Edelmetalle und Edelmetallaktien als Schutz vor der Inflation?
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Interview mit Martin Siegel, verantwortlicher Berater der Stabilitas Fonds.
Was würden Sie Privatanlegern raten, die sich jetzt wegen der steigenden Inflation erstmalig mit dem Thema Gold beschäftigen?
Privatanleger sollten sich mit dem Thema Edelmetalle/Edelmetallaktien beschäftigen. Neben Immobilien und Aktien bieten Investments im Edelmetallbereich einen guten Schutz gegen die Inflation. Im Vergleich zu Immobilien und Aktien notieren die Edelmetalle unter früheren Allzeithochs und bieten daher aktuell eine gute Einstiegsmöglichkeit. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 verfolgen die Zentralbanken eine Politik des leichten Geldes. Jeder sich neu auftuenden Krise wird mit neuen Krediten begegnet. Dies hat dazu geführt, dass sich die Geldmenge auf der einen Seite und die Staatsverschuldung auf der anderen Seite unkontrolliert aufgebläht haben, was sich jetzt in einer Inflation der Güterpreise niederschlägt. Die riesigen Rettungspakte im Umfeld der Corona-Krise haben diese Entwicklung noch einmal beschleunigt, so dass die Inflation immer schlechter beherrschbar wird und die Edelmetalle als Absicherung gegen diese Entwicklung eine gute Investmentalternative sein könnten.
Wird es perspektivisch nicht sehr schwierig, mit einem Rohstofffonds immer stärker werdende ESG-Regulatorik zu erfüllen?
Die ESG-Regulatorik führt zunächst vor allem zu einem höheren Verwaltungsaufwand. Die Problematiken sind vielschichtig, da Rohstoffe einerseits beim Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität essenziell gebraucht werden, andererseits beim Abbau jedoch viel CO2 freigesetzt wird. Die Rohstofffonds müssen und werden einen Weg finden, um die Regulatorik gut zu erfüllen. Natürlich haben wir auch in der Vergangenheit bereits den Fokus auf Unternehmen gelegt, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell in jederlei Hinsicht verfolgt haben. Die Stabilitas Fonds haben ihre Investitionsschwerpunkte in den hochentwickelten Bergbauländern Kanada und Australien. In diesen Ländern hat der Bergbau eine lange Tradition und die Menschen leben von und mit dem Bergbau. Die Kontrolle durch die Regulierungsbehörden befindet sich auf einem hohen Niveau, so dass vereinbarte Maßnahmen auch umgesetzt werden.
Welche Metalle/Rohstoffe erfahren aktuell am Markt/durch die Anleger zu wenig Beachtung?
Die Edelmetalle werden nach dem Zwischenhoch im August 2020 vernachlässigt und haben Nachholpotential. Inflationsraten von über 4 % und Negativzinsen auf der anderen Seite führen zu einem extrem hohen negativen Realzins und damit zu einem spannenden Umfeld für Investments in Edelmetalle. Die Politik der Zentralbanken bleibt unverändert expansiv, was zu steigenden Preisen bei Sachwerten führt. In diesem Umfeld sind langfristig neue Höchstkurse auch bei den Edelmetallen zu erwarten.
Wo macht aktives Fondsmanagement im Bereich der Rohstoffe den Unterschied zu ETFs?
Ein aktives Fondsmanagement hat Vorteile bei der Reaktion und Allokation auf die Entwicklung einzelner Gesellschaften. Außerdem können die Chancen und Risiken bei einem aktiven Fondsmanagement auf mehr Aktien verteilt werden. Nicht zuletzt bewirkt ein ETF auch einen Herdentrieb, der eine Sogwirkung auf einen Index hat, aber nichts mit der Qualität der Einzelwerte direkt zu tun hat. Gerade bei den Minenwerten, die von eher wenigen Analysten der Banken gecovered werden, bringen eigene Analysen oft eine bessere Kurs-Performance als ein passiver ETF. Ein aktives Fondsmanagement kann auch auf Verschiebungen der Interessen der Anleger im Verlauf einer Hausse oder einer Baisse reagieren und zwischen den Segmenten der Märkte die Gewichtung der Einzelaktien der jeweiligen Marktsituation angleichen.
Was können wir von den Edelmetall/Rohstoffmärkten bis Ende des Jahres noch erwarten?
Die Edelmetalle, vor allem Gold und Silber könnten jederzeit den Aufwärtstrend wieder aufnehmen und auf neue Höchstkurse steigen. Zeitlich festgelegte Prognosen sind im Edelmetallbereich nicht sinnvoll, da große Marktteilnehmer Interessen verfolgen, die zu unlogischen Kursentwicklungen führen können. So können oft über viele Monate gedrückte Preise beobachtet werden, auch wenn sich das Umfeld für Edelmetalle positiv entwickelt. Dies liegt daran, dass große Umfänge von spekulativen Positionen an den Terminmärkten den physischen Markt überlagern. Langfristig setzt sich der physische Markt jedoch durch, was durch die aktuelle Inflationspolitik theoretisch zwangsläufig zu steigenden Edelmetallpreisen führen wird. Ob jedoch bis zum Jahresende noch neue Höchstkurse gesehen werden, bleibt damit offen.
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