Blick in die Zukunft

Zukunftsforscher Thomsen: Der Wandel wird radikal sein

07.10.13 03:00 Uhr

Der Zukunftsforscher Thomsen prophezeit enorme Veränderungen in vielen Bereichen unseres Lebens. Autos mit Verbrennungsmotor werden schnell verschwinden und es wird einen radikalen Wandel geben.

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von Birgit Wetjen, Euro am Sonntag

Euro am Sonntag: Herr Thomsen, lassen Sie uns zuerst über die Börse reden. Was kann ein Zukunftsforscher wie Sie von der amerikanischen Investorenlegende Warren Buffett lernen?
Lars Thomsen:
Warren Buffett live zu erleben ist immer ein Ereignis, sehr lehrreich und auf jeden Fall eine Reise wert. Aber Value-Investoren wie er haben die Kennzahlen ­eines Unternehmens im Blick, also Vergangenheitswerte. Als Zukunftsforscher bin ich kein klassischer ­Value-Investor, der auf Beständigkeit fokussiert ist ...
... sondern?
Ich bin stets auf der Suche nach den Innovationen von morgen. Der Wert von Unternehmen liegt für mich in ihrer Innovationskompetenz — quasi als Erweiterung der klassischen ­Value-Definition von Buffett.

Buffett fährt mit dem Rückspiegel nicht schlecht. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway entwickelt sich seit Jahrzehnten prächtig …
Buffett ist und bleibt eine Aus­nahmeerscheinung. Sein Erfolg ist phänomenal, und das seit Jahr­zehnten. Nicht umsonst trägt er den Spitznamen „Das Orakel von Omaha“ — das sagt viel über seine Fähigkeit aus, die Zukunft zu antizipieren. Daher suche ich wie viele andere auch nach seinem „Geheimnis“. Das macht auch einen Teil der Faszination aus.

Auch für Ihre Prognosen werten Sie Daten aus der Vergangenheit aus. Lässt sich die Zukunft überhaupt prognostizieren?
Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, ob Sie morgen einen Schnupfen bekommen oder wann die nächste Naturkatastrophe eintritt. Aber man kann durchaus anhand von Trend- und Datenanalysen technologische Veränderungen bzw. Verschiebungen an den Märkten messen und aus den Ergebnissen Szenarien entwickeln. Einen sogenannten Tipping-Point, also den Zeitpunkt, an dem eine Innovation technisch und preislich marktfähig wird, kann man recht gut vorausberechnen.

Welche Ergebnisse bringen Ihre „Hochrechnungen“ aktuell?
In den kommenden Jahrzehnten werden wir in unterschiedlichen Bereichen einen radikalen Wandel erleben — zum Beispiel in den Bereichen Mobilität, Energie oder Kommunikation. Künstliche Intelligenz, technischer Fortschritt bei regenerativen Energieerzeugungs- sowie -speichertechnologien und neue Materialien werden dabei eine Schlüsselrolle spielen. Ich kann Unternehmen und auch Investoren nur raten, sich rechtzeitig darauf einzustellen.

Die E-Mobilität entwickelt sich langsamer als gedacht. Das Ziel der Regierung, dass bis 2020 eine Million E-Mobile in Deutschland zugelassen sind, scheint unerreichbar.
Das glaube ich nicht. Ich gehe davon aus, dass es bereits 2017 keinen Grund mehr geben wird, ein Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen. Denn dann werden E-Autos nicht nur umweltschonender, sondern schlicht auch spritziger, komfor­tabler und vor allem günstiger als entsprechende Autos mit Verbrennungsmotor sein. Dann „kippt“ der Markt, und ab 2020 werden Verbrenner uns so alt erscheinen wie heute Schreibmaschinen im Vergleich zu Computern.

Noch gibt es massive Probleme bezüglich Reichweiten, Infrastruktur und Kosten. Auch fehlt es an Akzeptanz in der Bevölkerung. Was macht Sie so sicher, dass sich das ­E-Auto so bald durchsetzen wird?
Ganz einfach, weil Technologie und Effizienz dem 120 Jahre alten Hubkolbenmotor weit überlegen sind. In den USA verkauft der Elektro-Pionier Tesla Motors im Luxussegment mit seinem Model S inzwischen mehr Fahrzeuge als jeder der deutschen Premiumhersteller. Die Entwicklung wird auch vor dem Massenmarkt nicht haltmachen. Dank einsetzender Skaleneffekte fallen die Preise für Akkus und E-Antriebe massiv. Die nächste Generation ­E-Autos wird zudem mehrere Hundert Kilometer Reichweite bieten. Auch eine entsprechende Lade- und Schnelllade-Infrastruktur ist sehr schnell aufbaubar.

Woran hakt es denn dann in Deutschland?
Die deutsche Automobilwirtschaft verfügt über enormes Wissen im Bereich Verbrennungsmotor — und verdient weltweit sehr gut daran. Den Unternehmen, die momentan am ­erfolgreichsten sind, tun radikale Veränderungen am meisten weh. Schließlich sägt man nicht gern an dem Ast, auf dem man sitzt. Tesla Motors dagegen war frei, das Auto ganz neu zu erfinden. Dadurch ­haben sie einen enormen Entwicklungsvorsprung. Das Model S beispielsweise bietet schon heute Reichweiten von knapp 500 Kilometern.

