Davor hatten die Deutschen 2023 am meisten Angst
Die Ängste der Deutschen wurden 2023 von finanziellen Sorgen dominiert. Auf Platz eins der größten Ängste der Deutschen gab es im Vergleich zum Vorjahr jedoch keine Veränderung.
Bereits seit mehr als 30 Jahren führt das R+V-Infocenter jährlich persönliche Interviews mit Personen ab 14 Jahren durch. Dabei werden sie zu ihren vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Ängsten befragt. Die neuesten Erkenntnisse aus der Umfrage "Deutsche Ängste 2023", die wie üblicherweise im Sommer stattfand, wurden am 12. Oktober 2023 öffentlich zugänglich gemacht. In diesem Ranking werden die zehn bedeutendsten Sorgen der deutschen Bevölkerung präsentiert.
Redaktion finanzen.net
Platz 11: Das Ranking
Am 12. Oktober wurden die Ergebnisse der Umfrage "Die Ängste der Deutschen 2023" des Infocenters der R+V Versicherung veröffentlicht. Seit 1992 führt das R+V-Infocenter jedes Jahr persönliche Interviews mit etwa 2.400 deutschsprachigen Männern und Frauen im Alter ab 14 Jahren durch. In diesen Befragungen erkundigt man sich nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Ängsten. Die repräsentative Umfrage erfolgt traditionell im Sommer und erstreckte sich dieses Mal vom 12. Juni bis zum 20. August 2023. Das folgende Ranking präsentiert die zehn größten Sorgen der Deutschen.
Quelle: R+V Versicherung, Bild: Jag cz / Shutterstock.com
Platz 10: Klimawandel
Extreme Wetterereignisse wie heftige Unwetter in Deutschland und Hitzewellen mit Überschwemmungen in Europa verstärken die Umweltängste in der deutschen Bevölkerung. Fast die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) äußerte große Sorgen vor den Folgen des Klimawandels, was Platz zehn in der Rangliste der größten Ängste bedeutet. Die direkte Konfrontation mit den Auswirkungen des Klimawandels, einschließlich schwerwiegender Wetterextreme, beeinflusst die Wahrnehmung und Sensibilität für Umweltthemen.
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Platz 9: Pflegefall im Alter
Die steigende Anzahl pflegebedürftiger Menschen, die derzeit laut Angaben der R+V Versicherung bei rund fünf Millionen liegt, ruft ebenfalls Ängste in der deutschen Bevölkerung hervor. Diese Furcht belegt mit 48 Prozent einen Platz in den Top-Ten der Sorgen. Der zunehmende Bedarf an Pflege wirft nicht nur individuelle Herausforderungen auf, sondern stellt auch eine gesellschaftliche Belastung dar.
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Platz 8: Spaltung der Gesellschaft
Jeder zweite Deutsche fürchtet, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet und dass dies zu Konflikten führt. Eine entsprechende Frage wurde in 2023 erstmals in die Studie aufgenommen. Laut Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki gibt es schon lange eine gewisse Spaltung in verschiedenen Bereichen wie links-rechts, arm-reich oder Stadt-Land, so das Ergebnis der Studie der R+V Versicherung. Jedoch trete eine neue Konfliktlinie auf, bei der eine Gruppe konservative Werte und die Verbundenheit mit Deutschland betone, während die andere Gruppe weltoffen sei und freiheitliche Werte unterstütze. Diese Spaltung werde zunehmend sichtbar.
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Platz 7: Kosten für Steuerzahler durch EU-Schuldenkrise
Sorgen um die EU-Schuldenkrise belegen den siebten Platz in der Rangliste der größten Ängste. Die Befürchtung, dass diese Krise zu höheren Steuern führen könnte, teilen 50 Prozent der Deutschen. Diese Besorgnis spiegelt die weitverbreitete Angst vor finanziellen Belastungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten wider. Die anhaltende EU-Schuldenkrise hat somit direkte Auswirkungen auf die Ängste und Sorgen der Bevölkerung in Deutschland.
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Platz 6: Überforderung der Politiker und Politikerinnen
Das Vertrauen in die Politik sinkt laut der Langzeitstudie deutlich. Gut jeder zweite Befragte (51 Prozent) fürchtet, dass Politikerinnen und Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind, was im Vergleich zum Vorjahr eine spürbare Zunahme darstellt (2022: 44 Prozent, Platz zehn). Die Bürgerinnen und Bürger würden zukunftsfähige Lösungen und klare Kommunikation vom Staat erwarten, erlebten jedoch einen ungefilterten Dauerstreit in der Ampel und eine schwache bürgerliche Opposition, so die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki gegenüber der R+V Versicherung. Die Professorin warnte außerdem vor dem allgemein sinkenden Vertrauen in die Politik, da dies auf eine langsame Gefährdung der Demokratie hindeuten könne.
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Platz 5: Schlechtere Wirtschaftslage
Trotz des Konjunktureinbruchs und düsterer Prognosen für Deutschland ist die Furcht vor einer schlechteren Wirtschaftslage im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte zurückgegangen. Jeder zweite Befragte (51 Prozent) hat Angst vor einer Rezession, was Platz fünf im Ranking bedeutet (2022: 57 Prozent, Platz drei).
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Platz 4: Überforderung des Staats durch Geflüchtete
Die größte Zunahme verzeichnet die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten die Behörden und den deutschen Staat überfordere. Mit einem Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf nun 56 Prozent landet diese Sorge auf Platz vier. Bemerkenswert ist, dass diese Angst bisher im Osten größer war, sich jedoch 2023 im Westen um 13 Prozentpunkte erhöhte, während sie im Osten unverändert blieb. Somit ist sie im Westen mit 56 Prozent erstmals größer als im Osten (54 Prozent).
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Platz 3: Steuererhöhungen / Leistungskürzungen
Insgesamt befürchten 57 Prozent der Befragten, dass der Staat dauerhaft Steuern erhöhen oder Leistungen kürzen werde, was den dritten Platz unter den größten Ängsten einbringt. Die Angst vor solchen Maßnahmen habe einen realen Hintergrund aufgrund der präsenten Sparpläne in den Medien, so die Politikwissenschaftlerin Borucki gegenüber der R+V Versicherung.
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Platz 2: Wohnen in Deutschland unbezahlbar
Finanzielle Sorgen prägen auch Platz zwei der Top Ten: Sechs von zehn Deutschen fürchten unbezahlbaren Wohnraum. Studienleiter Brower-Rabinowitsch erklärte, dass steigende Zinsen und Baukosten den Traum vom Eigenheim zerschlügen und die Miete zur wachsenden Belastung werde. Die Angst vor unbezahlbarem Wohnraum belegt seit 2022 den zweiten Platz. In diesem Jahr sind vor allem Westdeutsche (62 Prozent) besorgt über die angespannte Wohnungsmarktlage. Im Osten teilen nur 52 Prozent die gleichen Sorgen.
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Platz 1: Steigende Lebenshaltungskosten
Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung äußern Bedenken hinsichtlich einer weiteren Steigerung der Lebenshaltungskosten. Mit 65 Prozent belegt die Sorge vor explodierenden Preisen zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz in der Studie. Im vergangenen Jahr, während Deutschland die höchste Inflation seit etwa 50 Jahren verzeichnete, stieg diese Angst um 17 Prozentpunkte (2022: 67 Prozent). Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten beherrscht regelmäßig die repräsentative Langzeitstudie: Seit 1992 nahm sie insgesamt 13-mal den ersten Platz und siebenmal den zweiten Platz im Ranking ein.
Quelle: R+V Versicherung, Bild: Jörg Brinckheger / pixelio.de
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