Rat & Tat

Über 60 Jahre alt: Besser ­Arbeitslosengeld oder Rente?

16.09.09 16:34 Uhr

Wenn Arbeitnehmer kurz vor der Rente entlassen werden, stellt sich ihnen die Frage: Lieber das Arbeitslosengeld annehmen oder vorzeitig in Rente gehen. Was besser ist.

vom Michael H. Schulz, €uro am Sonntag

Frage: Ich bin Facharbeiter und ­gerade 63 Jahre alt geworden. Da mein Betrieb insolvent ist, droht mir die Arbeitslosigkeit. Käme für mich die vorzeitige Rente infrage oder ist das Arbeitslosengeld I lukrativer?

Antwort: Grundsätzlich ist Beides möglich. Sie sollten aber bedenken, dass Sie für jeden Monat des vorzeitigen Rentenbeginns mit einem Abschlag von 0,3 Prozent der Monatsrente „bestraft“ werden. Da Ihnen noch 24 Monate bis zum regulären Rentenalter von 65 Jahren bleiben, müssen Sie mit monatlichen Abschlägen von 7,2 Prozent rechnen – und das lebenslang.

Dagegen können Sie Arbeitslosengeld I (ALG I) zwei Jahre lang beziehen, da Sie über 58 Jahre alt sind. Das sind 60 beziehungsweise 67 Prozent (für Arbeitslose mit Kindern) des letzten Nettolohns. Die Arbeitslosigkeit wird Ihnen zudem als Rentenversicherungszeit angerechnet. Haben Sie in Ihrem Job ein durchschnittliches Einkommen verdient, erhöht das zwei Jahre gezahlte ALG I die Mo­nats­rente um 35 bis 40 Euro. Für einen Arbeitslosen, der zu den Besserverdienenden gehörte und ein Einkommen in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze (64 800 Euro im Westen) erzielte, bringt ALG I monatlich ein Rentenplus von 90 Euro. Wollen Sie die genaue Höhe Ihre Rente erfahren, sollten Sie bei ihrem gesetzlichen Rentenversicherungsträger eine verbindliche Auskunft ein­holen. Tipp: Gewerkschaften bieten kostenlose Rentenberatungen an.