Nebenwerte voller Überraschungen

von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Ein internationaler Megadeal und die Auswirkungen auf deutsche Nebenwerte: Caterpillar, der weltweit größte Produzent von Baumaschinen, kauft den Minenspezialisten Bucyrus, einen Hersteller von Geräten für den Über- und Untertagebau. Nach Bekanntgabe der Pläne sprang der Bucyrus-Kurs von 70 auf 90 Dollar.

Wegen dieser Übernahme werden sich Finanzexperten am Dienstag die Präsentation von Friedrich Trautwein, dem Vorstandschef von SMT Scharf, auf dem Deutschen Eigenkapitalforum sehr genau ansehen. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von entgleisungssicheren Bahnsystemen spezialisiert. Da Caterpillar derzeit auf Einkaufstour ist – erst im Oktober kaufte der US-Konzern den Mannheimer Motorenhersteller MWM und davor den amerikanischen Diesellokbauer EMD –, sind möglicherweise auch Späher des amerikanischen Baggerkonzerns auf der Veranstaltung. SMT Scharf ist nicht nur wegen seiner speziellen Technologie inte­ressant, sondern auch wegen des zuletzt massiv gestiegenen Gewinns. Bei einem Streubesitz von rund 81 Prozent wäre eine Übernahme für Caterpillar sicher kein Problem. Wie Trautwein reisen die Vorstände von über 200 Unternehmen in die Main-Metropole, um bis Mittwoch abend der Finanzcommunity die geschäftlichen Entwicklungen und Perspektiven ihrer Firmen vorzustellen.

Insgesamt haben sich 206 der 363 AGs aus dem Prime Standard zur Konferenz angekündigt. „Eine solche Großveranstaltung für Investoren und Analysten ist sehr effizient, weil man dort auf einen Streich gleich eine Reihe von interessanten Firmen und Vorständen trifft“, sagt ein Vermögensverwalter. „Die Stimmung und Fragen der anderen Teilnehmer bei den Präsentationen geben oft wichtige Impulse für die Beurteilung eines Unternehmens.“Spannende Fragen wird es sicher nicht nur bei SMT Scharf geben. Auf großes Interesse dürfte etwa die Präsentation von Alphaform am 24. November durch Firmenchef Thomas Vetter stoßen. Der Münchner Spezialist für die Auftragsfertigung von komplexen Bauteilen besitzt durch die vor Kurzem erfolgte Ausrichtung auf die Medizintechnik, aber auch wegen des hohen Buchwerts von 2,70 Euro je Aktie großes Turnaroundpotenzial. „Mit der neuen Tochter Medimet haben wir ein neues Geschäftsmodell und können damit nun auch Serien fertigen“, erklärt Vetter.

Der Vortrag des Managers auf dem Eigenkapitalforum dürfte einige Überraschungen bieten. In Finanzkreisen geht man davon aus, dass Alphaform den Umsatz im kommenden Jahr von rund 20 auf 23 Millionen Euro steigern und dabei ein Ergebnis von etwa einer Million Euro nach Steuern – etwa 20 Cent je Aktie – einfahren kann.

Auf großes Interesse dürfte auch der Vortrag von Quanmax-Aufsichtsratschef Hannes Niederhauser am Montag stoßen. Das IT-Unternehmen aus Österreich (vielen noch bekannt unter dem früheren Namen Gericom) wechselte erst vergangenen Juni in den Prime Standard und stellt sich nun zum ersten Mal auf der Konferenz in Frankfurt. Da die Aktie trotz hoher Wachstumsraten und günstiger 2011er-Bewertung mit einem Siebener-KGV nach einem Zwischenspurt im Sommer zuletzt etwas in Vergessenheit geraten ist, könnte die Veranstaltung in der Main-Metropole den Wert wieder wachküssen.Gut besucht dürfte der Termin von GFT Technologies sein. Als Softwarehaus und Vermittler von IT-Experten schwimmen die Stuttgarter zwar schon seit Mitte 2009 auf einer Erfolgswelle. Der Kurs der Aktie hat sich dabei verdoppelt. Doch vor einer Woche erhöhte Firmenchef Ulrich Dietz die Prognose für 2010 und kündigte für 2011 dynamisches Wachstum an. Bei einem trotz hoher Zuwächse günstigen 2010er-KGV von etwa zehn hat die Aktie noch Luft.

Schaltbau dürfte am Mittwoch in den Fokus von Institutionellen rücken – nicht nur wegen der für 2011 avisierten Prognose von 7,20 Euro Gewinn je Aktie. Der Verkehrstechnikkonzern wird seit dem Durchbrechen der Schallmauer von 100 Millionen Euro Börsenwert als möglicher SDAX-Kandidat gehandelt. Außerdem ist für viele internationale Fonds eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen Euro die Untergrenze, ab der sie investieren.

