Bundesliga sucht Investoren für Auslands-Rechte
Die Fußball-Bundesliga öffnet sich im Kampf gegen Umsatzeinbrüche in der Corona-Pandemie für Finanzinvestoren.
Von Februar an will die Deutsche Fußball-Liga (DFL) prüfen, ob sie eine oder mehrere Beteiligungsgesellschaften bei der Vermarktung der Bundesliga-Übertragungen im Ausland ins Boot nimmt, wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Montag bestätigte. Mehr als 30 Finanzinvestoren haben Insidern zufolge Interesse gezeigt, zehn bis 25 Prozent der Anteile an einer neu zu gründenden Firma zu übernehmen, die eine Online-Plattform für die Übertragung der Bundesliga aufbauen soll. "Wir führen diese Gespräche nicht, um einen kurzfristigen Engpass zu überbrücken", betonte Seifert. Den 36 Erst- und Zweitliga-Klubs fehlen wegen der Coronakrise in den nächsten zwei Jahren rund zwei Milliarden Euro an Einnahmen.
Im Frühjahr hatte Seifert einen Einstieg von Investoren in die Vermarktung des deutschen Profifußballs noch abgelehnt. Nun gab das Präsidium der DFL, dem Seifert vorsitzt, grünes Licht für einen Verkaufsprozess für eine Minderheitsbeteiligung. Das letzte Wort haben aber die Vereine. Die DFL veranschlagt die Auslandsrechte auf einen Milliardenbetrag. Damit könnten die Vereine die Einbußen mehr als wettmachen, die ihnen durch die Schieflage zahlreicher Rechteinhaber während der Corona-Krise entstehen. In der Saison 2021/22 kommen aus dem Ausland statt 300 Millionen Euro nur noch knapp 180 Millionen herein.
Künftig könnte die Bundesliga die Spiele selbst im Internet übertragen und wäre damit nicht mehr auf Pay-TV- und Streaming-Anbieter angewiesen. Sie ist bei Fans im Ausland weit weniger gefragt als die konkurrierenden Ligen in England (Premier League) und Spanien (La Liga). Der Löwenanteil der Einnahmen kommt bisher aus dem deutschsprachigen Raum, bei der jüngsten Rechteauktion im Sommer waren die Preise unter dem Eindruck der Corona-Krise um fünf Prozent gesunken. 2021/22 müssen die Klubs zunächst mit 200 Millionen Euro pro Saison weniger auskommen.
SEIFERT: VEREINE MÜSSEN MEHR SPAREN
Angesichts fehlender Zuschauer in den Stadien, bröckelnder Medienerlöse und rückläufiger Transfereinnahmen fehlten den 36 Klubs allein in dieser Saison rund eine Milliarde Euro, rechnete Seifert vor. Das seien rund 20 Prozent der Umsätze der Saison 2018/19. Allein Eintrittskarten rissen bei den Vereinen ein Loch von 650 Millionen Euro. In der vergangenen, wegen der Pandemie unterbrochenen und mit "Geisterspielen" fortgesetzten Saison, hätten die Vereine auf 275 Millionen Euro - rund sechs Prozent der Einnahmen - verzichten müssen. "Das war ein laues Lüftchen, jetzt kommt der Sturm", sagte der DFL-Chef. "Die Corona-Pandemie wird die Klubs um fünf bis sechs Jahre zurückwerfen."
Der DFL gehe es darum, ihre Mitglieder "irgendwie" durch die Krise zu bekommen, sagte Seifert. Gut einem Drittel der Vereine hätte bei einem Saisonabbruch im Frühjahr das Aus gedroht. Viele von ihnen müssten dringend sparen, forderte Seifert. Vor allem bei den Spielergehältern müssten sie größere Abstriche machen.
Um die Einbußen etwas abzufedern, macht die DFL bei der Verteilung der Medienerlöse Zugeständnisse. In den Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 sollen 53 Prozent der Einnahmen aus den Übertragungsrechten für den deutschsprachigen Raum zu gleichen Teilen an alle 18 Erstliga-Vereine gehen, mehr als bisher. Der Rest wird weiterhin nach dem sportlichen Abschneiden der vergangenen Jahre ausgeschüttet. Der Erste der Rangliste, nach der sich die Verteilung richtet, werde damit insgesamt weniger als das Dreifache des Letzten bekommen, sagte Seifert. Einige Traditionsvereine hatten einen größeren Anteil gefordert. Ihnen kommt die DFL entgegen: Ab 2021 soll erstmals das öffentliche Interesse an einzelnen Vereinen für die Verteilung herangezogen werden.
München (Reuters)
Weitere News
Bildquellen: DJTaylor / Shutterstock.com