Aktiensparpläne: Häppchen, aber kein Schnäppchen
Immer wieder mal ein bisschen, anstatt einmal ein großes Paket. Was gut klingt, ist auf Dauer teuer und kaum mehr als nettes Beiwerk im Portfolio.
von B. Watermann und M. Hinterberger, Euro am Sonntag
Etwas mehr als 43.000 Euro muss man hinblättern, wenn man einen BMW 5er Touring kaufen will. Mit etwas Ausstattung wird es noch um einiges teurer. Wer nicht so tief in die Tasche greifen möchte, kauft den Wagen auf Pump und stottert den Kaufpreis anschließend in Raten ab. Im Prinzip so ähnlich funktioniert es inzwischen auch beim Aktienkauf. Wer keine Lust oder auf Anhieb nicht das nötige Kleingeld hat, gleich mehrere Tausend Euro für ein Aktienpaket eines bestimmten Unternehmens zu investieren, dem bleibt auch bei Aktien der Kauf auf Raten.
Mit S-Broker und Comdirect Bank sind in jüngerer Zeit gleich zwei Onlinebroker neu in den Markt für Aktiensparpläne eingestiegen. "Nun können unsere Kunden auch ganze Stücke in Aktien besparen und so an der wirtschaftlichen Entwicklung von einzelnen Unternehmen partizipieren - mit dem Ziel, langfristiges Vermögen aufzubauen", sagt Gregor Berneiser von S-Broker.
Auch andere Broker haben ihr Angebot ausgeweitet. Daher präsentiert €uro am Sonntag im Überblick, was derzeit am Markt möglich ist.
Depots mit Sparplänen sind bei allen Anbietern des Vergleichs kostenlos. Zentraler Unterschied ist, ob - wie bei S-Broker - nur ganze Stücke oder auch Bruchteile von Aktien geordert werden können. Da Aktien selten genauso viel kosten wie eine runde Sparrate, läuft man leicht Gefahr, dass der Sparplan nicht ausgeführt wird, wenn man nur ganze Stücke erwerben kann. Daher ist der Möglichkeit, auch Bruchteile ordern zu können, klar der Vorzug zu geben - und damit den Angeboten von Comdirect, Consorsbank, ING-DiBa und Maxblue.
Oft ist die Auswahl klein
DAX-Titel sind bei allen Brokern mit Aktiensparplänen im Angebot, oft auch MDAX-Titel, ansonsten geht das Angebot weit auseinander. Die mit Abstand größte Palette hat derzeit die Consorsbank - hier, aber auch bei der DAB Bank und ING-DiBa gibt es zudem auch ausgewählte internationale Aktien.Unterschiedlich fallen die Orderkosten aus: Bei einigen Anbietern wird eine Mindestgebühr plus prozentualer Staffel fällig - kleine Aufträge sind dann schnell ziemlich teuer. Bei diesen Anbietern sollte man besser seltener, dafür gleich größere Volumina ordern. Kleine Orders sind bei Comdirect und der Consorsbank am günstigsten - bei beiden gibt es Sparpläne schon ab 25 Euro. Vergleichsweise günstig ist es auch bei der ING-DiBa.
