Festsetzung des Lohns

Neue Gehaltsmodelle:Wenn die Kollegen über das Gehalt entscheiden dürfen

20.04.21 22:31 Uhr

Neue Gehaltsmodelle:Wenn die Kollegen über das Gehalt entscheiden dürfen | finanzen.net

Die Höhe des Gehalts hängt nicht immer von der Qualifikation ab, oftmals bestimmt auch Verhandlungsgeschick die Höhe des Entlohnung. Doch was passiert, wenn Kollegen das eigene Gehalt bestimmen dürfen?

Gehälter unterscheiden sich. Von Branche zu Branche, von Firma zu Firma und von Qualifikation zu Qualifikation. In manchen Verträgen ist festgehalten, dass Kollegen nicht mit anderen Kollegen über das eigene Gehalt sprechen dürfen. In anderen Firmen ist es hingegen normal, über das eigene Gehalt zu sprechen. Manche Unternehmen gehen jetzt einen neuen Weg und lassen das Gehalt ihrer Mitarbeiter von den eigenen Kollegen bestimmen.

Das passiert, wenn Kollegen über das eigene Gehalt bestimmen dürfen

Laut einer Gehaltsstudie von XING befürworten 80 Prozent der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen eine Gehaltstransparenz. Verschiedene Unternehmen und Startups versuchen sich inzwischen an neuen Gehaltsmodellen. Dazu gehört auch das Startup Celebrate Company, zu dem auch die Kartenmacherei gehört.

"Unser Wunsch war, mehr Fairness herzustellen", sagt Steffen Behn, CEO des Unternehmens, gegenüber der Gründerszene. Inzwischen bestimmen hier die Kollegen untereinander, wer wie viel verdient. Bei der Kartenmacherei gibt es insgesamt neun Stufen, die allesamt das Gehalt beeinflussen. In welcher Gehaltsstufe ein Mitarbeiter eingeordnet wird, hängt von der Einschätzung der eigenen Kollegen ab.

Die Gehaltshöhe ist letztendlich aber dennoch abhängig von der Funktion des Mitarbeiters. Laut dem Bericht der Gründerszene verdiene ein Softwareentwickler am Anfang demnach 45.000 Euro im Jahr und könnte mit der Zeit sein Jahresgehalt auf bis zu 100.000 Euro steigern.

Auch die Berliner Agentur Wigwam stellte sich die Frage nach einem fairen Lohn für die eigenen Mitarbeiter, wie die Süddeutsche Zeitung im März 2020 schrieb. Bei Wigwam entschied man sich nach längerer Diskussion schließlich dazu, die Verantwortung den eigenen Mitarbeitern zu übertragen. "Ganz spontan haben alle einen vierstelligen Betrag auf einen Zettel geschrieben", erzählte Wera Stein, damals Aufsichtsratsvorsitzende von Wigwam, der Süddeutschen Zeitung. Laut dem Artikel lag die Summe der notierten Gehaltsvorstellungen sehr nah am vorhandenen Jahresbudget für die Personalkosten.

Den eigenen Lohn als fair wahrnehmen

Diese beiden Firmen sind nur zwei Beispiele, wie das Entlohnungssystem einer Firma aussehen kann. Sie alle haben aber ein gemeinsames Ziel, und zwar die Gehälter der Mitarbeiter so festzulegen, dass diese von ihnen selbst als fair wahrgenommen werden.

Laut Steffen Behn vom Startup Kartenmacherei sei eine wichtige Voraussetzung, ein solches System in einem Unternehmen zu etablieren, eine offene und auf Selbstverbesserung ausgelegte Unternehmenskultur. "Menschen, die mit Kritik nicht umgehen können, werden bei uns nicht glücklich", sagt Behn laut der Gründerszene.

Redaktion finanzen.net

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