Future Jobs Report

Future Jobs Report 2023: Was Arbeitsplätze wirklich bedroht - und warum es nicht die KI ist

14.08.23 22:42 Uhr

Future Jobs Report 2023: Die wahren Herausforderungen für Arbeitsplätze - und warum KI nicht die größte Gefahr darstellt | finanzen.net

Die Zukunft der Arbeit ist in vielerlei Hinsicht ungewiss. Der Future Jobs Report 2023 zeigt, dass wirtschaftliche, gesundheitliche und geopolitische Trends zu unterschiedlichen Ergebnissen auf den Arbeitsmärkten weltweit führen. Es wird jedoch oft angenommen, dass Technologie, insbesondere künstliche Intelligenz (KI), der Haupttreiber für den Verlust von Arbeitsplätzen ist. Laut dem Bericht ist dies jedoch nicht der Fall.

Wirtschaftliche, gesundheitliche und geopolitische Trends

Die vierte Ausgabe der Umfrage zur Zukunft der Arbeitsplätze stellt den bisher umfangreichsten Datensatz dar, der aus 803 Unternehmen in 27 Industriesektoren und 45 globalen Volkswirtschaften gewonnen wurde. Dabei betrachtet die Erhebung makroökonomische und technologische Trends und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt, insbesondere hinsichtlich der Schaffung und Zerstörung von Arbeitsplätzen sowie die Unternehmensstrategien zur Umgestaltung der Arbeitskräfte.

Umweltveränderungen, sowie technologische und wirtschaftliche Weiterentwicklungen haben den größten Einfluss auf die Arbeitsmarktdynamik. Unternehmen prognostizieren, dass Investitionen in nachhaltige Geschäftsmodelle, die Umsetzung von ESG-Standards und die Verlagerung hin zu lokalen Lieferketten zwar neue Arbeitsplätze schaffen, aber gleichzeitig auch zur Verdrängung existierender Arbeitsplätze führen.

Anpassungen an den Klimawandel und demografische Veränderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern können neue Arbeitsplätze generieren. Gleichzeitig birgt der technologische Fortschritt durch die Implementierung neuer Technologien und den verstärkten digitalen Zugang das Potenzial zur Schaffung von Arbeitsplätzen in mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen. Dennoch ist ein Fünftel der Unternehmen auf die Zerstörung von Arbeitsplätzen vorbereitet.

Laut dem Future Jobs Report 2023 sind die drei Schlüsselfaktoren, die voraussichtlich zur Zerstörung von Arbeitsplätzen führen werden, ein langsames Wirtschaftswachstum, Engpässe in der Versorgung und steigende Kosten für Inputs sowie steigende Lebenshaltungskosten für Verbraucher. Arbeitgeber erkennen auch, dass zunehmende geopolitische Spaltungen und die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu Störungen auf dem Arbeitsmarkt führen werden.

Auswirkungen der Technologie auf Arbeitsplätze

Obwohl technologischer Fortschritt häufig als Bedrohung für Arbeitsplätze angesehen wird, zeigt der Bericht, dass die Gesamtwirkung verschiedener Technologien auf die Beschäftigung in den nächsten fünf Jahren auch einen positiven Effekt haben wird. Technologien im Bereich Big Data Analytics, Umweltmanagement, Klimawandelanpassung sowie Cybersicherheit gelten als die potentesten Motoren für die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Aber nicht alle Technologien verheißen einen gleich positiven Ausblick. Technologien im Bereich Landwirtschaft, digitale Plattformen und Apps, E-Commerce und digitaler Handel werden voraussichtlich erhebliche Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt hervorrufen. Ein Großteil der Unternehmen sieht dabei sogar einen Arbeitsplatzabbau in ihren eigenen Organisationen voraus. Trotzdem wird dieser Verlust durch das Wachstum von Arbeitsplätzen in anderen Bereichen zum Teil kompensiert. Einzige Ausnahmen bilden humanoide und nicht-humanoide Roboter, die nicht als Schaffer neuer Arbeitsplätze angesehen werden.

Zudem steht uns in den kommenden fünf Jahren eine erhebliche strukturelle Veränderung des Arbeitsmarktes bevor. Ein erwarteter Umschlag von 23 Prozent der Arbeitsplätze stellt eine signifikante Störung dar und lässt auf einen Mix aus neu entstehenden und verschwindenden Arbeitsplätzen schließen. Von den in diesem Bericht erfassten 673 Millionen Arbeitsplätzen wird ein Zuwachs von 69 Millionen Arbeitsplätzen bei gleichzeitigem Verlust von 83 Millionen Arbeitsplätzen prognostiziert. Das resultiert in einem Nettoverlust von 14 Millionen Arbeitsplätzen, was zwei Prozent der aktuellen Beschäftigung entspricht.

Berufsfelder, die in Gefahr sind, und Anforderungen an die Mitarbeiter

Mit dem Vormarsch technologischer Neuerungen und der Digitalisierung sind bestimmte Berufsfelder einem Schrumpfungsprozess ausgesetzt. Gemäß des Future Jobs Report 2023 sind insbesondere Sekretariatsaufgaben, Bankdienstleistungen, Postzustellung sowie Kassier- und Dateneingabetätigkeiten stark betroffen.

So sind ein Umdenken und eine Anpassung der Mitarbeiterfähigkeiten in den nächsten fünf Jahren unumgänglich. Besonders gefragt sind dann zunehmend kognitive Fähigkeiten, Kreativität und technologische Versiertheit. Zudem erfreuen sich Eigenschaften wie Selbstwirksamkeit, Neugier, Flexibilität und Kundenserviceorientierung wachsender Beliebtheit, während traditionelle Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen an Relevanz einzubüßen scheinen.

Dabei wird voraussichtlich ein Sechstel der Arbeitnehmer bis zum Jahr 2027 eine berufliche Weiterbildung benötigen. Schwerpunkte dieser Qualifizierungsmaßnahmen liegen dabei auf analytischem und kreativem Denken sowie der Nutzung von KI und Big Data. Darüber hinaus legen Arbeitgeber Wert auf Führungskompetenz, Resilienz und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Trotz der Komplexität dieser Transformation, blicken zwei Drittel der Unternehmen optimistisch in die Zukunft und rechnen innerhalb eines Jahres mit positiven Erträgen ihrer Investitionen in Form gesteigerter Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit.

D. Maier/Redaktion finanzen.net

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