CO2-Steuer statt Subvention

Autoexperte Dudenhöffer sieht mangelhaften Ansatz beim Klimapaket der Bundesregierung

18.11.19 18:34 Uhr

Autoexperte Dudenhöffer sieht mangelhaften Ansatz beim Klimapaket der Bundesregierung | finanzen.net

Bei Bemühungen, der zukünftigen CO2-Belastung entgegenzuwirken, setzt die deutsche Bundesregierung auf die Subvention von Elektromobilität. Automobil- und Umweltexperten zufolge ist das ein falscher Ansatz.

Falscher Ansatz beim Klimapaket der Bundesregierung?

Im ewigen Kampf gegen die globale Erderwärmung hat die deutsche Bundesregierung bereits vergangenen Monat Teile des 176 Seiten langen Klimapakets verabschiedet. Ausgearbeitet wurde ein Klimaschutzprogramm bis 2030, dessen Kern eine zusätzliche Besteuerung für CO2-produzierendes Heizen und Autofahren bedeutet, sowie die Subventionierung von Elektromobilität. "Für das Startjahr 2021 beträgt der Festpreis 10 Euro pro Tonne CO2. In den Folgejahren bis 2025 steig der Zertifikatspreis dann schrittweise auf 35 Euro pro Tonne an", so heißt es ab Seite 24 des Klimapakets.

Laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen wurde diese Erhöhung jedoch deutlich zu niedrig angesetzt, die weiterhin geringe CO2-Steuer sei der falsche Ansatz. In einer dem Tagesspiegel vorliegenden Analyse betont Dudenhöffer: "Noch immer sind die CO2-Belastungen durch den Verkehrssektor so hoch wie um das Jahr 2005. Nicht der Kauf eines CO2-freien Elektroautos sollte belohnt werden, sondern der Kauf eines CO2-belastenden Verbrenners bestraft werden". Den größten Effekt habe die Preisbildung an Tankstellen, CO2 müsse ab 2020 mit 50 Euro pro Tonne besteuert werden, konkretisiert er seinen Alternativvorschlag.

Demnach würde eine Preiserhöhung für Benzin und Diesel den CO2-Ausstoß am ehesten eindämmen. Dies sei sinnvoller als Elektroauto-Subventionen, denn steigende Benzin- und Dieselpreise um 16 beziehungsweise 18 Cent pro Liter würden den Verbraucher eher zum Umdenken bewegen, so Dudenhöffer.

Förderung der Autoindustrie statt CO2-Besteuerung

Doch das verabschiedete Klimapaket sieht eine Prämie für den Kauf eines Elektroautos als effektiveres Mittel gegen den CO2-Ausstoß. Demnach wurde eine Erhöhung der Kaufprämie und sofortiger Ausbau des Ladenetzes für E-Autos beschlossen, das Vorhaben soll dank Zusammenarbeit von Regierung und Autobauern und neuer Milliardenunterstützung durchgeführt werden.

Die staatlichen Subventionen belaufen sich bei Elektroautos bis 40.000 Euro Nettopreis auf 6.000 Euro, vorher waren es 4.000 Euro. Für reine Elektroautos in der höherklassigen Kategorie bis 65.000 Euro Nettokaufpreis werden Subventionen von 5.000 Euro bereitgestellt.

Zudem werden die Prämien nun bis 2025 ausgezahlt, also eine Verlängerung der Frist um fünf Jahre. Es wird mit Kosten von zwei Milliarden Euro kalkuliert, welche zu gleichen Anteilen von Bund und Autoindustrie getragen werden sollen. Die Ladeinfrastruktur soll bis 2021 um 50.000 öffentliche Ladestationen erweitert worden sein, wobei die Autohersteller 30 Prozent, also den Bau von 15.000 Ladesäulen übernehmen, heißt es in dem Abkommen.

"Gewinner ist die deutsche Autoindustrie. Sie hat sehr gut verhandelt, immerhin beteiligt sich der Staat mit Steuergeldern zur Hälfte an der Kaufprämie und übernimmt auch noch weitgehend den Ausbau der Ladepunkte", kritisiert Dudenhöffer das Abkommen in einem Interview mit der Mannheimer Morgen Zeitung.

Der Autoexperte erkennt die Subventionen zwar als legitimes und auch erfolgversprechendes Mittel zur CO2-Bekämpfung an, kritisiert sie jedoch scharf. "Wir verführen […] die Leute mit Geld dazu, umweltfreundlicher zu werden. Das ist doch Wahnsinn", lautet Dudenhöffers Urteil. Man könne mit einer signifikant höheren CO2-Steuer den Verbraucher selbstständig zum Kauf eines Elektroautos bewegen, so Dudenhöffer.

Auch Martin Kesternich, Verkehrs- und Klimaschutzexperte beim Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, sieht das Abkommen der Bundesregierung kritisch. Der Regierung fehle eine Gesamtstrategie, um die Zukunft der Mobilität angemessen arrangieren zu können, bemängelt Kesternich im Gespräch mit der Mannheimer Morgen Zeitung.

Eine "technologieoffene Strategie" würde die Problematik effizienter bekämpfen, denn der Fokus auf Elektroautos würde Flächenverbrauch und überfüllte Straßen nicht verhindern, ergänzte Kesternich.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net

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