"Buy now, pay later": Schuldenfalle Rechnungs- und Ratenkauf im E-Commerce
Online-Shopping wird immer beliebter, dazu haben 2020 und 2021 auch die COVID-bedingten Lockdowns beigetragen. Anbieter von digitalen Zahlungsmethoden profitieren von dieser Entwicklung und animieren Konsumenten, mehr Geld auszugeben als sie eigentlich haben: Ende 2021 entstand dadurch sogar der Hashtag #klarnaschulden.
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2019 beliefen sich die Umsätze in der deutschen E-Commerce-Branche Statista zufolge auf 59,2 Milliarden Euro. Im Folgejahr stieg dieser Wert auf 72,8 Milliarden Euro, im ersten Quartal 2022 lagen die Umsätze bei 22,82 Milliarden Euro. Auf das ganze Jahr hochgerechnet liegen die Umsätze im E-Commerce 2022 also schon bei etwas mehr als 91 Milliarden Euro: Die Branche hat seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich an Beliebtheit gewonnen. Neben den Vorteilen, die das Online-Shopping haben kann, gibt es auch einige Nachteile. So scheinen die gängigen Zahlungsmethoden für Online-Kunden zur Schuldenfalle zu werden.
"Buy now, pay later" beliebteste Zahlungsmethode in Deutschland
Das EHI hat im Sommer eine Studie zum Thema Online-Zahlungsmethoden in Deutschland veröffentlicht (Studie Online-Payment 2021). Dieser Studie zufolge ist der Kauf auf Rechnung mit 30,4 Prozent (-2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) die umsatzstärkste Methode. Mit 25 Prozent (+4,8 Prozent) liegt PayPal auf Platz zwei, das Lastschriftverfahren folgt mit 17,9 Prozent (-0,4 Prozent), die Kreditkartenzahlung liegt bei 11,8 Prozent (+1,3 Prozent).
Auffällig ist, dass mit Rechnungskauf und PayPal die beiden beliebtesten Zahlungsmethoden auf dem Konzept "Buy now, pay later" ("Jetzt kaufen, später bezahlen") beruhen. Das Konzept ermöglicht es Kunden, zunächst die Bestellung durchzuführen und die Ware zu erhalten und erst später zu bezahlen.
Großbritannien hat Werbung für Klarna bereits teilweise verboten
Das kann natürlich praktisch sein: Mit dem etwa von afterpay, PayPal oder Klarna angewandten Konzept "Buy now, pay later" ist es etwa möglich, beispielsweise mehrere Modelle eines Kleidungsstücks zu bestellen und anzuprobieren, bevor man eine endgültige Kaufentscheidung fällt. Dies konstatiert auch ZoomIN-Reporterin Lena Nagel vom ZDF in einem Beitrag zum Thema Zahlungsmöglichkeiten beim Online-Shopping von Ende 2021. Dennoch beschreibt Nagel das Konzept als Schuldenfalle und verweist auf den im Dezember 2021 umgehenden Hashtag #klarnaschulden. Sie erklärt: Die Zahlungsdienstleister sind so darauf erpicht, das Kaufverhalten der Kunden anzukurbeln, dass die Transparenz und der Überblick über den eigenen Kontostand an Bedeutung verlieren. Zudem sei etwa bei Klarna die genaue Vorgehensweise zur Bonitätsprüfung der Kunden unbekannt, außerdem müsse man erst die AGB gelesen haben, um vollständig über alle anfallenden Zusatzkosten informiert zu sein.
Und: Die Schuldenfalle sei so gefährlich, dass 2020 eine "unverantwortliche" Influencer-Kampagne für Klarna - das zweitwertvollste Finanztechnologieunternehmen der Welt - in Großbritannien zum Schutz der Käufer verboten wurde. Dies berichtet auch das Informationsportal MarketScreener.
Schuldnerberatung hilft, wieder schwarze Zahlen zu schreiben
Das große Problem bei Schulden via PayPal, Klarna & Co. ist, dass sie wie andere Schulden von der SCHUFA erfasst werden. So können unter anderem potenzielle Vermieter, die eine SCHUFA-Auskunft einholen, von den wegen Online-Käufen überzogenen Konten erfahren. Die Konsequenzen der Schuldenfalle "Buy now, pay later" sind also weitreichend.
Wer bereits Schulden hat und etwas dagegen unternehmen möchte, kann einen Termin bei der Schuldnerberatung vereinbaren. Diese unterstützt Menschen mit Schulden dabei, ihre Finanzen wieder in den Griff zu bekommen, Schuldnerberatungsbüros gibt es überall in Deutschland. Wer noch nicht in die Falle getappt ist, aber regelmäßig "Buy now, pay later"-Zahlungsmethoden nutzt, kann sich mit einem Haushaltsbuch (einer schriftlichen Übersicht über alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben) und einem festen Budget für Käufe im E-Commerce Überblick über seine Finanzen verschaffen. So kann der Schuldenfalle "Buy now, pay later" - zumindest in Teilen - vorgebeugt werden.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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