Bargeldlos bezahlen: Viele Banken und Sparkassen erheben Gebühren für Kartenzahlungen
Im Zuge der Corona-induzierten Abstandsregeln sowie Hygienemaßnahmen, tendieren Verbraucher vermehrt zu kontakt- und bargeldlosen Zahlungen. Welche Kostenfallen dabei lauern können.
Wie der Wirtschaftsjournalist Horst Biallo auf Biallo.de berichtet, bezahlt bereits jeder zweite Deutsche bargeldlos mit seiner Giro- oder Kreditkarte - Entwicklungen, die durch den Ausbruch der Corona-Pandemie katalysiert wurden. Zum Vergleich: 2018 fand die Abwicklung von nur rund 40 Prozent der Transaktionen bargeldlos statt.
Viele Verbraucher sind sich dabei jedoch nicht im Klaren, dass Zahlungen, die nicht bar getätigt werden, häufig mit Gebühren einhergehen, wie eine Biallo-Auswertung zeigt.
Das kostet bargeldlos Bezahlen wirklich
Die Kaufabwicklung per Kreditkarte ist im gesamten Bereich der Eurozone kostenfrei. Anders verhält es sich jedoch bei Zahlungen, die mit der Girocard durchgeführt werden: Hier fallen laut Biallo.de bis zu 80 Cent an. Eine aktuelle Auswertung von Biallo hat ergeben, dass 463 von 1.200 untersuchten Geldinstituten Gebühren erheben, die zwischen 0,02 und 0,75 Euro liegen, was einen Durchschnittswert von 0,35 Euro ergibt.
Hier wird es besonders teuer
Die deutschlandweit höchste Gebühr wurde durch die Bopfinger Bank Sechta-Ries in Baden-Württemberg und ihrem Individual-Konto erhoben - hier zahlen Kunden 0,75 Euro pro Transaktion, so die Biallo-Ergebnisse. Niels Nauhauser, Bankenexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, äußert sich gegenüber Biallo.de folgendermaßen zur Vorgehensweise vieler Geldinstitute: "Wenn die Banken in Zeiten von Corona allgemein dazu aufrufen, vermehrt bargeldlos zu zahlen, um sich und andere zu schützen, dann ist der Aufruf natürlich nicht so uneigennützig, wie er daherkommt." Er fügt weiter hinzu: "Die Banken erhalten Geld für jede Kartenzahlung und zwar vom Verbraucher ebenso wie vom Händler, während sie an Barzahlungen nichts verdienen", und erläutert damit den Hintergrund der Handlungsweise der betreffenden Banken.
Deswegen bleiben Kosten häufig unentdeckt
Wie die Biallo weiterhin berichtet, wurden bereits Mitte 2020 rund 400 Banken ermittelt, die Gebühren für Kartenzahlungen erheben. Diese Zahl wird jedoch keineswegs kleiner - aktuell ist ein Anstieg um 15 Prozent zu verzeichnen, was bedeutet, dass ca. 60 weitere Banken hinzukamen, die dieser Praktik nachgehen. Biallo.de vermutet, dass die Dunkelziffer jedoch weitaus höher ist, da es sich bei dieser Gebührenart um Kosten handelt, die sich leicht verstecken lassen.
Seit 2015 sind Banken und Sparkassen dazu verpflichtet, Kosten, die für ihre Privatkunden anfallen, auf der Internetseite offenzulegen - häufig unter der Bezeichnung wie "Pflichtinformationen" oder auch "Entgeltinformationen gemäß Zahlungskontengesetz (ZKG)" in Form von PDF-Dokumenten zu finden. Doch Achtung: Die Abbuchungen sind häufig gut versteckt oder tragen phantasievolle Bezeichnungen.
Informationen zur Gebühren-Politik können auf diesem Wege eingeholt werden
Sollten die Gebühren nicht in den Entgeltinformationen aufgeführt sein, kann die Gebührenabrechnung des Vorjahres hinzugezogen werden. Fielen die aktuellen "Buchungsgebühren" im Vergleich dazu deutlich höher aus, ist dies häufig ein Indikator dafür, dass die betreffende Bank Gebühren für Kartentransaktionen erhebt. Die "Buchungsgebühren" sind dabei oft im "Preisaushang", dem "Preisleistungsverzeichnis" oder auf der Website der Bank oder Sparkasse zu finden - so Biallo.
Verbraucher sollten hellhörig werden, wenn Folgendes zutrifft
Ist die Rede von "beleglosen Buchungen", ist Vorsicht geboten - das bedeutet in der Regel, dass Kosten angefallen sind. Betroffen sein können dabei neben Zahlungen mit der Girocard auch Gehaltseingänge, Rentenzahlungen, Mietzahlungen, Abbuchungen von Telefonrechnungen sowie sämtliche Arten von Überweisungen. Nauhauser kritisiert das Vorgehen aufs Schärfste: "Statt ehrlich und offen die Entgelte für Kartenzahlungen konkret zu nennen, werden diese im Preisverzeichnis regelmäßig unter Buchungsposten versteckt." Damit referenziert auch weiterhin die Tatsache, dass besagte versteckte Buchungen erst ans Licht kamen, als Verbraucher vermehrt sowohl durch Banken und Sparkassen als auch durch den Einzelhandel dazu aufgefordert worden sind, bargeldlos zu bezahlen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen.
Redaktion finanzen.net
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