Daimler ist seit vier Jahren an Tesla beteiligt, BMW hat gerade Milliarden in die E-Mobilität investiert. Den i3 wollen die Münchner ab November sogar online vermarkten …
Daimler und Tesla halte ich für eine gute Verbindung — der Anbieter mit der meisten Erfahrung und der mit der höchsten Innovationskraft können sich gegenseitig befruchten. Daimler lässt bei Tesla ganze Antriebe entwickeln und bauen — zum Beispiel die neue elektrische ­B-Klasse. BMW setzt gleich an drei Stellschrauben an — Elektroantrieb, Carbonkarosserie und Onlinevermarktung. Das ist ebenfalls mutig. Ich befürchte aber, dass sich die Kapazität der Batterie des i3 verdoppeln müsste, bevor er zum wirklichen Kassenschlager wird.

Die Automobilbranche ist ein Pfeiler der deutschen Wirtschaft. Wird das auch in Zukunft so sein?
Wenn sich die Elektromobilität durchsetzt, besteht das Risiko, dass sich der Automobilmarkt ganz neu sortiert. Bisher ist der Bau eines Autos Spezialisten vorbehalten — Verbrennungsmotorantriebe mit ihrer Motoren-, Getriebe- und Abgasreinigungstechnologie sind ein komplexes System. Ein Elektroauto zu bauen ist dagegen relativ simpel. Das könnte weltweit ganz neue Unternehmen auf den Plan rufen — zum Beispiel Anbieter von Konsumelek­tronik aus China und Korea. Die Preise für Autos jedenfalls dürften in diesem Fall radikal sinken.

Vor allem junge Leute setzen immer mehr auf „Shareconomy“ — der Zugang zu einer Leistung ist ihr wichtiger als der Besitz. Was heißt das für die Industrie?
Um beim Auto zu bleiben: Kurzfristig ließe sich die niedrigere Nachfrage hierzulande noch durch den Export kompensieren, weil das Statussymbol Auto in den Schwellenländern noch zieht. Mittelfristig aber werden Kunden nicht mehr nur Autos kaufen wollen, sondern Lifestyle und Service. Die Geschäftsmodelle der Hersteller müssen also vielseitiger werden.

Welche Rolle spielen Innovationen?
Sie werden auch in einer Shareconomy ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein. Sensortechnik beispielsweise macht sehr bald fahrerloses Fahren möglich — das wird die Fahrsicherheit, aber auch den Komfort erhöhen. Möglich, dass uns der Pkw vor dem Hotel absetzt und allein einen Parkplatz sucht. Mit solchen Angeboten können Anbieter der Zukunft punkten.

Der 3-D-Druck wird als Revolution gepriesen. Zu Recht?
Für den Privatgebrauch sehe ich die große Zukunft nicht. In den Unternehmen dagegen lassen sich Prototypen oder kleine Serien künftig sehr schnell und günstig produzieren. Auch die Bekleidungsindustrie könnte sich wandeln. Statt Kleidung von der Stange wird der Kunde in der Boutique dann nur noch beraten und vermessen — und das Kleid wird maßgeschneidert produziert. Was aber viel bedeutender ist: Die Art der Produktion verändert sich. Statt etwa zu fräsen, folgen wir der Natur und lassen Dinge wachsen, indem wir Atome übereinanderstapeln.

Können Sie Beispiele nennen?
Das gilt für die Verarbeitung von Carbon. Auch in der Produktion von Bildschirmen und in der Beleuchtungsindustrie werden längst organische LCDs eingesetzt. In den USA experimentieren erste Kliniken damit, aus Hautzellen und Polymeren Haut zu drucken, um Verbrennungsopfern zu helfen. In einer nicht zu fernen Zukunft könnten per Drucker vielleicht sogar Organe entstehen. Aber hier müssen aufseiten der Stammzellen- und Gentechnologie noch ein paar Hürden überwunden werden.

Woran erkennt man besonders ­innovative Unternehmen?
Am Management. Innovative Unternehmen werden nicht verwaltet, sondern von Menschen mit Visionen gelenkt. Leider fahren viele Manager einfach auf Sicht oder mit starrem Blick in den Rückspiegel, statt langfristige Strategien zu erarbeiten.

Welche Entwicklung steht auf ­Ihrer persönlichen Wunschliste ganz oben?
(Lacht) Da sind sich meine Frau, meine Tochter und ich einig: Wir freuen uns jetzt schon auf den lernenden Haushaltsroboter, der das Bad und die Fenster putzt, Betten bezieht, die Spülmaschine ausräumt — kurz: Der 80 Prozent aller Routinearbeiten im Haushalt erledigt. Wir haben uns gerade in Japan den kleinen ASIMO von Honda angesehen: Faszinierend — und ich kann Ihnen versichern, es wird keine zehn Jahre mehr dauern.

Kurzvita

Berater von über 450 Unternehmen
Der 1968 geborene Hamburger gründete 2001 die Firma future matters und entwickelte mit ihr eine Reihe international anerkannter Methoden zur Innovations- und Zukunftsforschung, die heute von zahlreichen Unternehmen, Institutionen und regierungsnahen Stellen weltweit für die strategische Planung verwendet werden. Vor allem machte Thomsen sich einen Namen mit der Vorausberechnung sogenannter Tipping-Points in disruptiven Entwicklungen von Märkten, Technologien und Geschäftsmodellen. Mehr als 450 Unternehmen zählen zu den Kunden von future matters. Thomsen ist vielgefragter Berater und Keynote- Sprecher auf der ganzen Welt. Auf seinen Forschungsreisen, die ihn jedes Jahr mehrfach um die Welt führen, steht Thomsen in engem Austausch mit den Menschen und Unternehmen, die unsere Zukunft gestalten. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Zürich.

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