Report: Auch im Corona-Jahr 2020 werden mehr deutsche Startups gegründet als im Vorjahr
Der Startupdetector Report ist eine jährliche Auswertung aller Startup-Neugründungen und Startup-Finanzierungsrunden. Der Report für das vergangene Jahr 2020 beschäftigt sich zudem mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Startup-Szene: Welche Trends sind geblieben, an welchen Standorten und in welchen Branchen wird am meisten gegründet?
Die Pandemie hat überall auf der Welt Auswirkungen auf die Wirtschaft - und somit selbstverständlich auch auf die Startups. Das Fazit des Startupdetector Reports 2020 ist dennoch: Die Zahl der Neugründungen in Deutschland ist im Jahr 2020 gestiegen, nur möglicherweise etwas weniger stark, als es ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre.
Zahl der Gründungen und Finanzierungsrunden sinkt in Q2 und Q3 2020
Denn ab dem zweiten Quartal 2020 ist dem Report zufolge in Deutschland die Zahl der Gründungen und Investments eingebrochen. Auch in Q3 waren es noch weniger Finanzierungsrunden, was sich in Q4 jedoch wieder besserte, sodass im zweiten Halbjahr insgesamt fast so viele Runden stattfinden konnten wie im vierten Quartal 2019. Insgesamt wurden in Deutschland 2.857 neue Startups gegründet, was rund 300 mehr Neugründungen als im Vorjahreszeitraum entspricht.
Knapp ein Viertel (24 Prozent) dieser Neugründungen wurden in Berlin getätigt, Bayern steht auf Platz zwei in diesem Ranking - hier wurden 19 Prozent aller Neugründungen amtlich gemacht. Auf dem dritten Platz steht Nordrhein-Westfalen, wo 17 Prozent aller Neugründungen eingetragen wurden. Die wenigsten Neugründungen wurden in Sachsen-Anhalt getätigt, gefolgt von Bremen auf dem vorletzten Platz und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 14. In Bayern konnte zudem eine besonders hohe Zahl (64 Prozent) an Neugründungen in der Landeshauptstadt München beobachtet werden, während sich die neuen Startups in den anderen Bundesländern geografisch mehr verteilten und in den neuen Bundesländern ein Fokus auf den Städten Potsdam, Dresden sowie Leipzig lag.
Die Pandemie beeinflusst das Interesse an den verschiedenen Branchen
Einen signifikanten Zuwachs an Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr 2019 berichtet der Report für die Länder Thüringen (+156 Prozent), Rheinland-Pfalz (+55 Prozent) und Baden-Württemberg (+23 Prozent). In Hessen allerdings nahm die Zahl der Neugründungen im Vorjahresvergleich um elf Prozent ab.
Die Top-Branchen haben sich zudem seit 2019 nicht verändert, sondern bleiben weiterhin Software, Medizin und E-Commerce. An Neugründungen und Finanzierungsrunden zugelegt haben im Vorjahresvergleich hingegen insbesondere die Branchen E-Commerce, Lebensmittel, Bildung sowie Gaming. Etwas abgeebbt ist das Interesse an Startups aus den Branchen allgemeine Software, Hardware, Mobilität, allgemeine Dienstleistungen und Blockchain- bzw. Krypto-Firmen. Diese Entwicklung bringen Experten direkt mit der Pandemie in Verbindung - so zitiert das Handelsblatt Filip Dames, Frühphaseninvestor bei Cherry Ventures: "Die Probleme in Bereichen wie Onlinehandel, Homeschooling und Homeoffice waren im vergangenen Jahr offensichtlich, sodass sich Gründer ganz bewusst mit diesen Themen befasst haben […]"
Ein weiterer Trend, der sich seit dem Vorjahr 2019 gehalten hat ist dem Report zufolge der Business-to-Business-Fokus (B2B): Dieser habe im vergangenen Jahr bei 52 Prozent gelegen, 2019 seien es rund 60 Prozent gewesen. Firmen, die an Kommunikationswegen zwischen verschiedenen Unternehmen arbeiten, standen also weiterhin im Vordergrund.
High-Tech-Gründerfonds ist 2020 größter Startup-Investor
Auch die Finanzierung der Startups hat sich seit 2019 laut Report nicht stark verändert: Knapp 1.700 Startups tauschten 2020 Unternehmensanteile gegen Kapitalspritzen. Nur 764 aller deutschen Startups - und nur zehn Prozent der Neugründungen - konnten nach durchschnittlich 19 Monaten im Geschäft Kapital in Finanzierungsrunden einsammeln, lediglich 200 aller Startups haben ihre erste Finanzierungsrunde schon innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung erlebt.
Dem Report zufolge sind die fünf deutschen Investoren, welche 2020 die meisten Unternehmen unterstützten der High-Tech-Gründungsfonds (66 Startups), Atlantic Labs (37 Startups), IBB Ventures (28 Startups), Bayern Kapital (28 Startups) und der Technologiegründerfonds Sachsen (24 Startups).
Redaktion finanzen.net
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