Arbeitsmarkt im Wandel

Job-Suche? Welche Branchen wirklich noch Zukunft bieten

13.07.21 21:25 Uhr

Job-Suche? Welche Branchen wirklich noch Zukunft bieten | finanzen.net

In Zukunft dürften vor allem zwei Branchen eine wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt übernehmen. In einem Interview mit dem RND analysiert Arbeitswissenschaftler Prof. Dr. Axel Haunschild die aktuellen Entwicklungen des Arbeitsmarktes.

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Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung lassen sich auch in der Arbeitswelt große Veränderungen in den verschiedenen Arbeitsbereichen und Geschäftsfeldern feststellen. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hat Prof. Dr. Axel Haunschild, Arbeitsmarkt-Experte der Leibniz Universität Hannover, verraten, welche Branchen in der Arbeitswelt aktuell auf dem Vormarsch sind und welche Probleme die steigenden Beschäftigungszahlen im Niedriglohnsektor mit sich bringen.

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Beschäftigtenzahl im Niedriglohnsektor steigt

Seit Jahren dürfen sich Arbeitnehmer in Deutschland über eine sinkende Arbeitslosenquote freuen. 2019 erreichte die Zahl der Arbeitslosen in der Bundesrepublik einen historischen Tiefstand; die Arbeitslosenquote sank dem Statistischen Bundesamt zufolge auf 5,5 Prozent. Ein Grund dafür könnten nach Arbeitsmarkt-Experte Axel Haunschild die von der Bundesregierung durchgesetzten Hartzreformen sein, die 2002 mit dem Ziel der Senkung der Arbeitslosenquote und der Deregulierung des Arbeitsmarktes beschlossen wurden.

Die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen sind nach Haunschild jedoch nicht durchweg positiv: So haben die Lockerungen in den Bereichen der Leih- und Zeitarbeit ihm zufolge auch dazu geführt, dass die Unternehmen verstärkt Leiharbeiter oder befristete Arbeitnehmer in ihren Betrieben einsetzen, um flexibel auf Veränderungen und Krisen reagieren zu können. Aktuell befinden sich nach Haunschild daher etwa 20 bis 30 Prozent der Erwerbspersonen in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis. Darunter fallen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung erklärt, Leih- und Zeitarbeit, geringfügige und befristete Beschäftigungsverhältnisse (Minijobs) sowie Teilzeitarbeit unter 20 Wochenstunden.

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Atypische Beschäftigung führt häufig zu Altersarmut

Auf fast acht Millionen schätzt Haunschild die Zahl der Menschen, die aktuell im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. Das Problem: Schon während ihrer Zeit als Beschäftigte verdienen die meisten Arbeiter auf diesem Gebiet nicht genug, um ihren Lebensunterhalt voll zu finanzieren. Und auch in Zukunft wird es nicht leichter für die Arbeitskräfte in atypischer Beschäftigung. Denn aufgrund des geringen Einkommens sind die eingezahlten Beträge in die Rentenversicherung sehr niedrig, Altersarmut ist häufig die Folge.

Bekämpft werden könne diese Problematik nur mit dem Mindestlohn, betont Haunschild im Interview. So müsse die Bundesregierung den Arbeitsmarkt so regulieren, dass es in gewissen Arbeitsfeldern eine untere Grenze für den Verdienst der Beschäftigten gibt. "Das lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen durchsetzen - aber langfristig schon", meint der Experte im Interview. Auch wenn eine Erhöhung des Mindestlohns vermutlich kurzfristig Gegenwind von den Arbeitgebern erfahren dürfte, müsse man nach Haunschild auf die Veränderungen bestehen: "Viele soziale Errungenschaften, wie zum Beispiel die Abschaffung der Kinderarbeit, wurden schließlich auch gegen die Arbeitgeberinteressen durchgesetzt", heißt es von dem Experten im RND-Interview. Nur so könne man seiner Meinung nach langfristig eine Verbesserung der Rentensituation vieler Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor erreichen.

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Verlierer des Arbeitswelt-Wandels

Doch auch in den verschiedenen Branchen des Arbeitsmarktes lassen sich Veränderungen beobachten. Vor allem die Digitalisierung habe in den vergangenen Jahren für einen extremen Wandel in der Arbeitswelt gesorgt, meint Haunschild. So hätten Versicherungen beispielsweise stark mit den durch die technischen Fortschritte bedingten Rationalisierungsmaßnahmen zu kämpfen, erklärt Haunschild im Interview. Viele Fusionen, ein starker Rückgang der Gewinne und die Auslöschung vieler Geschäftsfelder in der Versicherungsbranche waren die Folge. Zweiter Verlierer der Digitalisierung ist laut Haunschild die Bank. Denn in letzter Zeit sind große Technologiekonzerne wie Amazon oder Apple mit digitalen Bezahlsystemen und Konsumentenkrediten verstärkt zur Konkurrenz von Banken geworden. Auch der Tourismus und der Einzelhandel haben laut Haunschild stark mit den Begleiterscheinungen der Digitalisierung zu kämpfen - und das schon vor der Corona-Krise.

Gewinner des Arbeitswelt-Wandels

Als Gewinner des Wandels nennt Haunschild die Branchen der IT und der Telekommunikation. Abgesehen davon hat vor allem die Corona-Krise jüngst auch zu einer Befeuerung des Gesundheits- und Pharmasektors geführt. Das Problem: In diesen Bereichen verdienen Beschäftigte immer noch deutlich zu wenig und auch die Arbeitsbedingungen lassen oft zu wünschen übrig. Vor allem in der Pflege herrscht seit Jahren Arbeitskräftemangel, die Corona-Krise hat dieses Problem nun noch einmal mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die schlechte Bezahlung des Personals ist nach Haunschild auch eine Grundsatzfrage: "Das alte Problem ist hier, dass die Verantwortung für Menschen schlechter bezahlt wird als die Verantwortung für Materielles", empört sich der Experte. Vor allem für Gewerkschaften und Betriebsräte bestehe hier ein enormer Handlungsbedarf. Auch die Politik müsse sich intensiv mit der Thematik beschäftigen und mit Hilfe von Schutzrechten und Arbeitsbedingungen für eine bessere Arbeitsumgebung im Gesundheitssektor sorgen.

Corona-Krise: Arbeitslosenquote sinkt weniger als erwartet

Anders als bei der Finanzkrise in 2008 blieb der erwartete, deutliche Anstieg der Arbeitslosenquote in Deutschland jedoch größtenteils aus, meint der Experte. Grund dafür seien nach Professor Haunschild vor allem die vor der Krise sinkende Arbeitslosigkeit und die nach und nach schrumpfende Bevölkerung, die Unternehmen befürchten lassen, dass sie nach der Krise kein qualifiziertes Personal mehr finden. Daher haben Unternehmen im letzten Jahr vermehrt auf die staatlichen Zugeständnisse zurückgegriffen, anstatt ihre Mitarbeiter zu entlassen. Vor allem die Möglichkeit der Kurzarbeit habe laut Haunschild dafür gesorgt, dass viele Konzerne ihre Angestellten behalten haben und die Arbeitslosigkeit in der Krise nicht drastisch zugenommen hat.

Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net

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