GLS-Chef Jorberg: "Flops sind programmiert"
Thomas Jorberg » Der Chef der Ökobank GLS hält Crowdinvestments trotz der Risiken für wichtig. Was er zu möglichen Verlusten sagt, äußert er im Interview mit €uro am Sonntag.
von Markus Hinterberger, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Jorberg, Verbraucherschützer warnen vor Schwarmfinanzierungen. Sie finden sie gut. Warum?
Thomas Jorberg: Echte Innovationen kamen selten aus dem Schoß großer Unternehmen. Es waren eher kleine Firmen, die mit dem Geld risikobereiter Privatleute ihre Erfindungen an den Markt gebracht und erfolgreich gemacht haben.
Sie beschreiben die Investoren der ersten Stunde als "risikobereit". Glauben Sie, dass das Gros der Crowdinvestoren tatsächlich weiß, dass das Geld auch weg sein kann?
Bei unseren Kunden bin ich mir da ziemlich sicher. Einerseits klären wir sie auf, andererseits kommen immer wieder Kunden in unsere Filialen und fragen nach Beteiligungen, bei denen sie sehen können, was mit ihrem Geld geschieht.
Was sagen Sie Kunden, die dann vielleicht doch einmal Geld verlieren?
Wir sagen schon vorher, dass man nur das Geld in eine Schwarmfinanzierung stecken sollte, auf das man notfalls auch verzichten kann. Gerade bei neuen Ideen und Gründungen ist es programmiert, dass die eine oder andere Idee floppt und das Geld dann weg ist.
Schießen Verbraucherschützer mit ihrer Kritik an Crowdinvestments über das Ziel hinaus?
Sie sollten Menschen vor Risiken schützen, die sie nicht erfassen können, weil die Materie undurchschaubar ist. Bei einer Fluglinie etwa muss der Staat sicherstellen, dass die technischen Sicherheitsstandards eingehalten werden. Wenn der Kunde aber für ein paar Euro zum Mittelmeer fliegt und die Airline während seines Urlaubs pleitegeht, darf er sich nicht wundern, wenn sein Rückflug deutlich teurer wird. Das Bewusstsein ist wichtig. Ein
Anleger, der in Zeiten wie diesen fünf Prozent Rendite erhofft, sollte wissen, dass es diese nicht ohne Risiko gibt.
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Bildquellen: Martin Steffen/GLS Bank