abwürgen. Gewinner ist also, wer als Erster aus diesem Wahnsinn aussteigt.

Große Investoren analysieren diesen Prozess ganz genau, weil sie wissen: Der Kampf um die Schwächung der eigenen Währung kennt langfristig nur Verlierer. Insofern eignet sich Japans Aktienmarkt allenfalls für ein kurzfristiges Trading, aber nicht für eine mittelfristige Investmentstrategie. Die USA dürften als Investitionsstandort vorerst nicht von internationalen Investoren gemieden werden, da der US-Dollar nach wie vor die Weltleitwährung ist. Es besteht aber die Gefahr, dass die USA aufgrund ihrer aktuellen Schuldenpolitik diesen Status an China verlieren, dann sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Wie das die Kapitalmärkte sehen, werden wir dann an den Indizes ablesen können.

zur Person:

Georg Rankers,
Rankers Family Office

Der Autor hat über ­ 25 Jahre Erfahrung im ­Finanzsektor. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft war er zunächst bei der Commerzbank ­tätig, zuletzt als Direktor im Investmentbanking der BHF Bank. Seit über zehn Jahren ist er bei Rankers Family Office ­zuständig für die Vermögensverwaltung und alternative Kapitalanlagen.
Rankers Family Office in Flörsheim bei Frankfurt ist ein Vermögen verwaltendes Family Office ­ und verfügt über eine zehnjährige Erfahrung ­ in der Vermögens­steuerung, -verwaltung und ­im -controlling.

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