Trotz geplanter Mietpreisbremse: Solide Kreditaussichten im Wohnimmobiliensektor
Angesichts der guten wirtschaftlichen Gesamtsituation und einer hohen Nachfrage nach deutschen Wohnimmobilien scheinen die Kreditaussichten für deutsche Wohnimmobilienunternehmen aktuell stabil zu bleiben.
Dies zeigt der erst kürzlich veröffentlichte Bericht von Standard & Poor's Ratings Services "Germany's Residential Property Companies Are Ripe For More M&A On The Back Of Solid Credit Foundations".
Die anhaltende Stabilität des Immobilienmarktes und der Ruf Deutschlands, als "sicherer Hafen" für Investitionen zu gelten, dürften im Jahr 2015 weitere M&A-Aktivitäten und Portfoliokonsolidierung mit sich bringen. Die konstant niedrigen Zinsen und die stabilen Eigenschaften des deutschen Marktes sollten deutschen Immobilienunternehmen den Zugang zu Bankfinanzierung und Fremdkapitalmärkten in Zukunft ermöglichen.
Moderate Auswirkungen durch Mietpreisbremse
Die Mietpreisbremse, die nach dem Wunsch der Politik dieses Jahr eingeführt werden soll, wird dagegen nach Ansicht von S&P geringe Auswirkungen auf das operative Geschäft unserer gerateten deutschen Wohnimmobilienunternehmen haben. So betrifft diese überwiegend Neuverträge und wird überwiegend in Großstädten spürbar sein, wo in den letzten Jahren ein starker Preisanstieg in Immobilien und Mieten beobachtet werden konnteDer deutsche Wohnungsmarkt ist nach wie vor stark fragmentiert und von kleinen privaten Eigentümern dominiert. Unseren Schätzungen zufolge beläuft sich der gemeinsame Marktanteil der fünf größten Wohnimmobilienunternehmen - Deutsche Annington Immobilien SE, Deutsche Wohnen AG, GAGFAH, LEG Immobilien AG und TAG Immobilien AG - auf weniger als 2 Prozent des gesamten deutschen Wohnungsmarkts. Allerdings wird sich die Marktkonsolidierung intensivieren, die M&A-Tätigkeiten werden zunehmen.
M&A-Aktivitäten nehmen 2015 zu
So unterbreitete zuletzt die Deutsche Annington ein Angebot in Höhe von 9,4 Milliarden Euro für den Erwerb der Gagfah. Zuvor hatte das Unternehmen zwei kleinere, aber dennoch bedeutende Käufe von DeWAG GmbH und Vitus Immobilien S.a.r.l. für insgesamt 2,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2014 sowie einen Börsengang im Jahr 2013 durchgeführt.
Wenn die Deutsche Annington die Übernahme von GAGFAH unter den von uns erwarteten Finanzierungsbedingungen vervollständigt, würde das langfristige Kreditrating für die Deutsche Annington auf "BBB+" heraufgestuft werden, um die maßgebliche Größe des Unternehmens sowie die ausgeglichene regionale Verteilung über Deutschland widerzuspiegeln.. Das aktuelle Angebot der Deutschen Wohnen für das österreichische Immobilienunternehmen Conwert Immobilien SE in diesen Monat bestätigte den Konsolidierungstrend am Markt. Die hierzulande bestehenden günstigen Finanzierungsbedingungen werden weiterhin M&A-Aktivitäten im Wohnimmobilienmarkt unterstützen. Die anhaltend niedrigen Zinsen und der Wunsch nach höherer finanzieller Flexibilität und Finanzierungsvielfalt haben die von S&P gerateten Wohnimmobilieneigentümer bereits im letzten Jahr dazu bewegt, auf Fremdkapitalmärkte zuzugreifen - ein Trend, der sich aus Sicht von Standard & Poor’s in diesem Jahr noch fortsetzen wird.
Von Nicole Reinhardt, Rating Analyst bei Standard & Poor’s Ratings Services am Standort London
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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