Strahlenbelastung: Wo das Homeoffice im Keller gefährlich werden kann
Seit der Corona-Pandemie arbeiten immer mehr Menschen im Homeoffice. Doch Achtung: Büros im Keller bergen, abhängig von Region und Bauart des Hauses, ein großes Gesundheitsrisiko - die gute Nachricht ist, dass sich etwas dagegen tun lässt.
Eine zu hohe Radonbelastung erhöht das Lungenkrebsrisiko
Wer in Deutschland über einen längeren Zeitraum im Keller arbeitet, geht ein Gesundheitsrisiko ein, denn: Regional bedingt ist man in Kellerräumen hierzulande einer erhöhten Radonbelastung ausgesetzt. Damit steigt das Risiko für Lungenkrebs, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Büros für das Homeoffice sollten also nur dann dauerhaft im Keller eingerichtet werden, wenn eine erhöhte Strahlenbelastung ausgeschlossen werden kann oder Maßnahmen dagegen ergriffen wurden.
Radon ist ein natürliches Edelgas, das überall vorkommt. In geringen Mengen ist seine radioaktive Strahlung nicht problematisch - aber: "Ein langjähriger Aufenthalt in Innenräumen mit erhöhter Radonkonzentration erhöht nachweislich das Lungenkrebsrisiko, daher sind Maßnahmen gegen Radon in manchen Fällen ratsam", schreibt das BfS auf seiner Website.
In bestimmten Regionen und alten Gebäuden sind die Radon-Messwerte besonders hoch
Gegenüber der WirtschaftsWoche nennt Bernd Hoffmann vom BfS den Grenzwert: "Der Messwert sollte im Jahresdurchschnitt 300 Becquerel pro Kubikmeter nicht überschreiten." Dieser Wert werde jedoch teilweise enorm überschritten, so gebe es in einigen Regionen Fälle, wo in den Kellerräumen 1.000 bis 10.000 Becquerel gemessen werden.
In ganz Deutschland gibt es ein erhöhtes Radonvorkommen im Boden, wobei einige Regionen stärker betroffen sind als andere. Welche das sind, lässt sich mithilfe der Radonkarten des BfS oder der offiziellen Listen der Bundesländer herausfinden. In Baden-Württemberg etwa sind einige Gemeinden im Schwarzwald betroffen - hier liegt laut BfS die Wahrscheinlichkeit, dass in Innenräumen Radonwerte über dem Grenzwert gemessen werden, bei zehn bis 50 Prozent.
An der frischen Luft ist die Radonkonzentration unproblematisch, weil sich das Gas verteilen kann. In Innenräumen hingegen bleibt es eingeschlossen, nachdem es durch den Baugrund in die Kellerräume gelangt ist. Deswegen gibt es nicht nur regional, sondern auch bei Gebäuden ohne durchgehende Bodenplatte ein erhöhtes Risiko für eine problematische Radonkonzentration im Keller. Dies betrifft insbesondere Gebäude mit Baujahr vor 1960: Denn mittlerweile muss bei Neubauten ein Schutz gegen Radon eingebaut werden.
Die Radonkonzentration lässt sich mit wenigen Maßnahmen verringern
"Radon ist neben dem Rauchen eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs in Deutschland", so Bernd Hoffmann gegenüber der WirtschaftsWoche. Jährlich gebe es landesweit etwa 2.000 Todesfälle, die sich mit der Strahlenbelastung in Verbindung bringen ließen. Deswegen sollte man zur Sicherheit unbedingt die Radonkonzentration im eigenen Keller messen, bevor dort ein Büro eingerichtet wird. Das geht mit sogenannten "Kernspurdetektoren", die nach Angaben des Verbraucherportals Chip für rund 30 Euro bei Laboren zu erwerben sind. Die Detektoren werden für eine Dauer von drei Monaten im Keller aufgestellt und anschließend für die Auswertung ins Labor zurückgeschickt. Das BfS klärt auf, dass es außerdem sehr günstige Messgeräte gibt, die sofort ein Ergebnis liefern. Ein solches Ergebnis könne für eine erste Einschätzung sinnvoll sein, liefere aber kein zuverlässiges Ergebnis, da die Radonkonzentration stark schwanken kann. Deswegen sei eine längerfristige Messung sinnvoll.
Auch Kellerräume, in denen tatsächlich eine durchschnittliche Radonkonzentration von über 300 Becquerel gemessen wird, lassen sich Homeoffice-tauglich machen. Als ersten Schritt rät das BfS, die Fenster aufzureißen und gut zu lüften, wobei dies als dauerhafte Lösung nicht ausreiche. Stattdessen solle man Lüftungsanlagen installieren lassen, die das Gas absaugen, außerdem könne man Rohzugänge und Risse abdichten lassen. Für einen sicheren Schutz solle man sich hierzu mit Radon-Fachexperten in Verbindung setzen - nach den Umbauten könne man wieder unbedenklich im Keller arbeiten.
Redaktion finanzen.net
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