Self-Publishing

Bücher schreiben und selbst publizieren: Lohnt sich E-Book schreiben ohne Verlag?

02.05.23 06:44 Uhr

Bücher schreiben und selbst publizieren: Lohnt sich E-Book schreiben ohne Verlag? | finanzen.net

Eine gute Geschichte im Kopf und mit dem Ziel der Publikation sofort anfangen zu schreiben - so stellen sich viele das Autorendasein vor. Leider entspricht das nicht der Realität, denn wer veröffentlichen will, sollte sich schon vor Beginn des Schreibprozesses überlegen, ob es ein Verlag oder das Self-Publishing sein soll. Aber lohnt sich Letzteres überhaupt?

"Self-Publishing ist eine der einflussreichsten Entwicklungen im Buchmarkt der letzten Jahre. Beim verlagsunabhängigen Veröffentlichen haben Autoren die völlige Kontrolle über den Inhalt, die Gestaltung und die Vermarktung ihrer Werke. [...] Das Ergebnis ist eine noch nie dagewesene Titelvielfalt bis hinein in die kleinste thematische Nische [...]."

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Das schreibt die Book on Demand GmbH (BoD) in einer Umfrage 2019. Und es stimmt: In den letzten Jahren etablierten sich die Self-Publishing-Verlage immer mehr und wurden angesehener, das Vorurteil der minderen Qualität selbst veröffentlichter Bücher schwindet. Die Umfrage gibt auch Aufschluss darüber, welcher Weg der Veröffentlichung wirklich lohnenswert ist.

Viel Zeit wird in Marketing und Co. investiert

So gaben die über 3.000 Befragten europäischen Self-Publisher an, teilweise schon vor der Veröffentlichung mit Community-Building begonnen zu haben. Denn: Buchhandlungen sind mit Büchern aus dem Selbstverlag kaum zu erreichen, weswegen anderweitig auf Neuerscheinungen aufmerksam gemacht werden muss. Viele Autoren arbeiten daher mit Bloggern zusammen, veranstalten Wettbewerbe und Gewinnspiele, Lesungen, kreieren eine eigene Autoren-Website und beschäftigen sich mit weiteren Marketingstrategien. Das nimmt Zeit in Anspruch, weil sie oft keine Marketingexperten mit Erfahrung und Routine sind.

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Außerdem fehlt Self-Publishern die starke Marke eines Verlags, die nicht selten als Qualitäts-Garantie betrachtet wird. Neben der Schreibarbeit muss schließlich auch ein Korrektorat und Lektorat durchgeführt werden, beide Arbeitsschritte verbessern das Lesevergnügen enorm und im Verlag werden sie professionell gehandhabt.

Das finanzielle Risiko trägt der Self-Publisher allein

Aus diesem Grund sollte auch ein Self-Publisher nicht auf das Korrektorat verzichten. Wird nicht die teure professionelle Variante gewählt, können auch Freunde, Familie oder Testleser den Korrektor ersetzen. Dasselbe gilt auch für das Lektorat, welches unbedingt notwendig ist: Dem Autor eines Textes ist klar, was mit komplizierten Formulierungen gemeint ist - um Unverständliches im Text oder Handlungsstrang auffinden zu können, ist ein Lektor also Gold wert.

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Hierbei haben Self-Publisher allerdings einen großen Vorteil gegenüber Verlagsautoren: Sie können nämlich frei entscheiden, welche vorgeschlagene Änderung umgesetzt werden soll und welche nicht. Ebenso kann ein Self-Publisher bei der Gestaltung von Umschlag und Layout mitentscheiden, was Verlagsautoren oft nicht gestattet ist. Autoren, die professionelle Lektoren oder Layout-Designer wählen, haben den Vorteil, dass diese den Markt kennen und mit ihren Vorschlägen das Buch gut einer Zielgruppe anpassen können, was die Verkaufszahlen steigert.

Laut der BoD-Studie wählt die Hälfte der selbst publizierenden Autoren die Unterstützung solcher Dienstleister. Dafür investiert jeder fünfte Autor sogar mehr als 5.000 Euro - aber gut 70 Prozent der Befragten nehmen mit einem Titel weniger als diesen Betrag ein, machen also Verluste.

Verlage zahlen prozentual weniger, verkaufen aber mehr

Verlage zahlen prozentual deutlich weniger pro verkauftem Buch als Self-Publisher je Buch erhalten - gleichzeitig verkaufen Verlage aber auch deutlich mehr Exemplare. Das liegt daran, dass sie Manuskripte die vermutlich wenig Gewinn einbringen werden, meist gar nicht erst publizieren. Es hat also auch einen Grund, warum der ein oder andere Autor nur Absagen von Verlagen erhält, dieser muss allerdings nicht nur in der Qualität des Textes liegen. Auch die Zielgruppe oder die schriftstellerische Vorgeschichte des Autors spielen oftmals eine Rolle. So könnte es sich beispielsweise lohnen, zunächst im Selbstverlag zu publizieren um später eine bessere Chance bei Verlagen zu haben, die oftmals unabhängig von Verkaufszahlen auch ein Grundhonorar festlegen und dem Autor einen Großteil der Zusatzarbeit abnehmen. Oder aber ein bekannter Bestsellerautor wechselt zum Selbstverlag, weil er seine Zielgruppe kennt, hohe Verkaufszahlen hat und gerne weniger Einnahmen an den Verlag abgeben möchte.

Selbstverleger oder Onlineplattform

Wer sich dafür entscheidet selbst zu publizieren, hat zwei Möglichkeiten: Entweder, er meldet beim Finanzamt ein Gewerbe an und gilt dann offiziell als "Selbstverleger" oder geht den Weg über eine Onlineplattform. Hier werden oftmals Unterstützungs- und Beratungstools angeboten, allerdings müssen der Plattform Prozente der Einnahmen abgegeben werden. Diese sind aber längst nicht so hoch wie bei Verlagen. Dort erhält ein Autor nämlich oft nur zehn Prozent des Erlöses. Außerdem gibt es auf Onlineplattformen keinen Termindruck und beschränkte Auflagen, es wird auf Nachfrage gedruckt und das Buch ist niemals ausverkauft.

Lohnt sich das Veröffentlichen ohne Verlag nun oder nicht? Letztlich gibt es wie so oft keine pauschale Antwort auf diese Frage: Finanziell rentiert sich das Self-Publishing nicht unbedingt, besonders nicht beim ersten Buch. Allerdings schreiben die meisten Autoren nicht ausschließlich aus finanziellen Gründen sondern, weil sie eine Geschichte erzählen oder Wissen vermitteln möchten. Dafür lohnt sich das Self-Publishing in jedem Fall - denn hier verfügen Autoren über deutlich mehr gestalterische Freiheiten als im Verlag.

Die BoD-Umfrage zeigt auch, dass in Deutschland über 80 Prozent der Self-Publisher ihr Buch sowohl als E-Book als auch als Print-Exemplar verkaufen, um eine größere Zielgruppe anzusprechen. Daher wird es wohl ratsam und lohnenswert sein, sich nicht ausschließlich auf das Medium E-Book zu beschränken.

Redaktion finanzen.net

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