In diesen Ländern ist ein Medizinstudium auch ohne guten NC möglich
Ein Medizinstudium ist für viele Studenten aufgrund des hohen NCs in Deutschland schwierig geworden. Wer seinen Traum von einem Medizinstudium dennoch nicht aufgeben möchte, kann für das Studium ins Ausland gehen - zu diesen Bedingungen.
Auch in diesem Jahr hoffen wieder zahlreiche Bewerber auf einen Studienplatz für ihren Traum-Studiengang: Humanmedizin. Doch für alle, die keinen Numerus Clausus (NC) von 1,0 haben, stehen die Chancen in Deutschland eher schlecht: Zwar kann man über einen Medizinertest, eine Ausbildung als Rettungssanitäter oder über ehrenamtliche Tätigkeiten noch Extrapunkte für die Bewerbung sammeln, doch ist die Zahl der freien Plätze in der Bundesrepublik sehr begrenzt.
Wer dennoch weiter an seinem Traum festhalten möchte, kann für das Studium ins Ausland gehen, denn hier spielt der NC oftmals eine untergeordnete Rolle. Welche Länder für ein Medizinstudium im Ausland in Frage kommen und welche Voraussetzungen Bewerber dafür erfüllen sollten.
Medizinstudium in Österreich auch ohne guten NC möglich
Eine gute Alternative für alle angehenden Studenten, die nicht zu viel Geld für ihr Studium ausgeben können oder wollen, bietet Österreich. In Österreich ist für die Aufnahme an einer der vier staatlichen Universitäten in Wien, Innsbruck, Graz oder Linz kein guter NC notwendig, lediglich die Ergebnisse des alljährlich durchgeführten MedATs entscheiden darüber, ob ein Bewerber für ein Medizinstudium an seiner Wunschuniversität zugelassen wird oder nicht. Insgesamt 17.599 Studienbewerber hatten sich 2021 der Uni Wien zufolge verbindlich für den Aufnahmetest am 21. Juli angemeldet - und der hatte es wieder ordentlich in sich.
Vier Grundkompetenzen stehen dabei im Vordergrund: Im ersten Teil, dem Basiskenntnistest Medizinische Studien (BMS), wird hauptsächlich Allgemeinwissen über medizinrelevante Grundlagenfächer abgefragt, der zweite Teil bewertet das Textverständnis (TV) der Studienbewerber. Neben kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten (KFF) spielen beim MedAT auch sozial-emotionale Kompetenzen (SEK) eine Rolle - eine Fähigkeit, die - wie viele meinen - in Deutschland bei der Studienbewerbung vernachlässigt wird.
Im Gegensatz zu anderen Ländern hat das Medizinstudium in Österreich einen riesigen Vorteil: So belaufen sich die Studiengebühren für die Universität auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie in Deutschland - etwa 360 Euro kostet ein Semester Medizin für inländische und Studierende aus der EU aktuell.
Hohe Studiengebühren im Ausland: Bulgarien
Davon können Medizinstudierende aus anderen europäischen Ländern nur träumen. Insgesamt 4.000 Euro kostet ein Studium in Bulgarien der Vermittlungsplattform MCV zufolge pro Semester und zählt im europäischen Vergleich damit sogar eher zu den günstigeren Alternativen. Doch auch hier können Bewerber mit einem schlechten NC auf einen Studienplatz hoffen. Lediglich die Fächer Biologie und Chemie sollten in der Oberstufe belegt und einigermaßen erfolgreich abgeschlossen worden sein. In einer Aufnahmeprüfung werden diese Kenntnisse abgefragt, zusätzlich benötigen Studienbewerber einen Nachweis ihrer Englischkenntnisse (z.B. IELTS - oder TOEFL - Zeugnis). Doch auch hier ist die Zahl der Plätze begrenzt: Etwa 250 englischsprachige Studienplätze vergibt beispielsweise die Medizinische Universität in Varna - auf einen Studienplatz kommen nach der MCV Vermittlung ca. zwei Bewerber.
