Altersvorsorge

Rechnen mit Riester: Die besten Anbieter

08.11.14 03:00 Uhr

Rechnen mit Riester: Die besten Anbieter | finanzen.net

Wer bis Jahresende eine Förderrente abschließt, bekommt noch die vollen staatlichen Subventionen für 2014. €uro am Sonntag zeigt, für wen sich diese Verträge lohnen, welcher Anbieter am besten berät.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Walter Riester steht recht allein da. Als Bundesarbeitsminister hätte er nach eigener Auskunft gern jene Rente abgeschlossen, die heute seinen Namen trägt - durfte aber nicht. Weil er als Bundestagsabgeordneter nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt war, und das ist, von Ausnahmen abgesehen, eine Grundvoraussetzung.

Vielen anderen Bundesbürgern geht es umgekehrt: Sie könnten abschließen, tun es aber nicht. Die Zahl von Verträgen stagniert seit Längerem bei 16 Millionen (siehe Grafik auf der folgenden Seite), das Potenzial liegt nach Ansicht von Experten bei mindestens 40 Millionen.

Dabei ist die Riester-Rente (offiziell "Förderrente" genannt) für viele vorteilhaft. Dafür sorgt der dahinterstehende Mechanismus. In der Einzahlungsphase gibt es staatliche Zulagen und häufig zusätzliche Steuervorteile (die exakten Konditionen finden Sie im Kasten rechts). In der Auszahlungsphase muss die Rente zwar versteuert werden. Doch liegt der Steuersatz bei den meisten Menschen im Alter niedriger als im Erwerbsleben oder fällt ganz weg, weil das Einkommen geringer ist. Dann ergibt sich per saldo ein Plus.

Der tatsächliche Steuersatz hängt von den Unwägbarkeiten der Gesetzgebung und den persönlichen Lebensumständen im Alter ab. Doch einen ungefähren Anhaltspunkt, wie wahrscheinlich ein Zugewinn ist, bietet die sogenannte Förderquote (die Kalkulationen basieren auf dem Riester-Rechner des Onlineportals N-heydorn.de).

Die maximale Förderquote in den Beispielrechnungen gibt an, wie hoch der Anteil der staatlichen Subventionen in Form von Zulagen plus eventuellen Steuervorteilen ist, wenn man den höchstmöglichen ­Eigenbeitrag leistet. Wenn dieser Wert - grob gesagt - die wahrscheinliche Steuerquote übersteigt, gibt es nach gegenwärtigem Stand in jedem Fall ein Plus.

Und: Die Förderquote ist in den meisten Fällen beeindruckend hoch, das zeigen die Fälle 1 bis 4 auf dieser und der folgenden Doppelseite. Dies liegt wiederum am Mechanismus. Noch am wenigsten bekommen Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, wenn sie keine Kinder haben (Fälle 2 und 4) oder wenn die Kinder bereits auf den Riester-Vertrag des Ehegatten laufen (Fall 1/Mann).

Kinder als Joker
Bei einem hohen Einkommen fällt die Förderung zwar prozentual gering aus, doch winken die zusätzlichen Steuervorteile (Fall 3/Mann). Bei einem niedrigen Einkommen (Fall 2) gibt es zwar meist keine Steuervorteile, doch sorgt allein die Förderung für eine recht hohe Quote. Insbesondere durch Kinder steigt der Wert enorm an (Fälle 1/Frau und 3/Frau).

Allerdings gibt es für Geringverdiener einen gewichtigen Grund, nicht zu riestern. Wer zeitlebens als Angestellter ein geringes Einkommen hat, dessen Summe aus gesetzlicher Rente und Riester-Rente wird vermutlich unterhalb der gesetzlichen Grundsicherung (bei Rentnern das Pendant für Hartz IV) liegen. Dann gibt es also im Alter genauso viel Geld, als wenn man nicht ge­riestert hätte. Da sollten die Riester-­Prämien besser mehrere Jahre in ­einen schönen Urlaub fließen.

Genereller Nachteil von Riester-Verträgen ist, dass die absoluten Rentensummen klein sind. Das zeigt eine Untersuchung von klassischen Riester-Renten aus dem vergangenen Jahr in €uro, dem Schwestermagazin von €uro am Sonntag. Beim Testsieger Targo gibt es gerade einmal eine garantierte Monatsrente in Höhe von 142 Euro, wenn man ­25 Jahre lang die - im Test voraus­gesetzte - maximale monatliche Einzahlung inklusive Zulagen von 100 Euro leistet. Bei der Barmenia, die in der Studie ganz hinten lag, waren es sogar nur 126 Euro.

Etwas besser sieht es aus, wenn man die zuletzt bezahlte Überschussbeteiligung - also das, was an die Kunden inklusive Gewinnanteilen ausgeschüttet wird - auf die Vertragslaufzeit hochrechnet. Hier kommt Targo auf 200 Euro und Barmenia auf 177 Euro.

Angesichts der niedrigen Marktzinsen ist ein solches Fortschreiben der Überschussbeteiligung zumindest derzeit unwahrscheinlich. Zudem muss man die Inflation einberechnen. Eine Rente von 200 Euro in 25 Jahren entspricht bei einer jährlichen Geldentwertung von zwei Prozent lediglich einem heutigen Gegenwert von 122 Euro.

