Gehaltsvergleich: Besserverdiener erhöhen Kündigungsrate
Das Gehalt spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Mitarbeiter ans eigene Unternehmen zu binden. Wichtig ist die Höhe des Lohns jedoch nicht nur für den Betroffenen, sondern es beeinflusst unter Umständen das gesamte Team.
Furcht vor geringer Wertschätzung
In Deutschland gilt oft der Grundsatz, dass über Geld nicht gesprochen wird. Gehaltsneid scheint weit verbreitet: Eine Umfrage des Forsa-Instituts ergab, dass 58 Prozent der Befragten sich ungerecht behandelt fühlt, wenn ein Kollege mehr verdient. Lediglich jeder Fünfte gab an, sich für seine Kollegen zu freuen. Noch weniger Befragte - jeder Zehnte - hielten das höhere Gehalt für gerechtfertigt. Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Studie der Tel Aviv University und des People-Analytics-Unternehmens: Mit der Einstellung von Besserverdienenden steigt die Zahl der Kündigungen im Team.
Einer der möglichen Gründe ist laut Studie der "sucker effect" (zu Deutsch "Trotteleffekt"). Unter dem Effekt wird die Furcht vor Ausbeutung sowie geringer Entlohnung und Wertschätzung verstanden. Folglich wird das persönliche Engagement reduziert, um nicht als Trottel dazustehen, der zu hart arbeitet. Die Konsequenz zeichnet sich meist in einem schlechteren Betriebsklima ab.
Offenheit für neue Erfahrungen
Ein anderer möglicher Grund liege im Neuzugang an sich, das Gehalt spiele dabei eine untergeordnete Rolle: "Ein neues Teammitglied führt den Mitarbeitenden die Möglichkeit eines Jobwechsels vor Augen und lässt sie die eigene Zufriedenheit hinterfragen", wie es in der Studie heißt. Wird bei dieser Kosten-Nutzen-Abwägung der Schluss getroffen, dass andere Unternehmen besser bezahlen, kann die Kündigungsrate in die Höhe schnellen.
Gehaltserhöhung als Lösung
Oftmals gibt es nur eine Möglichkeit, um das Problem zu lösen: eine Gehaltserhöhung. Laut der Studie verbleiben Mitarbeiter eher im Unternehmen, wenn das Gehalt angepasst wird, nachdem ein Besserverdiener eingestellt wurde. Dabei scheint die zeitliche Komponente eine entscheidende Rolle zu spielen. Wird das Gehalt im ersten Monat nach der Einstellung angehoben, bleiben Mitarbeiter durchschnittlich zweieinhalb Jahre im Unternehmen. Eine Gehaltsanpassung innerhalb von sechs Monaten reduziert den Verbleib bereits auf durchschnittlich anderthalb Jahre. Nach einem Jahr ist es oftmals zu spät, denn Mitarbeiter kündigen rund 13 Monate nach Einstellung des Besserverdieners.
Angestellte sollten bei Gehaltsverhandlungen darauf achten, Argumente stets leistungs- und faktenbezogen zu formulieren. Den eigenen Marktwert zu kennen ist dabei unabdingbar, so spiegel.de. Auch wenn das Gehaltsgespräch als Reaktion auf besserverdienende Kollegen folgt, sollten Vergleiche im Gespräch vermieden werden, wie es weiter heißt. Diese seien oftmals Grundlage eines ungünstigen Verhandlungsklimas und alles andere als zielführend.
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
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