Tierschutzsiegel irreführend: Supermärkte wie Aldi, Lidl & Co. versagen bei Tierschutztest
In einem Test der Albert-Schweizer Stiftung erreichte nur ein Supermarkt eine Punktzahl von über 50% im Tierschutz-Ranking - die Gründe?
Die schlechten Ergebnisse
In den letzten Jahren haben große Supermarktketten ihre eigenen Tierschutzrichtlinien aufgestellt, die der gesetzlichen Norm weitere Maßnahmen hinzufügen. Nun hat die Albert-Schweizer Stiftung 11 Supermärkte diesbezüglich verglichen. tegut... erreichte nur 51,6% auf der Punkteskala und liegt mit Abstand auf Platz eins im Ranking.
Es folgen Aldi, Lidl, Kaufland und dann Rewe mit 20%-30%, die anderen Testmärkte erzielen noch schlechtere Ergebnisse. Das ist auf den ersten Blick überraschend, wird doch viel mit biologischen Erzeugnissen und ökologischer Landwirtschaft geworben: Es gibt viele Gütesiegel und auch auf den Verpackungen konventionell erzeugter Tierprodukte finden sich idyllische Bilder.
Woher kommt dann der Preisunterschied?
Die schlechten Ergebnisse lassen sich durch die Standardsetzung in Form von Negativlisten erklären: Beispielsweise schließt die Formulierung "keine Käfighaltung" Massentierhaltung oder Gentechnik nicht aus. Das vergessen Verbraucher oft - allerdings kann nur so der hohe Preisunterschied zwischen ökologisch erzeugten Produkten mit hohen Tierschutzmaßnahmen und konventionell erzeugten Produkten erklärt werden. Für beide Produkte fallen nämlich ähnlich hohe Produktionskosten an. Die Mehrkosten für das ökologisch erzeugte Produkt liegen von allem in einem Mehrbedarf an Fläche, Arbeitskräften und Arbeitszeit. Ein konventionell erzeugtes Produkt benötigt davon viel weniger, erzeugt aber dafür unter anderem mehr Treibhaus- und Stickstoffbelastungen. Den Preis für die Umweltbelastungen muss der Hersteller aber nicht zahlen, anders als der ökologische Hersteller, der seine Arbeitskräfte selber entlohnen muss. Müsste der konventionelle Hersteller diese Kosten tragen, würde der Preisunterschied im Markt von 58% auf nur 20% sinken. Das würde auch den Verbraucher motivieren, die Tierschutz-Produkte zu kaufen.
Der Einfluss der Supermärkte
Doch nicht nur eine Anhebung der Verbraucherpreise für konventionell erzeugte tierische Produkte würde den Anteil an Tierschutz-Produkten in den Supermärkten steigern. Würden mehr ökologisch erzeugte Produkte angeboten, könnten diese untereinander besser konkurrieren, es gäbe konkurrenzfähigere Preise und der Verbraucher würde eher zum Bio-Fleisch greifen als dies aktuell der Fall ist. Aus diesem Grund müssten konventionelle Hersteller ihre Tierschutzmaßnahmen erhöhen, da sie sonst kaum konkurrenzfähig bleiben könnten.
Davon würden nicht nur Tiere, sondern auch Verbraucher profitieren, die sich tatsächlich an den Gütesiegeln orientieren und gesündere tierische Produkte zu sich nehmen könnten.
Redaktion finanzen.net
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