Mediation: Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn
Schnell ist ein Streit vom Zaun gebrochen - und dann? Mediation kann helfen, teure und lange Prozesse zu vermeiden und Konflikte außergerichtlich zu lösen. Was sie leistet und was sie kostet.
von Maren Lohrer, Euro am Sonntag
Der beste Nachbar bleibt der, den man von Weitem grüßt - der Zank am Gartenzaun gehört zu den Klassikern vor Gericht. Anlässe für Konflikte gibt es viele: etwa Laubbläser im Dauereinsatz, überhängende Äste oder laute Musik. Nach einem Rechtsstreit ist das nachbarschaftliche Klima oft erst recht abgekühlt. Daher kann es sich lohnen, einen Mediator hinzuzuziehen, der das Problem einvernehmlich ohne Richter aus der Welt schafft. Doch was ist Mediation eigentlich - und wie sieht es mit den Kosten aus?
Seit 2012 gibt es hierzulande das Mediationsgesetz, das diese Form der außergerichtlichen Streitbeilegung regelt - und bekannter gemacht hat. "Die Nachfrage nach professioneller Mediation ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen", sagt Ulla Gläßer, Professorin für Mediation und Konfliktmanagement in Frankfurt/Oder.
Mediation wird nicht nur beim Streit um Nachbars Kirschen, sondern auch im familiären oder wirtschaftlichen Umfeld häufig nachgefragt, wie die beiden Standardwerke "Handbuch Mediation" aus dem C.H.-Beck-Verlag und "Mediation in der Wirtschaft" aus dem Otto-Schmidt-Verlag aufzeigen. Sie wird beispielsweise an Schulen, bei Bauproblemen sowie im öffentlichen Bereich eingesetzt, etwa bei großen Infrastrukturprojekten.
Die Vorteile gegenüber Gerichtsprozessen liegen auf der Hand: Konflikte können vertraulich bearbeitet werden, und sie sind oft schneller beigelegt. Die einvernehmliche Lösung ist zukunftsorientiert und wird eher akzeptiert als ein Gerichtsbeschluss, der Sieger und Verlierer schafft.
In der Mediation verhandeln die Kontrahenten gemeinsam Lösungsvorschläge. Der Mediator stellt sicher, dass die Teilnehmer eine mögliche Vereinbarung in Kenntnis der Sachlage treffen. Er hat laut Gesetz die Parteien, die ohne fachliche Beratung teilnehmen, darauf hinzuweisen, dass sie die Vereinbarung durch externe Berater überprüfen lassen können.
Fair und offen
Das Verfahren ist durch Fairness, Ergebnisoffenheit und Vertraulichkeit gekennzeichnet. Auch ein Scheitern ist möglich. Sowohl der Mediator als auch jede Streitpartei kann das Verfahren vorzeitig beenden. Nach der Mediation steht der Rechtsweg offen.Der Mediator ist also kein Schlichter, der eine Lösung vorgibt. "Er ist eher ein unabhängiger, allparteilicher Moderator, der den Kontrahenten bei der Beilegung ihres Konflikts helfen soll", sagt die Berliner Mediatorin Christa Schäfer. Dazu ist er speziell geschult - Universitäten und Institute bieten entsprechende Ausbildungen an.
Inzwischen hat der Gesetzgeber auch eine Rechtsverordnung erlassen, die ab September 2017 in Kraft tritt. Sie regelt, wann man sich "zertifizierter Mediator" nennen darf. "Doch leider greift diese Verordnung zu kurz. Sie bietet wegen mangelnder Kontrolle keine wirkliche Qualitätssicherung", sagt Gläßer. Bislang sind die Qualitätsunterschiede hoch, die großen Mediationsverbände setzen jedoch Mindeststandards. Denn eine gelungene Mediation steht und fällt mit der Professionalität des Mediators - und dem Einigungswillen der Kontrahenten.
Die Mediation ist in der Regel günstiger als ein Gerichtsverfahren, vor allem bei hohen Streitwerten. Die meisten Mediatoren rechnen auf Stundenbasis ab. Die Sätze reichen von rund 80 Euro für Angebote im sozialen Bereich bis zu 350 Euro für komplexe Wirtschaftsfälle.
Viele Rechtsschutzversicherer haben Mediation in ihre Leistungskataloge aufgenommen (siehe pdf-Tabelle unten). So konnte die Arag 2015 mehr als 12.500 Fälle in die Mediation vermitteln. Doch im Detail unterscheiden sich die Versicherer bei den Konditionen stark. Daher sollte der Versicherer vor Inanspruchnahme kontaktiert werden - damit nicht nachher die Kosten zum Konflikt werden.
Viele Rechtschutzversicherer bieten Mediation (pdf)
Weitere News
Bildquellen: Peshkova / Shutterstock.com, Fotolia