Werden die Versicherungen den Banken die Spareinlagen streitig machen?
Rendite, Risiko und Laufzeit von Geldanlagen - Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase...
... konkurrieren Banken, Fondsgesellschaften, Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften vermehrt um Spareinlagen bzw. Kundengelder. Während Versicherer ihre Produkte mit den Attributen langfristige Risikoabsicherung und Steuerbegünstigung neben der Rendite bewerben, steht bei den Banken schnelle Verfügbarkeit und Rendite klar im Vordergrund. Vor diesem Hintergrund ist Standard & Poor‘s der Überzeugung, dass Versicherer den Banken direkte Konkurrenz um Kundengelder machen. Denn insbesondere die Mittel für Familienabsicherung und private Altersvorsorge machen Banken Spareinlagen streitig.
Versicherer weiten ihr Angebot aus
Frei werdende Gelder aus fällig gewordenen Lebensversicherungen werden üblicherweise direkt auf entsprechende Bankkonten überwiesen. Versicherer reagieren mit einer kontinuierlichen Ausweitung ihrer Angebote, um diese Gelder im Unternehmen zu halten. So bieten verschiedene Versicherer Produkte mit jährlicher Zinsgutschrift bei einer Mindestlaufzeit von 3 Monaten als eine direkte Alternative zu Sparformen von Banken an.
Unsere Volkswirte erwarten bis Ende 2016 annähernd unverändert niedrige, langfristige Zinsen. Ein Bankkunde, der sein Guthaben kurzfristig verfügbar behalten möchte, würde sich eher nicht für eine Lebensversicherung entscheiden. Andererseits sieht der Kunde mit einem Bedürfnis nach finanzieller Absicherung der Familie im Invaliditäts- oder Todesfall in der Lebensversicherung eher das passende Produkt. Auch bieten nur Versicherer Garantien für eine lebenslang auszahlbare Rente. Daher gehen wir davon aus, dass Kunden trotz Niedrigzinsumfelds weiterhin in ihre Altersvorsorge investieren.
Konkurrenz fördert Wettbewerb um neue Produkte
Zusammenfassend können wir von einer gewissen Konkurrenz zwischen Banken und Lebensversicherern um Kundengelder sprechen. Allerdings bedienen Banken eher kurzfristige, flexible Sparziele, wohingegen Vorsorge und Risikoabsicherung eher für Lebensversicherer den Ausschlag geben können. Im Kontext eines vorerst anhaltend niedrigen Zinsniveaus erwarten wir nicht, dass es zu starken Verschiebungen der Kundengelder zwischen Banken und Lebensversicherern kommen wird. Es ist davon auszugehen, dass die Relationen grosso modo erhalten bleiben. Die Konkurrenz um Kundengelder fördert aber attraktivere Produkte auf beiden Seiten, letztendlich also ein Gewinn für den Kunden.
Von Volker Kudszus, Director und Fouad Bouhlou, Senior Research Assistant Insurance, Standard & Poor‘s Ratings Services, Frankfurt am Main und London
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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