€uro am Sonntag-Serie

Die besten Vermögensverwalter: Die Trendfolger von GS & P KAG

16.09.09 10:00 Uhr

Die GS & P KAG aus Wasserbillig an der Mosel sichert ihre Aktienfonds per Trendfolgemodell ab. Das dämpft Kursschwankungen und zahlt sich aus.

Werte in diesem Artikel
Fonds

131,27 EUR -0,02 EUR -0,00%

143,08 EUR -1,12 EUR -0,01%

Indizes

1.663,7 PKT 16,8 PKT 1,02%

19.322,6 PKT 176,4 PKT 0,92%

182,3 PKT 2,5 PKT 1,41%

497,3 PKT 3,9 PKT 0,78%

4.789,1 PKT 33,3 PKT 0,70%

140,2 PKT -2,5 PKT -1,76%

PKT PKT

6.193,8 PKT -6,9 PKT -0,11%

10.150,8 PKT 95,2 PKT 0,95%

26.180,2 PKT 311,9 PKT 1,21%

7.466,2 PKT -56,8 PKT -0,75%

7.526,0 PKT 69,1 PKT 0,93%

4.316,5 PKT 50,8 PKT 1,19%

von Carsten Lootze

Im Urlaub liebt Rainer Lemm (45) hohe Wellen. Ob an der französischen Atlantikküste, vor Fuerteventura oder Australien – für den Hobby-Wellenreiter können sich die Wassermassen gar nicht hoch genug auftürmen, um dann wieder in sich zusammenzufallen. Im Berufsalltag, an den Kapitalmärkten, mag Lemm dieses Auf und Ab dagegen nicht besonders gern: Der Geschäftsführer der GS & P Kapitalanlagegesellschaft aus dem luxemburgischen Wasserbillig will Kursschwankungen flach halten. Dazu setzen er und seine ­Kollegen bei ihren Aktienfonds Futures ein.

Die Fonds sind in der Regel voll in Aktien investiert. Je nach Marktlage sichern Lemm und sein drei­köpfiges Team die Portfolios aber stufenweise ab, um starke Verluste zu vermeiden. So wie zuletzt am 31. August: In der einen Ecke des Großraumbüros schwärmt Portfoliomanager Harald Berres (32) gerade von der Aktie des Optikers Fielmann: „Die liebe ich“, sagt er und deutet auf die Zahlen auf seinem Bildschirm. Dort stehen gut 150 deutsche Nebenwerte in einer Rangliste, daneben die ­operativen Margen, Nettogewinne, freien Kapitalflüsse und Dividendenrenditen.

Berres: „In jeder dieser Kategorien vergibt das Computersy­s­tem je nach Wert Punkte. Die Gesamtpunktzahl entscheidet darüber, welchen Rang die Aktie bekommt.“ Und der Rang bestimmt wiederum, ob Berres einen Wert in das Portfolio seines Kapitalfonds L.K. Deutscher Nebenwerte aufnimmt oder nicht. Denn insgesamt soll sein Portfolio stets nur 30 Titel umfassen. Ähnlich handhaben es Berres’ Kollegen Jürg Fritsche (38) und Lemm bei den übrigen Aktienfonds. Im Gegensatz zu anderen Fondsmanagern mit quantitativen Modellen verlässt sich das Team nicht nur auf den Computer. „Hinzu kommen erfahrungsgetriebene Entscheidungen“, sagt Lemm. Zum Beispiel im Herbst 2008. Damals habe der Computer immer wieder Finanzwerte empfohlen. Lemm: „Das war so ungewöhnlich, dass wir die Fundamentaldaten nachgeprüft und uns beim Kauf zurückgehalten haben.“

In dem Moment läutet das Telefon auf Berres’ Schreibtisch: Die Düsseldorfer Muttergesellschaft Grossbötzl, Schmitz und Partner fragt nach, ob das Signal zum Absichern schon gekommen sei. Der DAX hat an diesem Tag bis zum Nachmittag gut zwei Prozent verloren, und auch die großen internationalen Indizes notieren deutlich im Minus. Christian Schmitt (27), der Rücken an Rücken mit Berres sitzt, beginnt, Futures auf die Vergleichsindizes der Fonds zu verkaufen. Damit sichert er Indexkurse, unabhängig von deren weiterer Entwicklung. Schmitt ist bei der GS & P KAG für Absicherungsgeschäfte zuständig. Im Gegensatz zu seinen Kollegen hält er sich bei der Aktienauswahl dabei genau an die Vorgaben eines Trendfolgesy­stems, auch wenn sein Bauchgefühl dagegensprechen sollte.

