Einkommensschere

Studie zum Einkommen während der Corona-Krise: Deutschland in Selbstständige und Nicht-Selbstständige gespalten

28.04.20 23:02 Uhr

Studie zum Einkommen während der Corona-Krise: Deutschland in Selbstständige und Nicht-Selbstständige gespalten | finanzen.net

Die Corona-Pandemie spaltet Deutschland nicht in arm und reich, sondern in selbstständig und nicht-selbstständig. Eine Studie des Leibniz-Institutes in Frankfurt hat ergeben, dass Freiberufler durch die Krise wirtschaftlich stärker betroffen sind, als Angestellte. 30 Prozent haben bereits staatliche Mittel beantragt, um die finanziellen Engpässe vorerst abfedern zu können.

Wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie bestimmt seit einigen Wochen den Alltag in Deutschland, das öffentliche Leben scheint gelähmt. Soziales Distanzieren zwingt einen Großteil der Arbeitnehmer und Selbstständigen ins Home-Office.

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Andere Arbeitnehmer wurden auf Kurzarbeit gesetzt oder gar entlassen. Besonders stark sind jedoch Selbstständige von der Krise betroffen. Freiberufler und Angestellte werden demnach in unterschiedlichen Ausprägungen durch die aktuelle Misere finanziell beeinflusst.

Während Arbeitnehmer in vielen Fällen weiterhin ihren vollen Lohn erhalten oder zumindest Kurzarbeitergeld, liegen bei einigen Selbstständigen die Umsätze bei null. Eventmanager, Fotografen und Künstler generieren seit dem Ausbruch der Pandemie kaum mehr Aufträge, die staatlichen Hilfen dienen hauptsächlich zur Kostendeckung, ohne dass Gehälter bezahlt werden können.

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Schere zwischen selbstständig und nicht-selbstständig

Diese Spaltung zwischen Selbstständigen und Angestellten wird durch eine Umfrage des Leibniz-Institutes für Finanzmarktforschung SAFE verdeutlicht. Angesichts der gegenwärtigen finanziellen Situation wurden insgesamt über 7.000 Haushalte befragt, inwiefern sich das Einkommen des Hauptverdieners im Zuge der Corona-Krise verändert habe.

Dabei gaben 41 Prozent der Selbstständigen an, dass ihre Umsätze momentan einbrechen und der Geschäftsbetrieb unterbrochen sei. Drei Prozent der Selbstständigen mussten sogar den Geschäftsbetrieb beenden. Auf Seiten der Arbeitnehmer sind hingegen lediglich 16 Prozent von Kurzarbeit oder Freistellung betroffen. Für ganze 80 Prozent der Beschäftigten hat sich überhaupt nichts geändert.

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"Die Schere scheint sich nicht zwischen arm und reich zu öffnen, sondern zwischen angestellt und selbstständig", erklärt Andreas Hackethal, Ökonom am Leibniz-Institut, im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten.

Betrachtet man das Gesamtergebnis der Umfrage, so verspüren 81 Prozent aller Befragten keine Veränderungen bezüglich des Einkommens. Dagegen müssen 17 Prozent Einbußen hinnehmen und bei einem Prozent soll sich das Einkommen sogar erhöht haben.

Konsum- und Sparverhalten verändern sich geringfügig

Dementsprechend haben sich auch die Pläne für das zukünftige Konsumverhalten, also Anschaffungen im Wert von über 250 Euro, angepasst. Während 54 Prozent ihre Pläne gar nicht verändern, haben 16 Prozent zukünftige Käufe bis auf Weiteres gestrichen. Die Pläne für größere Anschaffungen haben 28 Prozent der Befragten vorerst aufgeschoben.

Konträr dazu erwarten zehn Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie in den kommenden sechs Monaten ein erhöhtes Einkommen erhalten. Fallende Einkünfte erwarten auch hier 17 Prozent, 72 Prozent rechnen mit keinerlei Veränderungen.

Auch die Sparneigung hat sich relativ geringfügig verändert, lediglich sieben Prozent wollen jetzt mehr Rücklagen als zuvor bilden, 14 Prozent haben angegeben weniger zu sparen und 77 Prozent werden ihr Sparverhalten nicht verändern.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net

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