Es ist also eine diffizile Frage, ob man tatsächlich einen Vertrag abschließen soll. Bei der Entscheidung helfen kann die Beratung durch einen Finanzdienstleister. Wer hier wie gut ist und wer eher mau, das zeigt ein Test, den das Deutsche Kundeninstitut (DKI) gemeinsam mit €uro am Sonntag gemacht hat. Die Resultate sind derzeit besonders interessant, denn wer bis Jahresende abschließt, bekommt noch die volle Riester-Förderung für 2014.

Quintessenz von DKI-Geschäftsführer Jörn Hüsgen: "Die Unterschiede in der Beratung sind vor allem bei den Versicherern groß, von ‚sehr gut‘ bis ‚mangelhaft‘ sind alle Noten vertreten. Hingegen schneiden die Banken hier durchweg mit ‚gut‘ oder ‚sehr gut‘ ab."

Die Untersuchung unterscheidet zwischen drei Gruppen von Anbietern: Versicherer, Banken und Bausparkassen. Je Gruppe waren fünf Anbieter im Rennen. Untersucht wurden drei Kundenprofile durch sogenannte Mystery-Shopper - also Testkäufer, die als normale Kunden auftreten und 390 Kontakte über ­Filialen, Niederlassungen, Telefon, E-Mail oder das Social-Media-Netzwerk ­Facebook wahrnahmen.

Die Bewertung fußt auf drei Kategorien: Beratungsqualität mit einem Gewicht von 55 Prozent, Kundenservice mit 30 Prozent und Internetpräsenz mit 15 Prozent. Ob die Anbieter passende Produkte empfahlen, war nicht Teil der Bewertung. Dennoch wurden die konkreten Tipps erhoben. Generell gilt: Die getesteten Anbieter schoben durchgehend nur Angebote des eigenen Hauses oder der ­eigenen Finanzgruppe (Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken) nach vorne.

Hier die besten und schlechtesten Teilnehmer der jeweiligen Anbietergruppen in der Einzelwertung.

Versicherer:

Debeka ("sehr gut")
Der Anbieter überzeugt vor allem mit der besten Leistung bei der Beratung. Das ist insbesondere in den sehr umfangreichen und genauen Erläuterungen der Berater hinsichtlich der Riester-Rente begründet. Auch wurde von allen Testkunden ein detailliertes Profil erstellt, für das auch gefragt wurde, ob alternative Vorsorgeverträge bestünden. Auch in der Kategorie "Internet" gab es ein "sehr gut". Die Homepage bietet nützliche Servicemodule wie Rückrufservice, eine Suchfunktion, eine Suche nach Filialen oder eine Onlineterminvereinbarung.

Generali ("befriedigend")
Der letzte Platz ist hauptsächlich auf das "mangelhaft" in der Kategorie "Beratung" zurückzuführen. Die Testkunden kritisierten, dass keinerlei Kosten im Zusammenhang mit Riester genannt wurden: weder die des empfohlenen Produkts noch jene, die bei einem Anbieterwechsel zustande kämen. Genauso wenig wurde auf die Gebühren bei einem Produktwechsel beim selben Anbieter hingewiesen oder auf die Provision des Beraters.

Bausparkassen:

BHW ("sehr gut")
Der Spitzenplatz ist vor allem in der "sehr guten" Beratung begründet. Den Testkunden wurde dargelegt, welche Riester-Produkte es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben. Ferner gab es gute Tipps, beispielsweise wie Riester-Verträge als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden können. Auch die Internetseite erhielt die Bestnote "sehr gut". Sie ermöglicht es Interessenten, sich auch zu Hause detailliert übers Riestern zu informieren.

LBS West ("befriedigend")
Das Schlusslicht scheiterte vor allem an der als "mangelhaft" bewerteten Beratungsleistung. Ein Testkunde hat das so empfunden: "Es ging in dem Gespräch ausschließlich um den LBS-Wohnriester-Vertrag, obwohl ich mehrfach direkt und ­indirekt angesprochen habe, dass es doch auch noch andere Riester-Varianten gibt und ich noch keine Rentenlücke abgesichert habe." Der Kundenservice der LBS West -Deutschlands größte Landesbausparkasse ist in Nordrhein-Westfalen und Bremen aktiv - wird immerhin mit "befriedigend" bewertet.

Banken:

Berliner Volksbank ("sehr gut")
Sie verteidigte den ersten Rang des Vorjahres, erreichte im Service als einziges Institut ein "sehr gut" und überzeugte unter anderem durch die kürzeste Wartezeit bei Anfragen per Telefon und E-Mail. Die Fragen wurden in aller Regel inhaltlich zufriedenstellend beantwortet. Bei der Beratung rangiert die Volksbank knapp auf Platz 2. Die Berater erklärten das Konzept der Riester-Rente ausführlich und fragten alle relevanten kundenbezogenen Aspekte ab. Die Angebotsunterlagen erfüllten sämtliche Testkriterien.

Deutsche Bank ("gut")
Die letztplatzierte Bank in der Untersuchung erreichte auch bei der Beratung die niedrigste Punktzahl. Die Testkäufer bemängelten unter anderem, dass die Lebenssituation der Kunden nur unzureichend erfasst und wichtige Aspekte wie die monatlichen Ausgaben oder eventuell vorhandene Schulden nicht erfragt wurden. Zitat eines Mystery-Shoppers: "Ich war leider total verwirrt nach dem Gespräch, weil der Berater zu viele Themen durcheinander behandelt hat."

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