Lieber einmal ordern
Im Vergleich zur Einmalanlage ist die Häppchenmetho- de in puncto Orderkosten im Nachteil - auch bei den laut unserer Umfrage günstigsten Anbietern Comdirect, Consorsbank und ING-DiBa. Vorausgesetzt, man will jeden Monat 100 Euro in einen Aktiensparplan investieren, ist es bei diesen drei Instituten zwischen acht und neun Euro günstiger, einmal im Jahr für 1.200 Euro zu ordern als zwölfmal für 100 Euro. Die Einmalanlage kostet zwischen elf und zwölf, der Sparplan schlägt mit 18 bis 20 Euro zu Buche. Am größten ist der Unterschied bei der Volkswagenbank: Die einmalige Order schlägt mit zehn Euro zu Buche. Auf zwölf Monate verteilt, wären 48 Euro fällig. Übrigens: Bei Filialbanken gibt es Aktiensparpläne, wenn überhaupt, nur auf Anfrage.Doch bevor man einen Aktiensparplan abschließt, sollten einem auch dessen Tücken klar sein. So hegen Verbraucherschützer Zweifel, dass Aktiensparpläne für den langfristigen, breit gestreuten Vermögensaufbau sinnvoll sind - sie sehen darin vor allem eine nette Marketingmasche, um Anleger emotional anzusprechen. Nicht ohne Grund bezeichnen einige Banker Aktiensparpläne hinter vorgehaltener Hand auch als "Ankerprodukt", mit dem man Kunden locken will, damit sie anschließend auch andere Wertpapiere kaufen.
Daher sollte ein Aktiensparplan nur ein kleiner Teil eines Wertpapierportfolios sein, nie aber dessen Hauptbestandteil. Denn mit einem Aktiensparplan nimmt man an Wohl und Wehe eines Unternehmens teil.
Die Alternative
Eine breite Streuung, wie sie Anlageexperten dringend empfehlen, ist damit aber nicht möglich. Dafür müsste der Anleger schon eine Vielzahl von Aktien besparen. Allerdings wäre dann einiges an Geld zu investieren - auch die nicht unerheblichen Transaktionskosten wären zu berücksichtigen.Viel einfacher: Man greift gleich zu einem Sparplan auf aktiv gemanagte Fonds oder auf besonders kostengünstige Indexfonds. Dann lässt sich mit einem einzigen Sparplan die Geldanlage breit streuen, der Anleger macht sich nicht von einem Unternehmen abhängig.
Wo es Aktiensparpläne gibt und was sie kosten (pdf)
Steuerregeln:
Allgemein gilt: Wie Einzelaktien unterliegen auch Verkaufsgewinne und Dividenden aus Aktiensparplänen seit 2009 der Abgeltungsteuer. Die Depotbank überweist 25 Prozent Abgeltungsteuer und 1,375 Prozent Solidaritätszuschlag direkt ans Finanzamt. Die Kirchensteuer in Höhe von acht oder neun Prozent der fälligen Abgeltungsteuer wird seit dem 1. Januar 2015 automatisch einbehalten und an die steuererhebende Religionsgemeinschaft abgeführt. Steuerfrei sind Verkaufserlöse und Dividenden im Rahmen des Sparerpauschbetrags. Dieser garantiert, dass jährlich Kapitalerträge von 801 Euro für Alleinstehende und 1602 Euro für Paare steuerfrei bleiben. Der Pauschbetrag muss bei der Bank beantragt werden, er kann auch auf mehrere Institute verteilt werden.Vorsicht bei ausländischen Aktien: Wer Dividenden aus ausländischen Aktien kassiert oder sie mit Gewinn verkauft, muss unter Umständen Quellensteuern zahlen. Erst dann kassiert der deutsche Fiskus. Damit Anleger nicht mehr zahlen als nötig, bestehen zwischen der Bundesrepublik und über 80 Staaten Doppelbesteuerungsabkommen. Darin ist geregelt, inwieweit die heimische Bank die Quellensteuer auf die Abgeltungsteuer anrechnen kann. Es kann aber auch sein, dass - etwa bei Schweizer Aktien - die Quellensteuer nicht komplett auf die deutsche Abgeltungsteuer angerechnet werden kann. In diesem Fall muss der Anleger sich die zu viel bezahlte Steuer vom ausländischen Fiskus zurückholen. Entsprechende Formulare gibt es auf der Internetseite des Bundeszentralamts für Steuern (www.bzst.de). Die meisten Banken bieten diesen Service für ihre Kunden an, verlangen dafür aber mitunter hohe Gebühren.
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06.11.2024 | Commerzbank Buy | Warburg Research | |
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