Gorillas-Chef Kagan Sümer - eine Kurzbiografie
Kagan Sümer ist CEO und Mitgründer des Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas. In weniger als einem Jahr führte er das Unternehmen zu einer Bewertung von über eine Milliarde Euro und machte das Startup zum schnellsten Unicorn der deutschen Geschichte. Doch der Gorillas-Chef ist auch nicht ganz unumstritten.
Die beruflichen Anfänge des Kagan Sümer
Gemäß seines LinkedIn-Profils liegen die beruflichen Anfänge des Kagan Sümer in Deutschland. Zwischen Mai 2013 und April 2014 arbeitete er über ein Jahr für das Innovationsunternehmen SIT - Systematic Inventive Thinking als Innovation Consultant. Anschließend begab er sich zurück in sein Heimatland, der Türkei, um eine neunmonatige Fahrradtour von Istanbul bis China anzutreten. Hierbei durchquerte er unter anderem die Länder Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan und Kasachstan und organisierte 35 Fahrräder für Kinder in der indischen Stadt Anantapur. Zurück in Istanbul gründete er als Co-Founder im April 2015 sein erstes Startup namens Kuru mit dem er die Art und Weise wie Verbraucher ihre Wäsche waschen ändern wollte. Nach zehn Monaten hängte er aber die Tätigkeit als Startup-Chef wieder an den Nagel und begann in Istanbul für die Beratungsgesellschaft Bain & Company zu arbeiten. Dort war er drei Jahre als Consultant beschäftigt, ehe er wieder nach Deutschland zurückkehrte.
Wie Sümer selbst in einem OMR-Podcast erklärte, zog es ihn nach Berlin zur Startup-Schmiede Rocket Internet, um zu lernen wie man Unternehmen gründet und schnell auf die Erfolgsspur bringt. Der Anfang gestaltete sich jedoch schwierig. Sämtliche seiner Bewerbungen wurden zunächst von seinem Traumarbeitgeber komplett ignoriert. Nach einer Weile hatte es dann aber doch geklappt und Sümer wurde Teil von Rocket Internet. Nach sieben Monaten beim Berliner Inkubator und einem Zwischenstopp als Entrepreneur bei Lyght Living gründete er im März 2020 mit Jörg Kattner sein heutiges Startup Gorillas.
Das Startup Gorillas
Mit Gorillas gründete Sümer ein Startup, das das Lebensmittelgeschäft revolutionieren will. Der Leitspruch des Unternehmens ist: "In einer Welt, in der Menschen über die Technologie verfügen, um zum Mond zu fliegen, muss das Einkaufen von Lebensmitteln radikal schneller und bequemer sein." Gorillas verspricht seinen Kunden Lebensmittel in nur zehn Minuten zu Einzelhandelspreisen zu liefern - einfach, schnell und flexibel. Die Idee für dieses Konzept stammt laut Sümer aus seiner Kindheit: "Wir haben unsere Einkäufe damals so erledigt. Meine Mutter hat das Fenster aufgemacht und gerufen. Zwei Brote, Eier und so weiter. Und der Kiosk gegenüber hat die Waren dann gebracht und meine Mutter hat einen Korb heruntergelassen. Das Ganze hat zehn Minuten gedauert", erklärte er im OMR-Podcast. Das Businessmodell geht aber nicht allein auf Sümer zurück, sondern orientiert sich an türkischen und US-amerikanischen Vorbildern wie Getir und goPuff.
