Leasing-Modell für Immobilie

Immobilien-Leasing: So funktioniert das Konzept des Probewohnens mit Kaufoption

01.09.24 05:27 Uhr

Probewohnen mit Kaufoption: Revolutioniert Immobilien-Leasing den Immobilienmarkt? | finanzen.net

Das Hamburger Start-up OWNR bietet ein neues Leasing-Modell für Immobilien an, das insbesondere potenziellen Käufern ohne ausreichendes Eigenkapital zugutekommen soll. Es ermöglicht Interessenten, eine Immobilie zunächst zu mieten, um herauszufinden, ob sie ihren Vorstellungen entspricht. Hat das Konzept eine Zukunft?

Neues Leasing-Modell für Immobilien

Der Leasingprozess beginnt laut unternehmenseigenen Angaben damit, dass OWNR eine Immobilie erwirbt und diese den Kunden als Vermieter mit einer Mindestmietdauer von 24 bis 48 Monaten zur Verfügung stellt. Für den Zeitraum schließt der Mieter mit dem Unternehmen einen Leasingvertrag, in dem ein eingeschränkter Kündigungsschutz für den Zeitraum der Mindestmiete vereinbart wird. Nach Ende der Mindestmietzeit haben die Mieter die Möglichkeit, die Immobilie zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Dieser Preis, der bereits im Leasingvertrag festgelegt wird, setzt sich laut OWNR zusammen aus dem Betrag, den OWNR ursprünglich für die Immobilie bezahlt hat, zuzüglich Renovierungskosten, eventueller Maklergebühren und einem Ausgleich für die Wertsteigerung der Immobilie. Will der Mieter das Objekt nicht erwerben, besteht am Ende der Mindestmietzeit zudem die Möglichkeit, den Mietvertrag zu verlängern oder zu kündigen.

Leasingrate anstatt Miete

Während der Mietdauer zahlen die Mieter eine sogenannte Leasingrate, die als Kaltmiete agiert und laut OWNR als eine Nutzungsgebühr für die Immobilie anzusehen ist. Die Konditionen werden laut dem Unternehmen individuell und abhängig von der jeweiligen Immobilie berechnet. Zunächst wird laut dem Unternehmen eine Kostenspanne angezeigt, wozu zusätzlich noch die geschätzten Betriebskosten sowie die vom persönlichen Verbrauch abhängigen Kosten angezeigt werden - hieraus ergibt sich dann die Leasingrate. Laut einem Interview des Geschäftsführers Nils T. Kohle mit IMMO.info fällt das Unternehmen nicht unter die Mietpreisbremse und kann daher Ausnahmeregelungen nutzen, wodurch das Unternehmen höhere Raten als die ortsübliche Miete verlangen kann. Wie Nils T. Kohle in dem Interview mit IMMO.info berichtet, würde die Leasingrate im Schnitt rund zehn Prozent über der üblichen Miete liegen. Laut Kohle gäbe es hierbei aber große Schwankungen zwischen den verschiedenen Objekten.

Verbraucherschützer sieht Immobilien-Leasing als Nischen-Markt

Laut Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg, über dessen Einschätzung FinanceFWD berichtet, sei das Produkt für Menschen interessant, "die sich in einer Umbruchphase befinden, etwa wenn sie noch nicht wissen, ob sie in einer bestimmten Region bleiben möchten". Er rät allerdings Menschen, die in der Lage seien, ein Objekt zu finanzieren, dieses lieber direkt zu tun, da durch die höhere Leasingrate von OWNR dem Kunden weniger Geld übrigbleibe, um Geld zurückzulegen. Weiter sieht er das Prinzip kritisch, dass bei einer vorzeitigen Kündigung durch den Mieter das bereits eingezahlte Geld verloren geht. Daher schätzt er das Produkt eher als ein Nischenprodukt ein, das keinen massenhaften Zulauf haben wird. Wie FinanceFWD berichtet, werden zehn Prozent der Miete auf den späteren Kaufpreis angerechnet. "Wer den Vertrag kündigt, verliert jedoch das Geld, sobald er die Schlüssel abgibt", so FinanceFWD. Ein weiterer Nachteil des Modells sei außerdem, dass die Grunderwerbsteuer zweimal anfallen würde und OWNR die Steuern weitergibt, wodurch sich die Kosten für den Käufer erhöhen würden. Laut FinanceFWD liegen die Kaufpreise von OWNR für einzelne Objekte zwischen 200.000 und circa 1,2 Millionen Euro, wobei die Immobilien von der Volksbank fremdfinanziert werden.

Redaktion finanzen.net

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