Die Futures-Absicherung anhand des Trendfolgemodells ist bei der GS & P KAG seit Anfang 2005 im Einsatz. Zuvor haben die Portfoliomanager Aktien physisch verkauft, um die Quote zu verringern. „Die Futures-Strategie geht aber schneller und ist kostengünstiger“, erklärt Lemm den Vorteil dieser Methode. Abgesichert werden je nach Computervorgabe 25 oder 50 Prozent der Portfolios, beim L.K. Family Business sind es zehn beziehungsweise 20 Prozent. Mehr als 50 Prozent Absicherungsquote hält Lemm für ungünstig. „Da die größten Kursgewinne in der Regel zu Beginn eines Aufwärtstrends stattfinden, wollen wir stets zu einem Teil inve­stiert bleiben. Sonst besteht die Gefahr, dass das Trendfolgemodell zu spät zum Wiedereinstieg rät und wir die Anfangsrally verpassen.“ Bislang war das Sicherungskonzept erfolgreich. So zählt zum Beispiel der Kapitalfonds L.K. Deutscher Aktien der GS & P KAG zu den wenigen Deutschland-Aktienfonds, denen es in den vergangenen Jahren regelmäßig gelang, eine bessere Wertentwicklung als der Aktienindex DAX zu erwirtschaften. Im Krisenjahr 2008 verlor der Fonds 21 Prozent an Wert, während der DAX 40 Prozent einbüßte. Während der DAX in den vergangenen zwölf Monaten 37 Prozent um seinen Durchschnittswert schwankte, betrug diese Volatilitätskennziffer beim Fonds nur 27 Prozent. Das zeigt: Das Kurswellenbrecherkonzept geht auf. Auch die übrigen Fonds schneiden innerhalb ihrer Vergleichsgruppen überdurchschnittlich gut ab.

Bevor Lemm, Berres, Schmitt und Fritsche zur GS & P KAG kamen, haben sie als Portfolio­manager für große Finanzinstitute gearbeitet: Lemm bei der Deutschen Bank, Berres bei der WestLB, Schmitt bei der LRI Invest und Fritsche bei UBS Asset Management.

Als Querköpfe verschrien sind unabhängige Vermögensverwalter häufig. Sie könnten sich schwer in große Unternehmen eingliedern, weil sie gern eigene Wege gingen, heißt es. Auf Rainer Lemm trifft das zumindest im Privaten voll zu. Denn dass er als gebürtiger Dortmunder Fan des Fußballklubs FC Bayern München ist, statt mit dem Lokalmatadoren Borussia Dortmund mitzufiebern, hat Seltenheitswert. Aber auch als Fondsmanager verfolgt Lemm einen anderen Weg als die meisten seiner Kollegen. Besonders deutlich wird das beim Kapitalanlagefonds L.K. Deutscher Aktien: Während Deutschland-Aktienfondsmanager sich in der Regel auf Standardwerte beschränken, investiert Lemm in der Regel zu etwa 20 Prozent in Nebenwerte. Und während andere Manager sehr nah am DAX bleiben, verzichtet Lemm auch mal völlig auf einige der 30 Werte — zurzeit auf Automobiltitel, Fresenius und ThyssenKrupp. Zudem hält Lemm nichts von Unternehmensbesuchen. „Die Marketingvorstände dürfen sowieso immer nur die Hälfte erzählen“, sagt er und verlässt sich lieber auf die harten Zahlen.

Die GS & P KAG gehört zur Grossbötzl, Schmitz & Partner Gruppe aus Düsseldorf. Während die meisten ­unabhängigen Vermögensverwalter ihre Fonds bei Master-KAGs wie Universal-Investment, IP Concept oder Hauck & Aufhäuser auflegen, haben die Düsseldorfer schon 1996 die eigene Fondsgesellschaft gegründet. „Wir haben uns dazu entschlossen, nachdem eine unserer früheren Ma­s­ter-KAGs uns das Mandat für einen Fonds entziehen wollte“, sagt Jürgen Flaskamp (51). Er ist seit 2000 neben Wolfgang Hemker aktiver Partner der GS & P Gruppe.

Für Luxemburg als Standort hat sich die Gesellschaft entschieden, weil die Rahmenbedingungen dort bis heute günstiger sind als in Deutschland. Zum Beispiel geht es schneller, einen Fonds in Luxemburg aufzulegen als in Deutschland. Bis 2008 saß die Gesellschaft in der Stadt Luxemburg, 2008 ist sie an die deutsche Grenze nach Wasserbillig umgezogen.