Wenn es darum geht, die Gründungsgeschichte von Gorillas filmreif zu erzählen, ist Sümer ein wahrer Profi. Im OMR-Podcast gab er über sich bekannt, dass man drei Dinge über ihn wissen müsse: Er liebe Fahrräder, Teamsport und das Consumer Business. Als er in Berlin damals ankam, soll er laut eigenen Aussagen nur 100 Euro in der Tasche gehabt haben. Davon hätte er direkt 88 Euro in ein Fahrrad investiert. Seine Liebe für Teamsport ginge auf seine Vergangenheit als Kapitän der türkischen Wasserball-Jugend-Nationalmannschaft zurück. Den Anlass, mit Gorillas erneut tatsächlich den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen, habe ihm ein zufälliges Ereignis auf den Straßen Berlins gegeben. Eines Tages fand Sümer auf dem Heimweg zu seiner Wohnung Geld auf der Straße, was er als Zeichen ansah, dieses als Startkapital in ein neues Unternehmen zu investieren. Das gegründete Startup Gorillas ging anschließend regelrecht durch die Decke. Binnen eines Jahres erhielt es eine Bewertung von eine Milliarde Euro und bekam einen Einhorn-Status. Ein absoluter Rekord in Deutschland und ganz Europa. Der Erfolg kommt unter anderem daher, weil das Unternehmen alles widerspiegelt für was Sümer brennt. Die Auslieferung der Lebensmittel erfolgt von sogenannten "Ridern" auf seinen geliebten Fahrrädern und in den Lagerhallen läuft laute Technomusik, um eine Stimmung wie in den Kabinen der Wasserballmannschaft zu erzeugen.
Streiks gegen Gorillas und Kagan Sümer
Auch wenn es sich vermeintlich so anhört, so ist dennoch die Geschichte von Gorillas und Kagan Sümer nicht ununterbrochen von Erfolg geprägt. Gerade in der jüngeren Zeit macht das Startup vor allem durch Streiks von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Schlagzeilen. Nachdem ein Rider fristlos gekündigt wurde, solidarisierten sich viele seiner Kollegen mit ihm und es formte sich eine regelrechte Protestbewegung gegen die Arbeitsbedingungen bei Gorillas. Wie eine Fahrradkurierin gegenüber Deutschlandfunk mitteilt, müssen die Rider regelmäßig Rucksäcke mit mehr als zehn Kilogramm Gewicht mit sich herumtragen, was nicht legal sei. Als Resultat hätten viele der Beschäftigten wiederkehrend Rückenschmerzen. Hinzu käme außerdem, dass die Ausrüstung oft mangelhaft sei und dadurch Unfälle im Wochenrhythmus vorkommen würden. Für die Auslieferung, welche auch über hubbeliges Kopfsteinpflaster durchgeführt wird, bekommen die Kuriere magere 10,50 Euro pro Stunde. Dieses Gehalt würde obendrein auch noch in vielen Fällen falsch oder zu spät ausgezahlt werden.
Als Sprachrohr für die Streikenden hat sich das Gorillas Workers Collectiv etabliert. Es vertritt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus Protest die Arbeit auf der Straße und im Lager boykottieren. Beim Umgang mit dem anhaltenden Arbeitskampf kommen weder Gorillas noch CEO und Mitgründer Kagan Sümer gut weg. Wie der Spiegel berichtet, habe sich Sümer gegenüber seinen Angestellten im Juli nach außen noch als sehr verständnisvoll präsentiert. "Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt. Ich mag, dass ihr für eure Rechte kämpft", zitiert der Spiegel den Gorillas-Chef. Nun geht jedoch das Unternehmen hart gegen die Streikenden vor. Laut Spiegel sollen von drei Lagerhäusern in Kreuzberg, Mitte und Tempelhof quasi die gesamte Belegschaft gekündigt worden sein. Ähnlich ginge es auch dutzenden Ridern. Unter anderem wird Sümer auch deshalb von Medien wie der Gründerszene als "aggressiv, erfolgreich, polarisierend" beschrieben.
Doch auch das hielt die Mitarbeiter nicht davon ab, einen Betriebsrat zu gründen. Die Wahl dazu begann im November, jedoch wollte das Unternehmen den Vorgang per Arbeitsgericht unterbinden lassen. Begründet hatte der Arbeitgeber diesen Schritt mit formalen Mängeln in der Vorbereitung, der Wahlvorstand sei nicht ordnungsgemäß gebildet worden, berichtet dpa. Das Arbeitsgericht stellte sich jedoch auf die Seite der Mitarbeiter und stufte die Betriebsratswahl als rechtens ein. Gorillas bleibt so, laut der deutschen Presseagentur, nur eine Anfechtung des Wahlverfahrens. Der gewählte Betriebsrat bleibt aber zunächst im Amt.
Redaktion finanzen.net
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