Investorenlegende

Der ewige Warner: Was Anleger über Jeremy Grantham wissen sollten

12.01.25 15:58 Uhr

Jeremy Grantham: Die Investorenlegende und ewiger Warner | finanzen.net

Jeremy Grantham gilt als gewiefter Investor mit einem guten Gespür für Spekulationsblasen, aus denen er in der Vergangenheit mit seinem Unternehmen GMO schon oft Kapital schlagen konnte. Neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Investor ist er Philanthrop, dem die Bekämpfung des Klimawandels besonders am Herzen liegt.

• Junger Überflieger mit eigenen Überzeugungen
• Pionier des antizyklischen Tradings
• Philanthrop und Bekämpfer des Klimawandels

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Starke Eigenwilligkeit

Geboren im englischen Hertfordshire und großgezogen von seinen quäkerischen Großeltern in Doncaster, verschlug es Jeremy Grantham an die Universität Scheffield, an der er Volkswirtschaftslehre studierte. Nach seinem Abschluss zog es ihn an die US-amerikanische Ostküste, wo er 1966 einen MBA der renommierten Harvard Business School erlangte. Nach einer kurzen Tätigkeit als Analyst bei einem Bostoner Unternehmen, entschied er sich zusammen mit seinem Vorgesetzten und einem weiteren Kollegen, eine eigene Beratungsfirma zu gründen. Kurze Zeit später, im Jahr 1971, gründete er einen der weltweit ersten Aktien-Indexfonds. Nachdem sich Grantham mit seinen Co-Gründern überworfen hatte, gründete er 1977 zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Richard Mayo und Eyk Van Otterloo die nun weltbekannte Grantham, Mayo, Van Otterloo & Co LLC (GMO). Die starke Eigenwilligkeit Granthams spiegelt sich auch in seiner Art des Investierens wider.

Die Wette gegen den Markt

Der Erfolg des Unternehmens ist großenteils auf die Investmentstrategie von Grantham zurückzuführen. Sie ermöglichte es ihm, die Wirtschaftskrisen der folgenden Jahre zum Vorteil des Unternehmens zu nutzen. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Markteffizienzhypothese, die davon ausgeht, dass alle verfügbaren Informationen über das Marktgeschehen bereits im Markt eingepreist sind, geht die von Grantham verfolgte Theorie der sogenannten "Mean Reversion" von irrationalen Preisschwankungen über oder unter dem langfristigen Mittelwert aus, zu dem alle Marktpreise letztendlich konvergieren und der den tatsächlichen fundamentalen Marktwert einer Wertanlage widerspiegelt. Grund für Überbewertungen von Marktpreisen sind Spekulationsblasen, die maßgeblich von irrationalen psychologischen Verhaltensweisen wie zum Beispiel Herdenverhalten getrieben werden.
Der Ansatz von Grantham und GMO war es daher, Abweichungen vom historischen Mittelwert zu identifizieren und es möglichst zu vermeiden, während einer Spekulationsblase einzusteigen und dadurch überhöhte Preise zu zahlen. Durch diese Strategie ist es GMO gelungen, im Zuge der großen Spekulationsblasen der vergangenen 40 Jahre, von der japanischen Wirtschaftsblase Ende der 1980er Jahre über die Dotcom-Blase Ende der 1990er, bis zu der Finanzkrise 2007/2008, sich rechtzeitig von Anteilen zu trennen und sich jeweils nach dem Platzen der Blasen frühzeitig vor den anderen Investoren wieder einzukaufen. Dies bescherte GMO große Gewinne und sicherte Grantham einen Ruf als Kassandra des Aktienmarktes.

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Bekämpfer des Klimawandels

Sein pessimistischer Ausblick gilt neben dem Aktienmarkt auch der Zukunft der Menschheit, die er vor allen Dingen durch den Klimawandel bedroht sieht. Grantham gilt als ausgesprochener Philanthrop, wobei ihm der Kampf gegen den Klimawandel besonders am Herzen liegt. Die zusammen mit seiner Frau im Jahr 1997 gegründete Grantham Foundation for the Protection of the Environment, ein Forschungsinstitut der London School of Economics and Political Science, investiert bereits jedes Jahr Millionen Britische Pfund in eine Vielzahl von Klima-Projekten. Dieses Bemühen will er noch steigern. Laut Bloomberg Businessweek hat Grantham angekündigt, 98 Prozent seines Nettovermögens (rund 1 Milliarde US-Dollar) in die Bekämpfung des Klimawandels zu investieren. Für sein Bemühen im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Klimawandels wurde er bereits mehrfach geehrt, zum Beispiel 2016 mit dem Orden des britischen Weltreichs für "außerordentliche Verdienste zur Erforschung des Klimawandels". Er ist außerdem seit 2015 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und hat zusammen mit seiner Frau Hannelore die Carnegie Medal für Philanthropy im Jahr 2017 erhalten. Er ist zudem Unterzeichner der Net Zero Asset Managers Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Emissionen der verwalteten Investmentportfolios bis spätestens 2050 auf null zu reduzieren.

C. Kusche / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Lane Turner/Boston Globe/Getty Images