Euro am Sonntag

Sofortrente: Die Methusalem-Wette

14.11.15 03:00 Uhr

Sofortrente: Die Methusalem-Wette | finanzen.net

Diese Art der privaten Rentenversicherung ist für alle interessant, die eine größere Summe angespart haben und sich damit lebenslang absichern wollen. Ein gutes Geschäft macht jedoch nur, wer sehr alt wird.

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von Martin Reim, Euro am Sonntag

Mit 90 Jahren beendete Roswitha Hamann (Name geändert) ihre Mitgliedschaft im Schwimmverein und gab die Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr auf. Begründung: Sie sterbe sowieso bald, da lohnten sich keine langfristigen Investitionen mehr. Zwölf Jahre später lebt die Rentnerin im Altersheim in einem Münchner Vorort, geistig und körperlich voll auf der Höhe.



Ein Beispiel von vielen, wie die eigene Lebenserwartung unterschätzt wird. Derzeit beträgt sie statistisch gesehen in Deutschland für einen 60-jährigen Mann 81,3 Jahre und für eine gleich­altrige Frau sogar 85,0 Jahre. Entsprechend lange muss eine private Zusatzversorgung im Schnitt zahlen, wenn das Geld bis zum Lebensende reichen soll.

Um das zu erreichen, ist eine Sofort­rente ein probates Mittel. Zu Beginn des Ruhestands zahlt der Kunde seinem Versicherer einmalig eine größere Summe. Anschließend bekommt er monatlich einen bestimmten Betrag ausgezahlt. Als alleinige Absicherung taugt das Angebot jedoch nicht: Die Einmalzahlung wäre gewaltig, sollen später Beiträge ausgezahlt werden, die alle Kosten des täglichen Lebens decken. Als Zusatzbaustein kann die Sofortrente aber sinnvoll sein.


Das unabhängige Analysehaus Franke und Bornberg hat für €uro am Sonntag folgendes Beispiel berechnet (siehe Tabelle): Ein 60-Jähriger steckt 100.000 Euro in eine Sofortrente. Ergebnis: Würde er bei Ergo Direkt abschließen, bekäme er monatlich mindestens gut 310 Euro ausgezahlt - und müsste dementsprechend noch knapp 27 Jahre lang leben, um seine Beiträge garantiert wieder herauszubekommen. Allerdings wird nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte dieser Betrag durch Überschüsse steigen, dann hätte der Kunde seine Beiträge schon früher wieder heraus. Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Vertrag bei Ergo Direkt recht günstig: Bei einem vergleichbaren Angebot der AXA oder DBV bekäme der Rentner im ersten Jahr pro Monat knapp 28 Euro weniger. Das klingt im ersten Augenblick nach wenig, summiert sich jedoch in 25 Jahren auf 8.400 Euro.

"Langlebigkeitsrisiko" als Chance

Aus Sicht der Versicherer stellen Kunden, die lange leben, ein gewisses Risiko dar - im Branchenjargon "Langlebigkeitsrisiko" genannt. Entsprechend vorsichtig kalkuliert sind die Angebote. Seit 2012 müssen die Versicherer unabhängig vom Geschlecht dieselben Konditionen anbieten. Für Ehepaare, die über eine Sofortrente nachdenken, ist es daher ratsam, den Vertrag auf die Ehefrau abzuschließen, da sie vermutlich länger von den Zahlungen profitieren kann.

Was passiert, wenn der Kunde vorzeitig stirbt? Die Versicherer bieten ohne Zusatzkosten eine von zwei Varianten an: Rentengarantiezeit oder Differenzleistung (siehe Kasten rechts). Die dritte Möglichkeit, eine Hinterbliebenen-Zusatzpolice, kostet extra. Hier wird dem überlebenden Partner die Rente bis zum eigenen Tod weiterbezahlt.


Insgesamt lohnt sich also genaues Vergleichen. Rentner, die mit einem langen Leben rechnen, sind mit einer Sofortrente gut beraten: Die garantierte Rente eignet sich zur Deckung von Fixkosten. Nachteilig: Der Garantiezins ist relativ niedrig, und die zusätzlichen Überschüsse sind unsicher. Außerdem ist die Sofortrente keine Geldanlage. Denn hat sich ein Rentner für ein Angebot entschieden, kommt er später bei Bedarf nur unter erheblichen Verlusten wieder an sein eingezahltes Geld.

Die besten Sofortrenten im exklusiven Test (pdf)

So lief der Test:

Getestet wurden Sofortrenten mit einem ­Garantiezins von jährlich 1,25 Prozent. Die Untersuchung stammt vom unabhängigen Analysehaus Franke und Bornberg, die ­Bewertungen von €uro am Sonntag. Der ­Musterkunde ist 60 Jahre alt und investiert 100 000 Euro. Die Policen unterscheiden sich in zwei Punkten: Bei der Überschusssystem nach Rentenbeginn gibt es zwei Spielarten. Bei "Bonus" (Anbieter: WGV und Interrisk) kann ab der ersten Rente eine Zusatzrente gezahlt werden. Die Höhe ist nicht garantiert und kann sich im Alter ändern oder ganz entfallen. Bei "Dynamik" (alle anderen Anbieter) werden die Überschüsse zur jährlichen Erhöhung der Rente verwendet. Gewährte Erhöhungen sind für die gesamte Rentendauer garantiert. Auch bei der Todesfallleistung nach Rentenbeginn gibt es zwei Formen. Bei "Differenzleistung" (Anbieter: Nürnberger Beamten, Provinzial Nordwest) wird im Todesfall nachgerechnet, wie viel von dem zu Rentenbeginn vorhandenen Kapital bislang aufgebraucht wurde. Der Rest wird, möglicherweise unter Abzug von Kosten, den Erben ausgezahlt. Bei "Rentengarantiezeit" (alle anderen Anbieter) läuft die Rentenzahlung garantiert für einen bestimmten Zeitraum, der im Musterfall zehn Jahre beträgt. Stirbt der Versicherte während dieser Frist, hat der Versicherer die Rente bis zum Ende der Frist an die Erben zu zahlen. Ist die Rentengarantiezeit bereits abgelaufen, werden die Rentenzahlungen eingestellt - die Erben erhalten nichts.

1) Rente garantiert Was der Versicherer in jedem Fall monatlich auszahlt.
2) Punkte Der Tarif mit dem jeweils höchsten Wert in Euro bekommt 100 Punkte, der mit dem niedrigsten null Punkte. Alle anderen Tarife bekommen Punkte gemäß dem gewichteten Abstand zum höchsten Wert in Euro. Beispiel: höchste garantierte Rente (310,08 Euro/Ergo Direkt "MaxiRente Tarif Q56") minus niedrigste garantierte Rente (259,63 Euro/Provinzial Nordwest "SRK") = 50,45 Euro; 100 geteilt durch 50,45 Euro = 1,98; Allianz "R3UT": 100 minus ((310,08 Euro minus 293,96 Euro) mal 1,98) = 68,08 Punkte.
3) Rente inklusive Überschüsse Was der Versicherer monatlich auszahlen würde, wenn die Überschussbeteiligung für 2015 in jedem Jahr ab Vertragsbeginn gelten würde.
4) Gesamtpunkte Die garantierte Rente zählt 60 Prozent, die Rente inklusive Überschüsse im zweiten und 15. Vertragsjahr jeweils 20 Prozent.
5) Note 100 bis 80 Punkte: sehr gut; 79,99 bis 60: gut; 59,99 bis 40: befriedigend; 39,99 bis 20: ausreichend; 19,99 bis 10: mangelhaft; unter 10: ungenügend

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