Nachahmer vs. Originalmedikamente: Das sollten Patienten über Generika wissen
Der überwiegende Marktanteil an Medikamenten besteht aus sogenannten Generika, also Kopien von Originalpräparaten, denen Patente ausgelaufen sind. Welche Vorteile und möglicherweise auch Gefahren bringen diese nachgeahmten Medikamente mit sich?
Kostengünstige Kopien
Läuft das Patent eines Originalmedikaments wie z.B. Aspirin aus, versetzt dies andere Hersteller in die Lage, im Rahmen der vom Arzneimittelgesetz vorgegebenen Regeln, Medikamente mit gleichem Wirkstoff und Dosierung auf den Markt zu bringen. Diese werden Generika genannt und sind deutlich günstiger als die Originale, im Durchschnitt kosten sie etwa ein Drittel weniger. Laut welt.de begründet sich diese erhebliche Preisdifferenz unter anderem in der wesentlich geringeren Entwicklungszeit, die für Generika erforderlich ist: Wo bei einem Originalmedikament in der Regel um die acht Jahre in Forschung und Entwicklung gesteckt werden, sind die Nachahmer meistens schon nach gerade mal zwei Jahren marktreif. Den daraus resultierenden Preisvorteil kann man beispielsweise bei den Surrogaten für Aspirin beobachten. Das generische Pendant zu dem populären Schmerzmittel nennt sich ASS und kostet bei gleicher Stückzahl nur ein Drittel vom Original.
Hohe Wirkungsschwankungen
Doch obgleich die Generika denselben Wirkstoff wie ihre Vorbilder enthalten, so kann es doch zu enormen Unterschieden in der individuellen Wirkung kommen, wie rp-online.de berichtet. Die Stärke eines Generikums kann bis 25 Prozent höher und 20 Prozent geringer sein als die des Originalmedikaments, wobei der Unterschied in der Regel bei fünf Prozent liegt. Der dadurch entstehende Wirkstoffunterschied beträgt somit mitunter bis zu 45 Prozent. Das Gesetz erfordert bei der Nachahmung patentierter Medikamente das Bestehen einer sogenannten Bioäquivalenz: Der Wirkstoff des Generikums muss genauso schnell und in gleicher Menge am Wirkungsort sein wie beim Original. Die vom Gesetz erlaubte Abweichung bedingt sich welt.de zufolge vor allem durch andere verwendete Hilfsstoffe. Diese tragen dazu bei, den Wirkstoff dorthin im Körper zu transportieren, wo er seine Wirkung entfalten soll und haben darüber hinaus Einfluss auf die Verträglichkeit des Medikaments.
Risiken für die Patienten
Die genannten Unterschiede können für die Patienten durchaus gewisse Gefahren in sich bergen. Die Wirkstoffunterschiede zwischen Originalen und Generika haben zur Folge, dass die therapeutische Wirksamkeit des Nachahmers oft deutlich von der des Vorbilds abweicht, berichtet rp-online.de. Eine mögliche Folge des Umstiegs von einem patentierten Medikament auf ein Generikum ist zum Beispiel ein aus der höheren bzw. geringeren Stärke hervorgerufener Kreislaufkollaps. Besonders groß ist die Gefahr eines Medikamentenwechsels bei den von Fachleuten genannten "Critical-Dose-Medikamenten": Bei diesen kann bereits eine geringe Änderung der Wirkstoffkonzentration zu einer schwerwiegenden Beeinflussung des Krankheitsverlaufs führen. Ein weiteres Risiko ist die durch die Medikamentenvielfalt entstehende Verwechslungsgefahr. Patienten werden mit immer mehr gleichartigen Medikamenten von immer anderen Herstellern konfrontiert, die sich alle in Form, Größe, Farbe und Verpackung voneinander unterscheiden, sodass die Einordnung sogar für den verschreibenden Arzt zu einer Herausforderung werden kann. Gerade älteren Patienten, die eine große Zahl von Arzneien einnehmen müssen, wird es dadurch schwieriger gemacht, den Überblick zu behalten.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Fernando Madeira / Shutterstock.com