YOC, ein Spezialist für mobiles Marketing, ist zwar kein Indexanwärter. Doch dafür könnte Vorstandschef Dirk Kraus am Montag mit einem überzeugenden Auftritt dafür sorgen, dass die Aktie den Widerstand bei 37 Euro endlich knackt. Da wären schnelle Kursgewinne um die zehn Prozent drin.

Auch Einhell könnte für ein Kurs­plus gut sein. Die Landauer bringen bereits am Montag Neunmonatszahlen. Gut informierte Kreise rechnen mit starken Daten. Möglicherweise hebt Finanzchef Jan Teichert zur Präsentation auf dem Eigenka­pitalforum am Mittwoch die Prognose für 2010 erneut an. Da der Kurs nach einem kürzlich erreichten Dreijahreshoch etwas abbröckelte, gibt es das Papier wieder deutlich ­unter dem Eigenkapital von derzeit etwa 38 Euro.

Bei SinnerSchrader könnte am Mittwoch ein entscheidender Impuls für den Aktienkurs kommen. Seit vier Wochen hängt der Wert am Widerstand bei 2,15 Euro fest. Dabei legte der Internetspezialist 2009/10 beim Umsatz um 14,3 Prozent zu und kündigte für 2010/11 ein Wachstum von 15 bis 20 Prozent an. Möglicherweise konkretisiert der Vorstand bei seiner Präsentation die Gewinnaussichten und macht nähere Angaben zur möglichen Dividendenanhebung für 2010/11. Vier Prozent steuerfreie Rendite könnten nach aktuellen Schätzungen drin sein.

Investor-Info

Wo Überraschungen drin sind
Nicht selten präsentieren Vorstände auf dem Eigenkapitalforum völlig neue oder aber bereits in Vergessenheit geratene Unternehmensstorys. Da sind dann oft kräftige Kurssteigerungen, zum Teil über Wochen und Monate, drin. Da es beim Spezialchemiekonzern H & R Wasag derzeit operativ stark läuft, hat der Vorstand möglicherweise auf der Präsentation am Dienstag Überraschungen parat. Das könnte die Aktie von der Unterstützung bei 20 Euro kräftig nach oben schieben. 15 Prozent Kursplus könnten schnell drin sein. Euromicron verwöhnt Anleger seit Jahren mit hohen Dividenden im Bereich von fünf Prozent und mehr. Nachdem der Wert bei der Marktkapitalisierung die 100-Millionen-Euro-Marke erreicht hat, dürften sich nun für den Konzern immer mehr institutionelle Investoren interessieren. Mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die Aktie günstig zu haben.

Übrigens: finanzen.net berichtet bis Mittwoch live von der Kapitalmarktkonferenz.

Und hier gehts zur Investor Info:

Zertifikat auf den SDAX
21 von 50 Mitgliedern präsentieren
Wer auf steigende Kurse infolge der Präsentationen auf dem Deutschen Eigenkapitalforum setzen will, kann sich auch ein Zertifikat auf den SDAX ins Depot legen. Denn immerhin sind auf der Veranstaltung in Frankfurt 21 der 50 Indexmitglieder vertreten. Das Open-End-Zertifikat der Deutschen Bank hat eine vergleichsweise enge Geld-Brief-Spanne von etwa 0,4 Prozent und nimmt an der Entwicklung des Index im Verhältnis 1 : 1 teil. Das Produkt bezieht sich auf den SDAX-Performance-Index, Dividenden werden also mit eingerechnet. Das Nebenwertebarometer ist nach dem kürzlich errichteten Zweijahreshoch in eine Konsolidierungsphase eingetreten, hat wegen der größtenteil moderaten Bewertungen deutscher Small Caps mittelfristig jedoch noch Luft nach oben.

Zertifikat auf DAX Family 30
Fast ein Drittel fährt nach Frankfurt
Alternativ zum SDAX können Anleger auch ein Zertifikat auf den DAXplus-Family-30-Kursindex wählen. Dieser Index enthält die 30 größten und liquidesten börsennotierten Familienunternehmen aus dem Prime Standard, bei denen die Gründerfamilie noch entscheidenden Einfluss hat. Immerhin neun der 30 Unternehmen sind auf dem Eigen­kapitalforum vertreten. Das Zertifikat von Vontobel läuft endlos und bildet die Entwicklung des Index 1 : 1 ab.