Vermögensverwalter-Kolumne

„Finanztransaktionssteuer macht arm” Altersvorsorge wird deutlich beschnitten

03.05.13 14:38 Uhr

„Finanztransaktionssteuer macht arm” Altersvorsorge wird deutlich beschnitten | finanzen.net

Die Finanztransaktionssteuer (FTS) kontakariert wichtige politische Ziele, um die Bevölkerung vor Altersarmut zu schützen.

von Guido vom Schemm, Geschäftsführer der MERITO Asset Management

So würde die Altersvorsorge und Ersparnis der privaten Haushalte besteuert und damit weniger attraktiv. Die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass die Einführung von Stempelsteuern normalerweise einen negativen Effekt auf Aktienkurse hat. Gerade diese Vermögensklasse profitiert von der quasi unbegrenzten Wiederveräußerbarkeit – und deren Wert wird folglich eingeschränkt, wenn bei jedem zukünftigen Kauf/Verkauf eine Steuer anfällt. Schließlich würde die FTS ausländische Anleger, zum Beispiel aus den rasch reicher werdenden Schwellenländern, die sowieso schon durch die europäische Schuldenkrise verunsichert sind, zusätzlich davon abschrecken, ihr Geld an den EU-Finanzmärkten anzulegen.

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Die private Altersvorsorge, beispielsweise durch Lebens- und Riesterversicherungen und Fondssparplänen, wird immer wichtiger, denn in Folge der demografischen Entwicklung kann das staatliche System allein den Bürgern immer weniger an wirtschaftlicher Sicherheit im Alter bieten. Zwar sollen die direkten Finanzgeschäfte der „Privatanleger“ laut EU- Kommission von der Steuer ausgenommen werden. Dies übersieht jedoch, dass in der Praxis nur ein sehr geringer Anteil der privaten Ersparnisse unmittelbar investiert wird. Selbst wenn diese direkten Finanzgeschäfte der Privaten ausgenommen sind, werden alle über Fonds, Banken oder Versicherungen angelegten Mittel belastet, einschließlich Formen der Altersvorsorge wie die sogenannte Riester-Rente.

Wie stark dieser Effekt im Einzelfall ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen steigt die absolute Belastung mit der Zahl der über den Anlagezeitraum vorgenommenen Transaktionen seitens des Intermediärs. Je häufiger ein Fonds oder eine Versicherung die angelegten Mittel umschichtet, desto höhere Kosten fallen für den Anleger an. Im Falle eines Aktienfonds sind gegebenenfalls Dividenden oder Aktienrückkäufe zu reinvestieren oder der Portfolio-Manager muss auf Entwicklungen im wirtschaftlichen Umfeld und bei der Wettbewerbsposition des entsprechenden Unternehmens reagieren. Besonders voll- replizierende ETFs könnten aufgrund ihrer Mechanik kostenmäßig massiv belastet werden. Zum anderen ist die relative Belastung umso höher, je sicherer das Geld angelegt ist, denn ein geringes Risiko bedeutet i.d.R. auch eine niedrigere Rendite. Damit werden insbesondere Geldmarktfonds belastet, die aufgrund der kurzen Laufzeit der gekauften Papiere ihre Mittel ständig umschichten müssen. Ein hoher FTS-Satz würde für diesen Markt vermutlich das Aus bedeuten. Die Gesamtkosten einer EU-weiten FTS von 0,1 Prozent hätten 2011 laut einer Analyse des Branchenverbands der europäischen Investmentfonds EFAMA bei über 35 Mrd. Euro gelegen. Diese Kosten wären letztlich komplett vom Endanleger zu tragen, entweder in der Form höherer Gebühren oder einer niedrigeren Rendite.

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Auch wenn der Umfang des negativen Effekts je nach Anlage variieren würde, die Richtung, in der eine FTS wirkt, ist klar: Sie würde das Endvermögen der Anleger und damit die von ihnen erzielte Rendite senken. Dies belegen aktuelle Beispielrechnungen:

Beispiel 1: Ein Riester-Sparvertrag auf Basis eines globalen Aktienfonds mit einer Monatsrate von 100 Euro und einer durchschnittlichen Rendite von 5 % wäre nach 40 Jahren rund 14.000 Euro weniger wert.

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Beispiel 2: Ein Privatanleger, der an einer deutschen Regionalbörse für 30.000 Euro eine Unternehmensanleihe kauft, zahlt derzeit eine maximale Handelsgebühr von 15,75 Euro. Ein FTS- Satz von 0,1 Prozent würde in diesem Fall die Transaktionskosten fast verdreifachen.

Damit wirkt die FTS dem politischen Ziel einer verstärkten individuellen Altersvorsorge entgegen, denn sie macht die Ersparnis weniger attraktiv. Außerdem würden sich Anleger durch die Steuer lenken lassen. Diese steuerminimierende Fehlallokation von Kapital würde zu gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsverlusten führen.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.