E-Scooter in der Kritik

Stiftung Warentest und TÜV warnen vor E-Scootern - Voi, Limes und Co. im Test

24.10.19 18:04 Uhr

Stiftung Warentest und TÜV warnen vor E-Scootern - Voi, Limes und Co. im Test | finanzen.net

In Berlin testete Stiftung Warentest nun E-Scooter. Warum die elektrischen Roller schlecht abschneiden und sogar vor ihnen gewarnt wird. Die vier größten Anbieter Deutschlands im Test.

Die vier größten Anbieter in der Kritik

In fast jeder Stadt findet man sie, überall wo man aus der Bahn aussteigt oder die Wohnung verlässt - die Rede ist von E-Scootern. Seit einigen Monaten schwappt eine regtelrechte Welle der elektrischen Roller in das Verkehrsnetz. Gerade unter jungen Erwachsenen, aber auch unter der breiten Bevölkerung erleben E-Scooter einen regelrechten Hype, wenn man Angaben glaubt. Die schwedische Verleihfirma Voi ist maßgeblicher Anbieter der E-Scooter in Deutschland. Weitere bekannte Anbieter sind Lime, Tier, und Circ. TÜV und die Stiftung Warentest prüften nun die E-Scooter und deren Marken auf Sicherheit, Nutzerfreundlichkeit der Apps, Datenschutz und Arbeitsbedingungen.

E-Scooter bergen ungeahnte Gefahren

Bei den Anbietern Circ und Lime stellte Stiftung Warentest Gefahren für Nutzer fest. Denn generell gilt per Gesetz, dass keine Helmpflicht für das Fahren der E-Scooter besteht. Die Scooter dürfen ab 14 Jahren, auch ohne Führerschein, benutzt werden. Für das Fahren sind, sofern vorhanden, Radwege vorgesehen. Sind diese nicht da, kann auf die Straße ausgewichen werden.

Kunden können sich leicht verletzen, analysiert Stiftung Warentest, besonders bei unebenem Boden ist Vorsicht geboten. Der TÜV warnt außerdem vor schlechten Bedingungen, fordert sogar das Einstellen der E-Scooter Dienste bei ungünstigem Wetter. Gerade im Winter bei Schnee und Eis und im Herbst bei rutschigem Laub und viel Regen besteht erhöhte Unfallgefahr. Hinzu kommen unterschiedliche Bremssysteme an den Rollern bei den unterschiedlichen Anbietern. Tier und Circ Produkte verfügen über zwei Handbremsen, während Voi und Lime eine Fuß- und eine Handbremse besitzen. Trotz der TÜV-Forderung planen die E-Scooter-Unternehmen keine Winterpause und wollen auch in der kalten Jahreszeit die Tretroller zu Verfügung stellen.

Wie gefährlich die E-Scooter wirklich sind, ist schwer einzuschätzen. In den USA berichtet Consumer Reports von 1,7 Millionen Unfällen mit Personenschaden innerhalb eines Jahres, bis Ende Januar 2019 wurden 1,500 Menschen verletzt, vier davon starben. Consumer Reports führt diese Zahlen auch darauf zurück, dass viele nach wie vor keinen Helm beim Fahren der E-Scooter tragen.

Die teuren Apps verlangen mehr Daten als notwendig

Die Stiftung Warentest kritisiert außerdem den Datenschutz und einen zu hohen Preis, mit zwei Euro pro 10 Minuten bei Lime und sogar 3,50 Euro in Berlin, sind die E-Scooter alles andere als günstig. Beim Freischalten der App wird eine weitere Gebühr von einem Euro fällig. In der App selber sollen Zahlungsdaten, Standortberechtigungen, Handynummer, E-Mail und ein Device-Fingerprint angegeben werden. Gerade der Fingerabdruck ist unüblich für Smartphone-Apps. Stiftung Warentest zieht daraus den Schluss: "Die Apps (…) sind auch darauf ausgelegt, viele Nutzer einzusammeln."

Auch umwelttechnisch fallen die E-Scooter durch

Zudem würden E-Scooter mit ihrer Umweltbilanz die Erwartungen nicht erfüllen, da sie für das nächtliche Aufladen nach wie vor von Transporten eingesammelt und wieder ausgeladen werden müssen. Für kurze Strecken, die Nutzer auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen könnten, verzeichnen die elektrischen Tretroller eine negative Energiebilanz und sind keineswegs so umweltfreundlich wie gedacht. Erst bei einer Distanz des nahverkehrlichen Gebrauchs werden die Scooter vergleichsweise umweltfreundlich.

E-Scooter können letztendlich nicht überzeugen

Das endgültige Resultat der Stiftung Warentest: "Die Preise für Fahrten mit Miet-E-Scootern sind hoch und ihr Beitrag zu einem sauberen Stadtverkehr überschaubar. Teilweise wurden unsere Tester so durchgeschüttelt, dass sie die Fahrt wegen Sicherheitsbedenken abbrachen. Außerdem sammeln die Apps mehr Daten als notwendig."

Redaktion finanzen.net

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