Gebühren für Medizinstudium in Polen, Ungarn und Co.
Auch zahlreiche andere Universitäten bieten Abiturienten aus Deutschland Plätze für ein Medizinstudium: Aufgrund der vereinfachten Zulassung und der vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten sind laut dem Stellenportal "praktischArzt" vor allem Studienplätze im Osten Europas interessant für Bewerber, die nicht allzu viel Geld in die Hand nehmen wollen. Neben Bulgarien sind daher auch Kroatien, Ungarn, Litauen, Polen und Slowenien gute Alternativen für ein Medizinstudium.
Ein Studium in Polen kostet zukünftige Ärzte den Recherchen des Stellenportals zufolge zwischen 5.000 und 6.000 Euro je Semester, in Ungarn zahlen Studienbewerber sogar 7.200 bis 7.300 Euro pro Semester. Auch die beiden Länder Kroatien und Litauen verlangen Studiengebühren auf diesem Niveau - bei ungefähr 4.500 bis 5.500 Euro liegen die anfallenden Beiträge pro halbem Jahr.
Vergleichsweise "günstig" ist dagegen ein Medizinstudium in den Niederlanden oder in Italien. So werden die Kosten für ein Semester in Holland mit 2.000 Euro angegeben, in Italien liegen die Semesterbeiträge nach dem "praktischArzt"-Portal sogar noch darunter, bei 1.000 Euro. Auch hier werden gute Kenntnisse in Biologie, Chemie und Physik vorausgesetzt und teilweise in Aufnahmetests ähnlich wie dem MedAT abgefragt. Das Problem: Die meisten Studiengänge in Italien oder in den Niederlanden werden ausschließlich in der Landessprache angeboten, in Groningen und Maastricht (Niederlande) und in Rom und Mailand (Italien) ist aber auch ein englischsprachiges Medizinstudium möglich. Auch hier benötigen angehende Medizinstudenten einen Sprachnachweis-Test wie den TOEFL.
Wer finanzielle Unterstützung für sein Medizinstudium sucht, hat in Deutschland übrigens einige Möglichkeiten: Über das sogenannte Auslands-BAföG, Bildungskredite und Stipendien kann eine Finanzierung des teuren Studiums einfacher gelingen - eine Recherche in diesem Bereich lohnt sich für Medizinstudenten, die ein Studium im Ausland absolvieren wollen.
Arbeit in Deutschland erfordert staatliche Zulassung
Aber Achtung: Wer nach seinem Medizinstudium im Ausland zurück nach Deutschland kommen und hier als Arzt arbeiten will, muss dafür zunächst eine staatliche Zulassung, die sogenannte Approbation, beantragen. Damit soll gewährleistet werden, dass der Absolvent die gleichen Standards und Voraussetzungen erfüllt wie die deutschen Absolventen. In der Bundesärzteordnung werden die einzelnen Fälle genauer festgelegt, prinzipiell gilt jedoch nach "praktischArzt", dass der medizinische Studienabschluss in allen Ländern der EU und der Schweiz in Deutschland gültig ist.
Wird der erworbene Abschluss von der zuständigen Stelle als gleichwertig mit einem deutschen Abschluss eingestuft, darf der entsprechende Bewerber zukünftig auch in Deutschland als Arzt tätig werden. Daher wird geraten, vor dem Antritt eines Studienplatzes im Ausland sicher zu gehen, dass medizinische Abschlüsse in diesem Land auch als gleichwertig anerkannt werden.
Ein Wechsel im Studium ist unter Umständen ebenfalls möglich. So berichtet das Beratungsportal Medizinstudium im Ausland (MiA) von Studenten, die nach ihrem Physikum (traditionelle Bezeichnung für die Zwischenprüfung im Medizinstudium) nach Deutschland wechseln, über die genauen Voraussetzungen sollten sich angehende Medizinstudenten aber ebenfalls vor Studienbeginn informieren.
Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net
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