Europäischer Fußball: Bundesliga und Co. erzielen neue Umsatzrekorde
Die jüngste Ausgabe des "Annual Review of Football Finance" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte beweist: Der europäische Profifußball ist ein Multimilliarden-Geschäft. In der Saison 2018/19 knackte der hiesige Fußballmarkt einen neuen Umsatzrekord - die Corona-Krise sorgt jedoch für düstere Aussichten.
Der Gesamtumsatz der europäischen Fußballligen belief sich in der abgelaufenen Saison ohne Transfererlöse auf 28,9 Milliarden Euro. Damit haben die Teams eine halbe Milliarde Euro mehr eingenommen als in der Saison 2017/18. Die Haupttreiber dieser Entwicklung waren die fünf Spitzen-Wettbewerbe aus den Fußball Hochburgen England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich. Die sogenannten "Big Five" von Europa erwirtschafteten laut Deloitte rund 17 Milliarden Euro bzw. 59 Prozent des gesamten Umsatzes. Unter den Elite-Klassen gibt es jedoch ebenfalls deutliche finanzielle Unterschiede.
Bundesliga trotz Rekordumsatz nur auf Platz drei
Obwohl die Bundesliga in der Saison 2018/19 mit 3,3 Milliarden Euro (exkl. Transfererlöse) einen neuen Umsatzrekord aufstellte, rutschte sie im Ranking von Platz zwei auf Platz drei ab. Überholt wurde die deutsche Top-Liga von der spanischen Primera División. Die beiden Spielklassen liefern sich schon seit langem ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nachdem die Bundesliga in der Saison 2017/18 die Nase noch vorne hatte, konnte "La Liga" nun mit Erlösen in Höhe von 3,4 Milliarden Euro (exkl. Transfererlöse) am deutschen Oberhaus vorbeiziehen. Unangefochtener Spitzenreiter ist und bleibt jedoch die englische Premiere League. Mit einem Umsatz von 5,9 Milliarden Euro (exkl. Transfererlöse) konnte sie den Abstand auf die anderen Ligen weiter ausbauen. Die Plätze vier und fünf belegten die italienische Serie A und die französische Ligue 1, welche 2,5 Milliarden Euro bzw. 1,9 Milliarden Euro (exkl. Transfererlöse) erwirtschafteten.
Medienrechte treiben nationale Umsätze besonders stark an
Die Wachstumstreiber der einzelnen Ligen unterscheiden sich nur leicht voneinander. Bei der Premiere League sollen es laut Deloitte hauptsächlich "deutliche Zuwächse bei den kommerziellen Erlösen" und gestiegene "Ausschüttungen aus den UEFA-Wettbewerben" sein. Bei den anderen vier Spitzenklassen machen vor allem höhere Einnahmen aus den Medienrechten die positive Entwicklung aus. In Spanien, Italien und Frankreich gibt es außerdem einzelne Topklubs, die einen herausragenden Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Ligen haben. In der Primera División handelt es sich hierbei um den FC Barcelona, in der Serie A um Juventus Turin und in der Ligue 1 um Paris Saint-Germain. Indes habe die Bundesliga im Vergleich zur Vorsaison durch eine ungünstigere Zusammenstellung der Teams an kommerziellen und Spieltagerlösen verloren.
Frauenfußball besitzt großes Entwicklungspotenzial
Die Saison 2018/19 war aber nicht nur für die Herren sehr erfolgreich. Auch der Frauenfußball konnte sich über eine immense Popularitätssteigerung freuen. Rund 17 Millionen Menschen verfolgten weltweit durchschnittlich die Spiele der WM 2019 in Frankreich. Die Zuschauerzahl hat sich damit im Vergleich zur vorigen WM mehr als verdoppelt. Trotz dieser erstaunlichen Entwicklung sehen die Experten von Deloitte noch ein großes Wachstumspotenzial für die Zukunft. Insbesondere da bei den Damen viel einfacher Innovationen verwirklicht werden könnten als bei den Herren. Im Männerfußball würden "logistische Hürden wie randvolle Spielpläne" neuen Ideen und Konzepte oftmals im Weg stehen.
Ohne Fans kein Erfolg - Corona-Krise wird zu Einbruch führen
Da die Saison 2018/19 noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie endete, sind in den aktuellen Rekordmeldungen noch nicht die negativen Folgen der Krise enthalten. Die Unterbrechung des Spielbetriebs, die Geisterspiele sowie die Verschiebung der Europameisterschaft werden jedoch auf jeden Fall einen wirtschaftlichen Schaden hinterlassen. Laut der Einschätzung der Experten stehe deshalb sowohl der Amateur- als auch der Profifußball vor "teilweise existenzbedrohenden Herausforderungen".
Wie Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte, in der Pressemitteilung erklärt, sind vor allem die Fans unabdinglich für den wirtschaftlichen Erfolg der Branche: "Insbesondere ihre Begeisterung macht den Spitzenfußball zu einem attraktiven Produkt für Medien und Wirtschaftspartner aus aller Welt. Die Phase der Geisterspiele wird voraussichtlich nochmal besonders deutlich machen, wie wichtig die Atmosphäre in den Stadien für die Spieler, aber auch für die TV-Zuschauer ist." Aufgrund der Corona-Krise erwartet Deloitte zum ersten Mal seit 29 Ausgaben des Annual Review of Football Finance, für die nächste Saison keine neuen Umsatzrekorde.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: lazyllama / Shutterstock.com, Ohmega1982 / Shutterstock.com