Riester-Rente besser fördern
01.05.16 16:00 Uhr
Nullzinsen und das sinkende Rentenniveau belasten Sparer. Gastautor Michael H. Heinz plädiert dafür, dass die Politik mehr für die private Altersvorsorge tut.
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von Michael H. Heinz, Gastautor von Euro am Sonntag
Ab 2030 droht jedem zweiten Rentner in Deutschland die Altersarmut, so das Ergebnis einer Berechnung des WDR. Von diesem Zeitpunkt an soll das Niveau der gesetzlichen Rente auf bis zu 43,5 Prozent des Durchschnittslohns der gesamten Lebensarbeitszeit fallen.
Gleichzeitig ist auch das andere Standbein der Altersvorsorge - die private - bedroht. Die andauernde Niedrig- oder besser Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist schleichendes Gift für die Lebens-, Renten- und Pensionsfonds. Man kann es gar nicht anders sagen: Der Nullzins frisst sich in die Verträge hinein. Entsprechend sind immer weniger Bundesbürger bereit, solide und nachhaltig für ihr Alter zu sparen - mit verheerenden Folgen.
Der Rentenbezieher von morgen wird dazu verleitet, in riskantere Geldanlagen zu investieren, die mehr Rendite versprechen. Die durchschnittliche Gesamtverzinsung von Altverträgen lag zwar letztes Jahr noch bei knapp drei Prozent, sie wird aber durch die EZB-Politik nach und nach weiter sinken, weil die Niedrigzinsphase auf Jahre hinaus zementiert wurde. Das ist ein verheerendes Signal für die Motivation zu einer notwendigen Altersvorsorge.
Daher ist für uns Versicherungskaufleute die EZB-Politik auch ein Beratungsanlass. Wir werden Kunden für Alternativen sensibilisieren und ihnen zukünftig auch Produkte mit zwar mehr Risiko - wie beispielsweise fondsgebundene Rentenversicherungen -, dafür aber umso höherer Rendite empfehlen müssen.
Die Politik darf in dieser Situation die Verbraucher nicht verunsichern. Jetzt mit unausgereiften Konzepten wie der "Deutschland- und Nahles-Rente" zu jonglieren, ist fast schon fahrlässig. Anstatt mit derlei Gedankenspielen für Verwirrung zu sorgen, gilt es, sich auf solide Wege aus der drohenden Krise zu konzentrieren und diese gemeinsam mit den Partnern aus Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen.
Die EZB muss ihre Zinspolitik überdenken. Wenn ein Mittel seine Wirkung nicht tut, sondern als Gift wirkt, dann setzt man es ab. Des Weiteren muss die private Altersvorsorge gestärkt werden. Das Absenken des gesetzlichen Rentenniveaus ist politisch gewollt und gesellschaftspolitisch unausweichlich. Doch die Politik muss dies gegenüber den Menschen ehrlich kommunizieren und sie zu privater Vorsorge motivieren.
Solide Anlagen wie die Riester-Rente müssen gestärkt und nicht schlechtgeredet werden. Die Grund- und die Kinderzulage müssen erhöht sowie die Deckelung der steuerlichen Anerkennung der Höchstfördergrenze angehoben werden. Seit Jahren setzt sich der BVK dafür ein, dass die Riester-Rente im Alter zum Schonvermögen zählt und bei individueller Bedürftigkeit im Alter nicht von den Sozialämtern angerechnet werden darf.
Und schlussendlich muss das Zulageverfahren entbürokratisiert werden. Unentschlossene können so davon überzeugt werden, dass sich die Altersvorsorge über die staatlich geförderte Riester-Rente lohnt. Das Modell hat noch erhebliches Potenzial. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 34 Millionen Bundesbürger über die staatliche Riester-Förderung für ihr Alter vorsorgen können.
Politik muss Zinsgarantie bei
Versicherungen beibehalten
Die Lebensversicherung ist ein wichtiger Baustein in der privaten Altersvorsorge. Dieses Produkt muss attraktiv gehalten bleiben. Der Garantie- bzw. Höchstrechnungszins wird von der Bundesregierung in der Deckungsrückstellungsverordnung bestimmt. Der jeweils beim Vertragsabschluss gültige Garantiezins bleibt für die gesamte Laufzeit der Lebensversicherung unverändert und ist besonders für Altverträge mit noch drei bis vier Prozent relativ hoch. Er stellt eine Grenze dar, die von Versicherern nicht unterschritten werden darf.
Wenn die Politik diesen wesentlichen Bausteinen folgt - Stärkung der Riester-Rente, Beibehaltung der einmal abgeschlossenen Zinsgarantie -, können positive Akzente im Kampf gegen die drohende Altersarmut gesetzt werden. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute steht der Politik und den Sparern dabei konstruktiv zur Seite.
zur Person:
Michael H. Heinz, Präsident des
Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute
Heinz ist seit 1984 selbstständiger Versicherungsmakler mit dem Schwerpunkt Gewerbe- und Industrieversicherungen. Er betreut bundesweit mittelständische Unternehmen. 2004 wurde er zum Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) gewählt. Mit der zweiten Wiederwahl im Jahr 2012 honorierten die Delegierten seine überaus erfolgreiche Verbandsarbeit.
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