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Hochkonjunktur zur EM: Wie verdienen Wettanbieter eigentlich ihr Geld?

17.06.21 23:15 Uhr

Hochkonjunktur zur EM: Wie verdienen Wettanbieter eigentlich ihr Geld? | finanzen.net

Spätestens seit Beginn der Fußball Europameisterschaft dürften wieder einige Sportwetten bei Wettanbietern wie Tipico, Bet365 und MyBet abgeschlossen werden. Doch woran verdienen die Wettportale eigentlich ihr Geld?

Sportwetten 2019 beliebt wie nie

Am vergangenen Freitag war es wieder soweit: Die von vielen Fußballfans lang ersehnte Fußball-Europameisterschaft (EM) startet in die Gruppenphase. Auch die Wettbüros arbeiten wieder auf Hochtouren, schließlich rechnen die Anbieter mit einer hohen Nachfrage nach Sportwetten während des gesamten Turniers.

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Wie die Erhebungen des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV) ergeben, erfreuen sich Sportwetten in Deutschland seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit. So hat der deutsche Sportwettenmarkt im Jahr 2019 bezogen auf den Umsatz einen neuen Rekord erreicht: Insgesamt 9,3 Milliarden Euro wurden in diesem Jahr in Sportwetten eingesetzt - das entspricht einer unglaublichen Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wettbüros setzen auf Gewinnmargen

Auch die Sportwettenanbieter freuen sich über diese Entwicklung. Klar, denn je höher die Nachfrage nach Sportwetten, desto höher auch der Umsatz und letztendlich der Gewinn der Anbieter. Doch woran genau verdienen die Buchmacher ihr Geld bei den Sportwetten?

Grundsätzlich erzielen Wettportale wie Tipico oder Bet365 ihre Einnahmen über die Gewinnmargen, die sich nach dem Ausgang eines Spiels oder eines Wettkampfes bestimmen lassen. Ein Beispiel soll das klarer machen:
Angenommen, ein Buchmacher schätzt die Chancen der beiden Gegner in einem Fußball- oder Eishockey-Match als ausgeglichen ein und legt für beide Parteien eine Wettquote von 1,8 fest. Wetten nun Sportbegeisterte zu gleichen Teilen auf ihre Favoriten, errechnet sich die Gewinnmarge des Anbieters ganz einfach: Liegen die Einzahlungen für die Sportwette zum Beispiel bei 200.000 Euro pro Mannschaft, hat der Wettanbieter 360.000 Euro (200.000*1,8) an die erfolgreichen Tipper abzuführen. Bei insgesamt 400.000 Euro an Einzahlungen, bleiben dem Buchmacher daher 40.000 Euro Ertrag übrig - kein schlechter Deal für das Wettportal.

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Festlegung der Wettquoten

Um gewinnbringende Quoten für bevorstehende Spiele zu finden, müssen Wettbüros dem Wett-Beratungsportal Wettbasis zufolge im Voraus einiges an Rechenarbeit leisten: So gehe es darum, alle relevanten Einflussfaktoren auf den Ausgang des Spiels wie die Tabellenplatzierung der beiden Mannschaften und den direkten Vergleich zu untersuchen. Selbst die derzeitige Form der Spieler, Verletzungen und die Performance der Mannschaften mit Heimvorteilen nehmen die Mitarbeiter des Wett-Portals unter die Lupe. Nach einer umfassenden Analyse geht es dann an die Festlegung der Wettquoten.

Betrachtet man beispielsweise die Wettquoten des Anbieters Tipico im Vorfeld des ersten EM-Spiels von Deutschland gegen Frankreich, so lag die Wettquote von Frankreich bei 2.55. Für das Unentschieden hat Tipico eine 3.20er Quote festgelegt, bei deutschem Sieg konnte sich der richtige Tipper über eine Quote von 2.90 freuen. Wie Wettbasis erklärt, lassen sich aus diesen Quoten die geschätzten Wahrscheinlichkeiten der Wettbüros erkennen. Dafür bildet man den Kehrwert der Wettquote.

Tipico schätzte das EM-Spiel also mit den folgenden Wahrscheinlichkeiten ein: Frankreich gewinnt das Spiel zu 39 Prozent, Deutschland zu 34 Prozent, ein Unentschieden wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 31 Prozent bewertet. Addiert man die drei Eintrittswahrscheinlichkeiten auf, zeigt sich, dass diese kumuliert mehr als 100 Prozent (104 Prozent) ergeben. Bei ausgeglichenem Einsatzverhalten ergibt sich für den Wettanbieter daher eine Gewinnmarge von vier Prozent, der Auszahlungsschlüssel (Payout-Wert) für die Sportwetter liegt damit bei 96 Prozent.

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Lohnkosten, Miete und Wettsteuer schmälern Gewinne der Wettanbieter

Bei den meisten Wettportalen gilt generell: Je größer die Favoritenrolle einer Mannschaft, desto geringer fallen auch die Wettquoten aus, denn die Wahrscheinlichkeit, Verluste zu machen, ist für die Wettbüros hier natürlich höher. Verlieren die Favoriten-Teams dann doch einmal, fahren die Anbieter große Erträge ein - vor allem diese Ereignisse stellen nach dem Ratgeberportal Sportwettenvergleich den Hauptumsatz der Wettportale dar.

Diese Erträge sind allerdings nicht mit dem Gewinn der Wettbüros gleichzusetzen. Von den erzielten Einnahmen fließen noch Gelder für Löhne, Miete und Marketing ab. Auch die sogenannte Wettsteuer haben Wettbüros seit 2012 zu entrichten. Das heißt, fünf Prozent der Umsätze müssen an die Bundesrepublik abgegeben werden.

Das Problem: Aufgrund der hohen Konkurrenz unter den mittlerweile zahlreichen Online-Wettportalen sind die Gewinnmargen der Anbieter oftmals knapp bemessen, eine zusätzliche Abführung der Steuern empfinden einige Wettportale als finanziell belastend. Daher geben viele Anbieter die Steuerbelastung an ihre Kunden weiter. Wie Sportwettenvergleich berichtet, ziehen Wettportale wie Interwetten und Bwin ihren Tippern bei erfolgreicher Wette fünf Prozent vom Gewinn ab. Auch der bekannte Sportwetten-Anbieter Bet-at-Home schlägt die Wettsteuer auf seine Kunden um. Doch gibt es nach Sportwettenvergleich auch einige Anbieter wie Betsson oder Mobilebet, die ihre fünfprozentige Abgabe selbst übernehmen.

Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net

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