KI-Kunst

Wird KI-Kunst menschengemachten Kunstwerken den Rang ablaufen?

20.02.24 06:03 Uhr

Meisterwerke ohne Pinsel: Wie KI die Kunstwelt auf den Kopf stellt und Künstler in Bedrängnis bringt | finanzen.net

Man füttert eine künstliche Intelligenz mit Texten, und im Handumdrehen erschafft der Computer ein einzigartiges Kunstwerk, bei dem man nicht erkennen kann, dass es von einer Maschine gemalt wurde. Das ist sehr beeindruckend, doch droht mit dieser Technologie nicht die Gefahr, dass menschliche Künstler um ihre Arbeit gebracht werden könnten?

Kunstschaffende Computerprogramme

Vor ein paar Jahren konnten die meisten Menschen mit dem Begriff KI-Kunst noch gar nichts anfangen, heute ist es jedem Besitzer eines Computers möglich, mithilfe einer künstlichen Intelligenz einzigartige Kunstwerke zu erschaffen. Das Schlagwort lautet KI-getriebene Bildgenerierung: Man versorgt das entsprechende Programm mit bestimmten Texten, und dieses erstellt dann aufgrund der Eingaben Bilder, die zum Teil tatsächlich atemberaubend sind.

Technologien wie Dall-E 2, Midjourney oder auch Stable Diffusion haben mit dem Irrglauben, Computerprogramme seien nicht dazu in der Lage, selbstständig Kunstwerke zu erschaffen, gründlich aufgeräumt: Die Grafiken, die mithilfe dieser Technologien erstellt werden, sind nicht nur technisch beeindruckend, sondern mitunter so gut, dass damit sogar Kunstpreise gewonnen werden.

Laut dem Spiegel erfreut sich Stable Diffusion in letzter Zeit der größten Beliebtheit unter den Technologien zur Erstellung digitaler Kunstwerke. Es handelt sich dabei um einen enorm leistungsfähigen KI-Text-zu-Bild-Generator, den alle Internetnutzer kostenlos verwenden dürfen. Erforderlich für die Nutzung des Programms auf dem eigenen Rechner ist lediglich eine Grafikkarte mit genügend Power, genauer gesagt circa 7 GB VRAM aufwärts, und schon kann man von zu Hause aus nur durch die Eingabe von Text seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Droht das Ende der menschlichen Kunst?

Wie heise erklärt, zeigen sich die Text-zu-Bild-Generatoren bei der Interpretation der eingegeben Texte so einfallsreich, dass viele Kunstliebhaber nun von der Sorge ergriffen sind, dass die KI-Kunst das Ende der menschlichen Kunst bedeuten könnte. Man befürchtet, dass durch den technologischen Fortschritt in Zukunft viele Illustratoren, Grafiker und Konzeptkünstler in die Arbeitslosigkeit gestürzt werden könnten.

Bezüglich der Frage, ob diese Bedrohung tatsächlich gegeben ist oder ob es sich lediglich um aufgebauschte Ängste handelt, spalten sich die Meinungen der Experten. Wie beispielsweise der auch unter dem Künstlernamen "Merzmensch" bekannte Künstler Vladimir Alexeev gegenüber hr-iNFO angibt, betrachtet er diese technologische Entwicklung eher als eine einzigartige Möglichkeit, die Menschen dazu zu bringen, von Menschen geschaffene Kunst mehr wertzuschätzen, gerade weil momentan im Internet die von KIs erstellten Grafiken wie am Fließband entstehen. Viele von Alexeevs Kollegen sehen darin hingegen eine existenzielle Bedrohung für Berufsgruppen wie Maler, Fotografen und Grafiker.

Auf der Website Netzpolitik.org spricht sich der Tech-Redakteur Sebastian Meineck entschieden für die Technologie aus und äußert seine Meinung, dass die Welt durch Programme wie Stable Diffusion "buchstäblich schöner" würde. Bezüglich der Kontroverse sagt er voraus, dass die Technologie "nach einer Debatte" weitestgehend akzeptiert werden wird. Dennoch äußert auch Meineck durchaus seine eigenen Sorgen im Hinblick auf die Zukunft der Berufe von Künstlern und Grafikdesignern.

Der Maschine könnte am Ende doch der menschliche Funke fehlen

Werden menschliche Künstler nun also wegen der rasant fortschreitenden Technologie letztendlich aussterben? Wohl eher nicht. Denn wie heise erklärt, gibt es verschiedene Formen der Kreativität, die unterschiedliche Niveaus an Abstraktion aufweisen. So ist die Kreativität von Text-zu-Bild-Generatoren im besten Fall explorativ, was bedeutet, dass der Computer bei der Erstellung einer Grafik die ausdrücklichen oder impliziten Regeln befolgt und weiterspinnt, die für die Erschaffung einer bestimmten Form von Kunstwerk gelten.

Der Mensch ist hingegen zur transformativen Kreativität fähig. Dabei geht es darum, mit bestehenden Regeln zu spielen, einige wegzulassen und mitunter auch neue dazu zu erfinden. Diese Form der Kreativität ist es, durch die revolutionäre neue Kunst entsteht, die mit den alten Regeln bricht und den Übergang von einer Epoche in die nächste einläuten kann. Diese Form des Kunstschaffens einer künstlichen Intelligenz beizubringen, dürfte sich doch als sehr schwierig erweisen.

Damit soll allerdings nicht gesagt sein, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Computer dazu in die Lage zu versetzen, in seinem Schaffen von Kunst transformatorisch zu wirken. Wie heise berichtet, existieren hierzu bereits faszinierende Ansätze, die es ermöglichen könnten, lernende Systeme mit regelbasierten Maschinen zu koppeln. Doch dass die Menschen irgendwann gänzlich genug davon haben werden, Kunst zu bestaunen, die von ihren eigenen, lebendigen Artgenossen erschaffen wurde, ist dennoch eher unwahrscheinlich.

Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net

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