Studie: Jeder zweite Mitarbeiter will Homeoffice beibehalten
Teambesprechung per Videoschalte, ein Anruf statt des kurzen Zurufs zum Nachbarschreibtisch - die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert.
Vom 1. Juli an könnte der Wechsel vom Homeoffice zurück ins Büro vollzogen werden. Doch viele wollen nicht mehr zurück - jedenfalls nicht vollständig. Nach einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit mit 1000 Befragten aus ganz Hessen können sich 58 Prozent vorstellen, in Zukunft die Hälfte der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten.
"Das Homeoffice fing für viele als Notlösung an und ist nun ein fester Teil der neuen Arbeitswelt", sagte Sötkin Geitner, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Hessen. "Das Homeoffice ist mittlerweile bei den Arbeitnehmern fest etabliert und für viele ein Zukunftsmodell. Sie haben gemerkt, wie gut es sich in den eigenen vier Wänden arbeiten lässt."
Die Befragung hatte im Februar stattgefunden, als während der zweiten Corona-Welle mehr als die Hälfte der hessischen Beschäftigten im Homeoffice waren, wie eine Sprecherin sagte. Vor der Pandemie waren in Hessen nur elf Prozent der Beschäftigten mehrmals wöchentlich im Homeoffice. Doch schon in der ersten Corona-Welle hat sich ihr Anteil mehr als vervierfacht: Im April und Mai 2020 war jeder und jede Zweite regelmäßig von zu Hause aus tätig.
In der Umfrage gaben 88 Prozent der befragten Männer und Frauen an, im Homeoffice ließen sich dafür geeignete Aufgaben genauso gut erledigen wie am Arbeitsplatz in der Firma. Dabei empfanden sich 60 Prozent sogar als produktiver und nahmen die Arbeit als angenehmer wahr als im Büro, wie es hieß. Vor allem der Zeitgewinn durch den Wegfall des Wegs zur Arbeit wurde von 79 Prozent der Befragten geschätzt. 70 Prozent gaben an, dass sich Aufgaben gezielter über den Tag verteilen ließen, während 86 Prozent eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervorhoben.
Allerdings gaben 39 Prozent der Beschäftigten mit Kindern unter achtzehn Jahren an, sie seien häufig abgelenkt. Ein weiterer Nachteil im Vergleich zum Büro sei häufig eine ergonomisch unzureichende Ausstattung im Homeoffice. Das Homeoffice hat Geitner zufolge zudem viele Menschen zu Bewegungsmuffeln gemacht. Die Folge seien Gewichtszunahmen und mehr Rückenbeschwerden.
Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sich im Homeoffice weniger bewegen als vor der Pandemie - darunter waren 44 Prozent mit sogar "deutlich weniger Bewegung", hieß es. Insgesamt 35 Prozent berichteten, dass Alltagsaktivitäten wie Spazierengehen, Haus- und Gartenarbeit oder Treppensteigen weniger geworden seien. Nur jeder Zweite gab an, regelmäßig bewusst das Sitzen zu unterbrechen.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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