Steuern, Gebühren & Co. - Warum Anleger ihr Depot jetzt einer gründlichen Prüfung unterziehen sollten
Spätestens unmittelbar vor dem Jahreswechsel sollte jeder Anleger sein Depot einer gründlichen Prüfung unterziehen und gegebenenfalls einige Anpassungen bzw. Modifikationen vornehmen, um stets eine ansehnliche Rendite zu erzielen.
• Mindestens einmal im Jahr sollte jedes Portfolio geprüft werden
• Mit einem Verlustausgleich können Steuern gespart werden
• Gebühren für Transkationen und ETFs dürfen nicht unbeachtet bleiben
Investoren, die kurz vor dem Jahresende ihr Depot einer kritischen Prüfung unterziehen, sollten in diesem Zusammenhang alle zur Verfügung stehenden Optimierungsmöglichkeiten ermitteln und bestenfalls unmittelbar umsetzen. Denn die persönliche Depotperformance wird nicht nur durch den Ertrag der eignen Aktien, Anleihen, Fonds & Co. beeinflusst, sondern auch durch Gebühren, Steuern und das individuelle Chancen-Risiko-Verhältnis.
Spätestens zum Jahresende ist ein Depotcheck fällig
"Natürlich sollte es nicht so sein, dass man seine Anlagen zwölf Monate lang alleine lässt und immer nur zum Jahresende einen Blick darauf wirft", so Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in einem Bericht der Augsburger Allgemeinen. Wie oft ein Investor sein eigenes Portfolio überprüft, hängt in diesem Zusammenhang natürlich auch immer mit der individuellen Strategie zusammen.
So müssen Anleger, die ausschließlich auf breitgestreute ETFs oder Fonds setzen, ihr Depot in der Regel weniger streng im Auge behalten als Investoren, die ihr Geld in Einzelaktien und Zertifikate investieren. Dennoch macht ein gründlicher Depotcheck gerade kurz vor dem Jahresende Sinn, da so vor allem die persönliche Steuerlast optimiert bzw. reduziert werden kann.
Eine steuerliche Optimierung spart bares Geld
"Vor allem hat der Depot-TÜV am Jahresende den Vorteil, dass der Anleger auch steuerliche Überlegungen berücksichtigen kann. […] Das ist vor allem dann interessant, wenn man im laufenden Jahr Gewinne erzielt hat, die steuerpflichtig sind. Dann wird der Verlust gegengerechnet und der zu versteuernde Gewinn gemildert", so Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut in Bezug auf eine steuerliche Optimierung des privaten Depots.
Mit einem persönlichen Verlustausgleich lässt sich in der Regel viel Geld sparen, denn so können diverse Spekulationsverluste mit Spekulationsgewinnen, die der Abgeltungssteuer unterliegen, verrechnet werden. Gerade bei Aktieninvestitionen können realisierte Verluste so mit realisierten Kursgewinnen und Dividenden aufgerechnet werden.
Die realisierten Verluste können dabei auch die erzielten Gewinne übertreffen, da ein bestehender Verlustüberhang auf das Folgejahr übertragen wird.
Ein umfassender Strategiecheck ist das A & O
"So eine Optimierung ist sicher schön. […] Grundsätzlich gilt aber, dass man seine Anlageentscheidungen nie vordergründig anhand von steuerlichen Aspekten treffen sollte", so die Einschätzung von Kurz. "Wenn man sein Depot überprüft und sich Gedanken über dessen Zusammensetzung macht, sollte es vor allem auch darum gehen, ob die einzelnen Produkte noch zur persönlichen Strategie passen und man sie längerfristig als aussichtsreich bewertet", so die in der Augsburger Allgemeinen veröffentlichte Meinung des Finanztest-Redakteurs Bernd Brückmann.
