Qualifizierungschancengesetz: Darum steht die digitale Transformation in Deutschland hinten an
Mit dem Qualifizierungschancengesetz sollte 2018 der Umbruch zu einer digitalen Marktwirtschaft erleichtert werden. Nach gut einem Jahr lässt sich die erste Bilanz ziehen: Die Förderung wird angenommen, nur nicht in den Branchen, in welchen sie eigentlich erwünscht war.
Die Idee eines digitalen Förderungsprogramms
Bereits Ende 2018 startete das durch den Bund geförderte Weiterbildungsprogramm "Qualifizierungschancengesetz", Arbeitskräfte sollten auf die digitale Arbeitswelt von heute und morgen vorbereitet werden.
Schulungen moderner Technologien sollen von der Industrie genutzt werden, um den Anschluss nicht zu verlieren oder in der Automobilbranche wieder einen Vorsprung herauszuspielen. Konkret: Konstrukteure, Architekten und Ingenieure sollten beispielsweise den Umgang mit 3D-Druckern lernen, der Dachdecker sollte Drohnen nutzen.
Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil kommentierte im November 2018 die bevorstehende Verabschiedung des Gesetzes wie folgt: "Wir müssen Techniker genauso wie Ingenieure in der Automobilindustrie, die bisher sehr stark am Verbrennungsmotor orientiert sind, weiterbilden, damit sie neue Antriebe entwickeln und produzieren können".
Fördermittel werden genutzt - digitale Transformation bleibt jedoch aus
Im September 2019 ließ sich die erste Zwischenbilanz des Qualifizierungschancengesetzes ziehen. Hier veröffentlichte die Bundesagentur erstmals Statistiken, inwieweit die Deutschen die Chance der Weiterbildung nutzen, aktuellere Zahlen wurden seither nicht veröffentlicht.
Demnach wurden bislang 24.400 Beschäftigte durch dieses Gesetz weitergebildet und im Zuge dessen finanziell gefördert. Das Problem, die Förderung kommt nicht dort an, wo sie von der Bundesregierung gewünscht wurde. Unter anderem bildeten sich circa 7.300 Altenpfleger- und Altenpflegerinnen, 5.400 LKW-Fahrer und 1.100 Erzieherinnen weiter. In der Branche der Betriebstechnik und dem Maschinenbau waren es nur knapp 1.000 Beschäftigte.
Damit ist die Idee des Gesetzes nicht gescheitert, doch die erhoffte digitale Weiterbildung in den entsprechenden Berufsfeldern blieb bisweilen aus.
Ist das Arbeit-von-morgen-Gesetz die Lösung?
Denn das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bewarb das Qualifizierungschancengesetz über das vergangene Jahr hinweg stets als Fördermittel der digitalen Weiterbildung. Denn nur so könne der schritt zur digitalen Wirtschaftswelt gemeistert werden, ohne Arbeitsplätze zu verlieren, mahnen Arbeitsmarktexperten.
Die Förderung steht zwar zur Verfügung, doch eine Umfrage durch die IG Metall ergab, dass über 50 Prozent der 1,7 Millionen befragten Arbeitnehmer aus insgesamt 2.000 Betrieben keine Ansätze haben, wie die digitale Transformation mitgegangen werden kann.
Eine Kritik, die das verantwortliche Bundesministerium bislang zurückwies. Das Förderprogramm sei für eine Bewertung noch zu jung, heißt es aus dem Arbeitsministerium. "Mit der verstärkten Förderung in Pflegeberufen wird auch einem Anliegen von Bund, Ländern und Verbänden aus der Konzentrierten Aktion Pflege und dem hohen Fachkräftebedarf in diesem Bereich Rechnung getragen", rechtfertigte sich das Ministerium öffentlich.
Nichtsdestotrotz verkündete Arbeitsminister Heil Ende 2019 mit dem Arbeit-von-morgen-Gesetz einen ergänzenden Entwurf, der präzise auf Unternehmen abzielt, die sich im digitalen Umbruch befinden.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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