Schockierendes Ergebnis

Billigfleisch: So schneiden Lidl, Aldi & Co. im Test ab

31.01.20 20:09 Uhr

Billigfleisch: So schneiden Lidl, Aldi & Co. im Test ab | finanzen.net

Ein Fleisch-Test von Greenpeace offenbart, was wirklich hinter dem Tierwohl-Label steckt - die Ergebnisse sind erschreckend.

Das Tierwohl-Label

Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie die Kuh, das Schwein oder das Huhn zu Lebzeiten gehalten wurden und ob der Griff ins Kühlregal im Supermarkt wirklich eine gute Entscheidung ist. Meist sind die Haltungsbedingungen des Tieres auf den ersten Blick nicht erkennbar, doch seit vergangenem Jahr werden Verbraucher mit einem kleinen Label auf den Frischfleisch-Verpackungen darauf hingewiesen. Ein Großteil des deutschen Lebensmittelhandels hat im April 2019 diese einheitliche freiwillige Fleischkennzeichnung eingeführt. Zu sehen ist das sogenannte "Tierwohl-Label", welches vier verschiedene Haltungsformen anzeigt, welche dem Verbraucher verdeutlichen sollen, wie Geflügel, Schwein und Rind gehalten wurden.

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Die Kennzeichnung umfasst die umstrittene "Haltungsform 1", welches die Tierhaltung im Stall beschreibt und die "Haltungsform 2", die als "Stallhaltung plus" deklariert wird. Beide Formen werden von Greenpeace jedoch als tierschutzwidrig eingestuft und stehen nun in der Kritik. Darüber hinaus gibt es noch die Haltungsformen 3 und 4, die jeweils als "Haltung mit Außenklima" und "Premium-Haltung" bezeichnet werden.

Die Greenpeace-Abfrage

Für einen Fleischqualitäts-Test hat die Umweltorganisation Greenpeace bei insgesamt neun Supermarktketten nachgefragt, aus welcher Haltungsform das Fleisch in den Kühlregalen stammt. Getestet wurden Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Edeka, Netto, Rewe, Penny und Real. Greenpeace hatte die Supermarktketten aufgefordert, den Verbrauchern Auskunft über das Fleisch und die Herkunft zu geben. Bis auf Real sind alle Händler der Bitte nachgekommen und führten bereits im vergangenen Jahr die Kennzeichnung für Fleisch ein. Jedoch werden bislang nur Frischfleisch-Verpackungen gekennzeichnet, während an den Frischetheken selbst noch kaum Tierwohl-Label zum Einsatz kommen. Verarbeitetes Fleisch wird bisher noch gar nicht gekennzeichnet.

Die Ergebnisse der Abfrage

Das Ergebnis der Greenpeace-Abfrage ist erschreckend, denn hinter vielen der Supermarkt-Eigenmarken steckt offenbar Billigfleisch. Die Umweltorganisation veröffentlichte vor Kurzem die Ergebnisse des Tests und betonte, dass nach wie vor ein Großteil des Frischfleischs aus einer umweltschädlichen Billigfleisch-Produktion stammt. Insgesamt 67,8 Prozent der getesteten Frischfleisch-Eigenmarken werden der Haltungsform 1 zugeordnet. Somit stammt mehr als die Hälfte des Fleischs aus der niedrigsten Haltungsform, die Greenpeace als tierschutzwidrig eingestuft hat, und kann als Billigfleisch deklariert werden. Lediglich 2,9 Prozent stammen aus der von Greenpeace empfohlenen Haltungsform 4. Wie die Ergebnisse der Greenpeace-Abfrage deutlich machen, werden besonders Schweine und Rinder in der Haltungsform 1 gehalten, während Geflügel weitestgehend aus der Haltungsform 2 stammt.

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Das Ranking

Bei der Greenpeace-Befragung schneidet Kaufland am besten ab. Dennoch spricht das Ergebnis für sich, denn von 1.000 zu erreichenden Punkten, schaffte die Supermarktkette lediglich 179,2 Punkte und führt damit das Ranking an. Trotzdem hat der Kunde bei Kaufland die größte Chance, auf Fleisch aus artgerechter Haltung zu stoßen. Erfragt wurde die "vollständige Kennzeichnung des Frischfleisch-Angebotes der Eigenmarken", die Häufigkeit der vier verschiedenen Haltungsformen und ob der Händler plant, "Fleisch aus der schlechtesten Haltungsform 1 aus dem Sortiment zu nehmen". Die wenigsten Unternehmen kündigten an, in Zukunft auf Fleisch aus schlechter Haltung verzichten zu wollen und wenn, dann ohne genaue Zeitangabe. Lediglich Lidl gab an, bis 2022 Schweinefleisch aus der Haltungsform 1 aus dem Sortiment zu entfernen und ab 2025 auf Rindfleisch aus der von Greenpeace kritisierten Tierhaltung zu verzichten.

Die Zukunft

Für die Zukunft hat die Umweltorganisation klare Wünsche und Vorstellungen. Greenpeace fordert, künftig auch Wurstwaren, Convenience- und Tiefkühlprodukte mit dem Tierwohl-Label zu kennzeichnen, um den Verbraucher gezielt auf die Problematik der Tierhaltung aufmerksam zu machen. Insbesondere wünscht sich die Umweltorganisation jedoch, dass die Supermarktketten das Fleisch aus Billigfleisch-Produktionen aus dem Sortiment nehmen und für diesen Plan eine klare Zeitangabe machen. Allgemein will Greenpeace die Verbraucher für das Thema der nachhaltigen Ernährung sensibilisieren und ruft dazu auf, für das Klima, das Tierwohl und die eigene Gesundheit weitestgehend auf den Fleischkonsum zu verzichten oder Fleisch lediglich aus artgerechter Haltung zu kaufen.

Redaktion finanzen.net

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