Fondsthemen, die in den vergangenen Jahren in Mode gewesen sind, bietet die GS & P KAG nicht an. In den Anfangsjahren der Gesellschaft war das anders: So hatte die Gesellschaft von 1997 bis vor wenigen Monaten den Technologieaktienfonds L.K. New Growth im Angebot. Und bis vor zwei Jahren gehörte auch ein Biotechnologiefonds zum Sortiment. Flaskamp: „Es gehört Selbstbewusstsein dazu, nicht jeden Trend mitzumachen. Dieses Selbstbewusstsein musste bei uns erst wachsen.“

Aushängeschild der GS & P KAG sind neben dem L.K. Deutscher Aktien der L.K. Family Business und der L.K. Schwellenländer. Für diesen Fonds ist aber nicht Lemms Team verantwortlich. Michael Keppler von Keppler Asset Management aus New York verwaltet das Portfolio als Berater, ebenso wie beim L.K. Aktien-­Global-Dividends. Der deutsche Auswanderer, der sich als Schwellenländerinvestor einen Namen gemacht hat, kennt den pensionierten Unternehmensgründer Horst Grossbötzl (67) noch von der Commerzbank, wo beide bis Ende der 80er-Jahre als Analysten gearbeitet haben.

Die aktuelle Konsolidierung in der Branche findet auch bei der GS & P KAG statt: Im Juli hat Lemm den deutschen Aktienfonds L.K. DM-Aktien mit dem L.K. Deutscher Aktien fusioniert. Das war nötig geworden, weil der DM-Aktien mit nur fünf Millionen Euro Fondsvolumen unwirtschaftlich geworden war; zudem verfolgte er eine ähnliche Strategie wie der L.K. Deutscher Aktien. Außerdem hat Lemm den Immobilienaktienfonds Property Stocks Opportuni­ty „mangels positiver Aussichten in diesem Sektor“ am Montag aufgelöst. Unterm Strich verbucht die GS & P KAG seit drei Monaten mehr Zu- als Abflüsse von Kundengeldern.

Lemms letzter Wellenritt im Urlaub ist mittlerweile schon vier Jahre her. In der Zwischenzeit hat die Börse mit ihren Aufs und Abs als Ersatz hergehalten. Aber da die Märkte Lemm zufolge nun wieder ruhiger nach oben laufen werden, plant er für das kommende Jahr den nächsten Ritt – in Biarritz vor der französi­schen Atlantikküste. INVESTOR-INFO:

Kapitalf. L.K. Deutscher Aktien Dauerhaft besser als der DAX

Manager Rainer Lemm investiert in der Regel zu 75 Prozent in deutsche Standardwerte und zu 25 Prozent in Nebenwerte. Insgesamt hält er stets 25 Titel, die er zum Ende jedes Kalenderjahres mit je vier Prozent gewichtet. Nach den Vorgaben eines Trendfolgemodells sichert Lemm das Portfolio gar nicht, zu 25 Prozent oder zu 50 Prozent ab, indem er DAX-Futures verkauft. Cashpolster hält er dagegen nur in Ausnahmesituationen. Aktuell sind 50 Prozent des Portfolios abgesichert.

Kapitalf. L.K. Family Business

Fonds mit Familienanschluss

Das Anlageuniversum von Jürg Fritsche und Rainer Lemm umfasst europäische, inhabergeführte Unternehmen. ­Diese sollen sich aufgrund der Interessengleichheit von Eigentümern und Anlegern langfristig besser entwickeln als nicht-inhabergeführte Unternehmen. Das Portfolio umfasst immer 20 Standard- und 20 Nebenwerte. Zum Ende eines Kalenderjahres gewichten die Manager alle Standardwerte mit je 3,25 Prozent und alle Nebenwerte mit je 1,75 Prozent.

Kapitalf. L.K. Schwellenländer

Schwellenländerschnäppchen

Diesen Fonds managt Schwellenländerspezialist Michael Keppler als externer Berater. Ein von ihm entwickeltes Computersystem sucht aus 25 Schwellenländern die am niedrigsten bewerteten Aktienmärkte heraus. Keppler gewichtet jeden dieser Märkte in der Regel gleich. Innerhalb der einzelnen Länder gewichtet er die Branchen entsprechend des jeweiligen Leitindexes. Aktuell umfasst das Portfolio 107 Werte. Aufgrund des Value-Ansatzes fehlen Überfliegermärkte wie China und Indien.

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