Warum Discounter und Supermärkte oft direkt nebeneinander liegen
Handelszentren von Supermärkten und Discountern liegen sowohl in kleinen Ortschaften als auch in der Stadt meist in unmittelbarer Nähe, anstatt über das Viertel verteilt zu sein. Warum wird die Nähe zur Konkurrenz gesucht?
Die Konkurrenz wird zum Nachbarn
Wer häufig einkaufen geht, kennt die Szenerie sehr gut: Verschiedene Supermärkte und Discounter befinden sich nebeneinander, zentriert im Ortskern und Industriegebiet oder in Städten meist an einem bestimmten Punkt des Viertels. Auf den ersten Blick macht das wirtschaftlich keinen Sinn - warum sollte man sich die Konkurrenz so nah ans eigene Haus holen?
Gerade in größeren Städten wird dieses Muster auffällig. Anstatt über ein Viertel verteilt, liegen die Supermärkte und Discounter wie Rewe, Lidl, Aldi und Edeka zusammen in einem Ballungszentrum. Handelsexperte-Thomas Vogler erklärte dies gegenüber Business Insider wie folgt: "Manche Städte genehmigen die Ansiedlung großer Einkaufsflächen aus nostalgischen Gründen nicht. Sie erhalten lieber die klassischen Tante-Emma-Läden, also Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von 400 bis 800 Quadratmetern." Zusätzlich bedingen Gesetze und das Konsumverhalten der Verbraucher die Standortentscheidung.
Gesetzliche Regulationen
Eine Anhäufung von Unternehmen wird fachsprachlich Agglomeration genannt. Sie werden, wie bereits erläutert, aus Flächenmangel oder anderen Beweggründen eingegangen. Oft werden bei solchen Zentren auch kleinere Unternehmen in das gleiche Gebäude mit eingeplant. Die einzelnen Bundesländer regulieren selbstständig die Richtgrößen für Verkaufsflächen zwischen 400 bis 600 Quadratmetern pro 1.000 Einwohner. Es gibt prinzipiell drei Stufen für Verkaufsflächen. Bei einem Grundzentrum dürfen nur Produkte verkauft werden, die die Grundbedürfnisse der Käufer decken. Bei Mittel- und Oberzentren werden auch Artikel für den weiteren Bedarf in einem größeren Sortiment geführt. Weitere Gesetze regeln auch genau, wie viele Supermärkte oder Händler bei einer Agglomeration vorhanden sein müssen, wie viel Abstand zwischen den Handelsketten gehalten werden muss und welche Zulieferwege genutzt werden dürfen.
One-Stop und Multi-Purpose-Shopping
Es gilt, wo Kunden was einkaufen, bestimmen der Preis, das Sortiment, und die Qualität. Vogler begründet die Lage der Lebensmittelkonzerne mit dem Konsumverhalten der Verbraucher: "Kunden bevorzugen das One-Stop-Shopping. Sie wollen gerne alles in Einem erledigen, ohne für einzelne Dinge weit laufen zu müssen. So kann es passieren, dass Kunden zum Beispiel Obst und Gemüse bei Edeka oder Rewe kaufen, Drogerieartikel bei DM und alles Weitere im Discounter." Die separaten Käufe bei unterschiedlichen Handelsketten begünstigen den Umsatz, der durch die Lage gezielt erhöht werden kann. Nicht nur One-Stop-Shopping wird mit einer örtlichen Verdichtung von Supermärkten bedient, auch das Prinzip des Multi-Purpose-Shopping wird abgedeckt. Dort verbindet der Käufer gezielt Einkäufe in verschiedenen Supermärkten und Discounter und kauft größere Mengen auf Vorrat. Damit wird besonders Zeit gespart. Ein Grundsatz des Multi-Purpose-Shopping ist laut einer Studie der Uni Kiel: "Je geringer die Entfernung zwischen den Geschäften, die ein Multi-Purpose-Shopper aufsucht, ist, desto größer ist die Kosteneinsparung für den Konsumenten."
Der Standort als Schlüssel zum Erfolg
Zudem kann der Standort der Schlüssel zum Unternehmenserfolg sein, das gilt auch für Supermärkte und Discounter. Ein weiterer Grund für ein Ballungszentrum aus Supermärkten ist die strategische Lage. Die Verkaufsflächen sollen sowohl für Lieferanten als auch für Konsumenten gut erreichbar sein, genug Fläche auch für weitläufige Parkplätze bieten und in der Miete nicht kostenintensiv werden. Solche Konditionen können nicht überall erfüllt werden und bedingen daher die Standortwahl.
Redaktion finanzen.net
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