Wenn die Batterie kaputt geht: Wirtschaftlicher Totalschaden oder lohnenswerter Akkutausch?

Die Preise für Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos sind Statista zufolge in den vergangenen Jahren enorm gesunken - und dennoch ziemlich hoch. So ging 2019 ein Extremfall durch die Medien: Der Besitzer eines Smart 451 meldete nur fünf Jahre nach dem Fahrzeugkauf eine defekte Batterie. Die Kosten für den Austausch hätten sich auf 17.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer belaufen, wobei das entsprechende Smart-Modell laut chip.de neu 21.940 Euro gekostet hatte. Hier handelte es sich um einen wirtschaftlichen Totalschaden, welcher aber nicht zwangsweise in jedem Schadensfall eintreten muss.

Kosten für Akku- oder Bauteiltausch nicht bekannt

Ein wirtschaftlicher Totalschaden liegt immer dann vor, wenn die anfallenden Reparaturkosten die Differenz zwischen dem Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs und seinem Restwert übersteigen. Die Gefahr scheint daher angesichts der hohen Preise für Lithium-Ionen-Batterien recht hoch, dass bei Defekt der Batterie eines E-Autos auch ein wirtschaftlicher Totalschaden eingetreten ist. Hiervon kann allerdings nur dann ausgegangen werden, wenn die Batterie komplett ausgetauscht werden muss, was jedoch nicht immer der Fall ist. Denn viele Autobauer sehen anstelle eines kompletten Batterietauschs den Tausch von Einzelteilen vor - darunter dem Magazin Auto-Motor-Sport zufolge Tesla, BMW, AUDI und auch Mercedes. Renault beispielsweise bietet auch die Aufrüstung zu einem neueren, leistungsstärkeren Akku-Modell an.

Mercedes könne dabei die Kosten nicht einschätzen, weil der Preis sehr individuell vom konkreten Schaden abhänge, dies gelte auch für Tesla. AUDI stelle zwar die Möglichkeit eines Akkutauschs in Aussicht, empfehle aber den Tausch einzelner Bauteile, da dies deutlich billiger sei. Und auch bei BMW gibt es offenbar keine Informationen über die Kosten von Ersatzteilen: Weil - und dies gelte auch für einige andere Hersteller - schlichtweg nicht davon ausgegangen wird, dass die Batterie vor Ende der mechanischen Lebensdauer kaputtgeht. Der Einschätzung von Auto-Motor-Sport zufolge sind die Kosten für einzelne Bauteile und die entsprechenden Werkstattkosten alles in allem vermutlich deutlich niedriger als die für eine komplett neue Batterie.

Mechanische Lebensdauer der Fahrzeuge kürzer als die der Batterie

Die meisten Hersteller können also eine Reparatur ermöglichen, auch wenn sich hierüber kaum Informationen finden. Gut zu wissen ist allerdings, dass die Akkus meist gut zugänglich sind und relativ leicht ausgetauscht werden könnten - sollte es denn notwendig sein. Großen Wert auf einen leichten Zugang zum Akku legt auch Renault beim Zoé: Denn hier gibt es das Angebot, den Akku nicht mit dem Fahrzeug zu kaufen, sondern zu mieten und im Falle eines Defekts oder einer Kapazität von unter 75 Prozent austauschen zu lassen.

Ein Akkutausch ist in der Regel allerdings nicht etwa bereits nach nur wenigen Jahren vonnöten: Auto-Motor-Sport berichtet von einem Test des BMW-Modells i3, welches schon seit 2013 auf dem Markt ist. Nach drei Jahren konnten Fahrzeuge dieses Modells immer noch eine Akkukapazität von mindestens 96 Prozent vorweisen - im Jahr 2020 haben Besitzer dieses Fahrzeugmodells dem Bericht zufolge Kilometerstände von bis zu 277.000 Kilometern angegeben und laut chip.de finden sich momentan zahlreiche Teslas mit Kilometerständen im hohen sechsstelligen Bereich auf dem Gebrauchtwagenmarkt. In verschiedenen anderen Medienberichten wird von einer durchschnittlichen Batterielebensdauer von acht bis zehn Jahren geschrieben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beantwortung der Frage nach dem wirtschaftlichen Totalschaden von den Werkstattkosten und den genau auszutauschenden Bauteilen abhängt. Wichtig ist bei der Entscheidungsfällung bezüglich eines Akkutauschs, die verbleibende mechanische Lebensdauer des Fahrzeugs zu beachten und so die aus einem Akkutausch oder einer Akkureparatur resultierende neue Lebensdauer einzuschätzen.

Redaktion finanzen.net