Immobilien als Kapitalanlage für Versicherungsunternehmen?
Versicherungsunternehmen gehören zu den größten Kapitalsammelstellen in Deutschland.
Zum 31.12.2013 betrugen die gesamten Kapitalanlagen der deutschen Erstversicherer nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) etwa 1.240 Milliarden Euro. Davon stecken etwa 3,7 Prozent oder 47 Milliarden Euro in Immobilien und Immobilienfonds. Hier stellt sich die Frage, wie Immobilien zu den Anlagezielen von Versicherern passen. Und wie haben sich Immobilienbestände der Versicherer in den letzten Jahren entwickelt?
Immobilien und Anlageziele der Versicherer
Versicherer sind an gut kalkulierbaren Erträgen interessiert, um die ihren Kunden langfristig zugesagten Leistungen jederzeit erfüllen zu können. Kontinuierliche Mieteinnahmen von Immobilien sind daher den Versicherungsunternehmen sehr willkommen. Sie stellen laufende Einnahmen zu festen Zeitpunkten dar und sind damit gut planbar.
Ein weiteres Anlageziel ist eine möglichst sichere Rendite. Investitionen in Immobilien in Deutschland haben in den letzten Jahren einen Inflationsschutz geliefert. Gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug die Inflationsrate 2013 etwa 1,5 Prozent und ist damit etwa so hoch wie die Rendite einer 10 jährigen Bundesanleihe (Durchschnittsrendite in 2013: 1,63 Prozent gemäß Angaben der Bundesbank). Dennoch unterliegen Immobilien stets einem Marktrisiko, und es kann zu Preisschwankungen und auch Preisverfällen kommen.
In Deutschland haben wir jedoch in den letzten Jahren eher Wertsteigerungen gesehen. Der Standard & Poor’s Artikel "Low Interest Rates Are Underpinning Europe’s House Price Recovery" vom 28. Juli 2014 zeigt, dass Immobilienpreise in Deutschland seit März 2010 um 23 Prozent zugenommen haben - das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von etwa 5,3 Prozent. Investoren in Immobilien haben in den letzten Jahren demnach nicht nur über Mieteinnahmen Erträge erzielt, sondern auch an Preissteigerungen partizipiert. Für 2014 und 2015 prognostizieren wir einen jährlichen Preisanstieg von Immobilien in Deutschland von etwa 4 Prozent. Eine "Immobilienpreisblase" sehen wir aufgrund der allgemeinen Wirtschaftssituation in Deutschland nicht.
Entwicklung der Immobilienbestände
Seit 2011 blieb der Anteil der Immobilien an den gesamten Kapitalanlagen der Versicherer relativ konstant. Da allerdings das Kapitalanlagevermögen der Versicherer insgesamt wuchs, stieg auch das absolute Vermögen in Immobilien. 2013 gab es nach Angaben der Bafin im Vergleich zu 2011 einen Volumenzuwachs von etwa 5 Milliarden Euro beziehungsweise etwa 12 Prozent.
Darüber hinaus investieren Versicherer auch indirekt in die Kapitalanlageklasse ‚Immobilien‘ über Beteiligungen in Immobilienunternehmen oder Hypothekeninvestitionen. Diese indirekten Immobilieninvestitionen können die gesamten Immobilieninvestitionen teilweise erhöhen und unterstreichen die Bedeutung von Immobilien im Kapitalanlagebestand von Versicherungen.
Von Johannes Bender (Senior Director Insurance Ratings) & Sebastian Dany (Ratings Specialist Insurance Ratings), Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Rating Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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