Damit sich das eigene Depot dauerhaft erfolgreich entwickelt, sollten Anleger in jedem Fall ausschließlich rational-ökonomische Faktoren und nicht emotionale Kriterien berücksichtigen. Denn nur ein ausgeglichenes Chancen-Risiko-Verhältnis, welches sich im Einklang mit der individuellen Risikotoleranz des Anlegers befindet, kann langfristig zum Erfolg führen. So macht es für einen Anleger, der schon bei einer geringfügigen Volatilität schlaflose Nächte hat, keinen Sinn, sein Geld beispielsweise nur in wenige Einzelaktien zu investieren.
Eine Umschichtung kann die optimale Allokation rehabilitieren
Dessen ungeachtet sollten Investoren - spätesten zum Jahresende - alle ihre Positionen überprüfen und mit Blick auf die persönliche Strategie gegebenenfalls anpassen bzw. umschichten. Da sich die einzelnen Depotpositionen in der Regel unterschiedlich entwickeln, kann die ursprüngliche Vermögensallokation nach einer gewissen Zeit oft nicht mehr gewährleistet werden. In solch einem Fall kann es durchaus Sinn machen, vereinzelte Positionen abzubauen, um gegebenenfalls andere Werte nachzukaufen.
Ein derartiges Rebalancing ist jedoch immer auch mit Transaktionskosten verbunden und ist somit nicht zwangsläufig für jede Anlagestrategie zu empfehlen. Klassische Buy-and-Hold-Investoren verzichten dementsprechend in der Regel auf eine derartige Anpassung ihres Portfolios.
Individuelle Anpassungen können sich jedoch nicht nur mit Blick auf die Vermögensallokation lohnen, sondern auch aufgrund der eigenen finanziellen Bedürfnisse. So kann es sich für einen angehenden Rentner beispielweise auszahlen, wenn dieser seine thesaurierenden Fonds oder ETFs in ausschüttende Produkte umtauscht, welche ihm Monat für Monat oder Quartal für Quartal eine zusätzliche Dividende zum Ruhestand ausschütten. Gleichzeit kann es sich beispielsweise für einen Berufseinstiger rentieren, wenn dieser ausschüttende Fonds und ETFs in thesaurierende Investmentfonds umtauscht.
Anleger sollten stets die Gebühren und Kosten ihrer Depotanbieter …
Wie im Supermarkt oder beim Automobilhändler sollten Investoren auch bei ihrem Depot penibel auf die Preise bzw. die Kosten und Gebühren achten. Denn hohe Transaktionskosten, Depotführungsgebühren oder Abgaben für sonstige Dienstleistungen wie beispielsweise Dividendenausschüttungen, Eintragungen in das jeweilige Aktionärsregister oder Kosten für ETF-Sparpläne können die langfristige Rendite erheblich schmälern.
Gerade für Investoren, die viel handeln, macht es einen erheblichen Unterschied, ob die Transaktionskosten des eigenen Brokers nur fünf oder 25 Euro betragen. Denn allein bei 10 Trades im Monat ergibt sich so schon eine Kostendifferenz von 2.400 Euro pro Jahr.
… und ihrer Fonds- und ETF-Anbieter im Blick behalten
Privatanleger sollten aber nicht nur ihre Transaktionskosten und Depotgebühren im Blick haben, sondern auch die Kosten und Gebühren ihrer Investmentprodukte. Wie hoch die Kosten eines Fonds oder ETFs, ohne Ausgabeaufschläge oder Performance Fees, ausfallen, kann an der Total Expense Ratio (TER) abgelesen werden. Diese sogenannte Gesamtkostenquote muss seit 2004 für jeden Fonds oder ETF veröffentlicht werden, was den Kostenvergleich für einen Privatanleger erheblich erleichtert. Gerade ETFs, die sich auf die gleichen physischen Basiswerte beziehen, können so schnell und einfach verglichen werden.
Für einen Investoren, der beispielweise 100.000 Euro in einen MSCI-All County World ETF anlegt, macht es nämlich einen erheblichen Unterschied, ob die TER des Produkts bei 0,25 Prozent oder 0,75 Prozent pro Jahr liegt, da diese minimale Differenz von 50 Basispunkten unmittelbar einen Unterschied von 500 Euro pro Jahr bedeutet.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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