Rentenmarkt

DWS-Manager Eichmann: "Banken müssen kaufen"

28.09.14 16:00 Uhr

DWS-Manager Eichmann: "Banken müssen kaufen" | finanzen.net
Oliver Eichmann, Deutsche AWM

Oliver Eichmann, Manager bei der DWS, über sinkende ­Anleiherenditen, die Geldpolitik der EZB und die Suche nach Erträgen.

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von Ralf Ferken, Euro am Sonntag

Die Anleiherenditen fallen. Darüber sprach €uro am Sonntag mit Oliver Eichmann, Leiter des Euro-Rententeams bei Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM). Er managt den DWS Euroland Strategie Renten und den DWS Zinseinkommen (s. Investor-Info).

€uro am Sonntag: Herr Eichmann, die Anleiherenditen sinken immer weiter. Dennoch investieren Anleger in Rentenfonds. Was sind die Gründe?
Oliver Eichmann:
Mit Fest- und Tagesgeld können Anleger momentan kaum etwas verdienen, woran sich auf absehbare Zeit nichts ändern dürfte. Daher investieren sie in Rentenfonds, die mehr Rendite bieten.

Bei Anleihen wird die Luft aber auch dünner. Zehnjährige Bundesanleihen boten jüngst unter ein Prozent.
Seit Jahresbeginn ist die deutsche Zehnjahresrendite von 1,9 auf unter ein Prozent gefallen. Damit hatte Anfang 2014 kaum jemand gerechnet. Aber die Konjunktur in der Eurozone entwickelte sich schwächer als erwartet. Auch die Inflationsraten blieben unter den Erwartungen. Die volkswirtschaftlichen Daten reichen als Erklärung für die niedrigen Renditen jedoch nicht aus.

Welche Gründe sehen Sie noch?
Eine entscheidende Rolle spielt die Europäische Zentralbank, deren Geldpolitik künftig noch expansiver werden könnte. Die EZB stellt den Banken bereits kostengünstig Liquidität zur Verfügung und hat den Ankauf von Covered Bonds und Asset Backed Securities (ABS) angekündigt. Die Märkte spekulieren zudem darauf, dass sie auch Staatsanleihen kaufen wird, wie die Bank of England und die US Federal Reserve.

Wäre das realistisch?
Das ist nicht unser Hauptszenario. Aber falls es so käme, könnte die EZB nicht nur italienische und spanische Staatsanleihen kaufen. Sonst entstünde der Verdacht einer verbotenen Staatsfinanzierung. Also müsste die EZB auch Bundesanleihen kaufen. Da Bundesanleihen mit drei­jähriger Restlaufzeit bereits negative Renditen bieten, liegt die Vermutung nahe, dass sie Anleihen mit ­längeren Laufzeiten kaufen würde. Diese Erwartung erklärt den jüngsten Renditeverfall bei zehnjährigen Bundesanleihen.

Aber wer kauft Bundesanleihen, wenn ihre mageren Renditen nicht mal die Inflation ausgleichen?
Hier kommt die Regulierung ins Spiel, die die Käufe von Banken und Versicherungen beeinflusst. Banken benötigen zum Beispiel Liquiditätspolster für ihre Bilanz, die sie nur mit bestimmten Wertpapieren abdecken können. Das können Geldmarktpapiere sein oder Staats­anleihen, Pfandbriefe und Covered Bonds. Und falls institutionelle ­Anleger Zuflüsse erhalten, müssen sie investieren. Ihre Käufe erfolgen dann aus regulatorischen Gründen, unabhängig davon, wie hoch die Renditen sind.

Ist die Geldpolitik der EZB sinnvoll?
Das mittelfristige Inflationsziel der EZB liegt bei zwei Prozent. Derzeit liegt die Eurozone weit darunter. Stattdessen steigt die Deflationsgefahr, falls die Inflationserwartungen zu stark sinken. Käme es dazu, würde sie aus dieser Lage tatsächlich schwer wieder rauskommen. Insofern ist die EZB-Politik plausibel.

Rechnen Sie mit einer Deflation?
Unsere Hausmeinung dazu lautet: nein. Wir stellen dazu auch gern eine einfache Frage: Warten Sie heute mit dem Kauf einer neuen Wasch­maschine, weil Sie mit fallenden Preisen rechnen?

Ich persönlich? Nein!
Das klingt plausibel, da die Löhne in Deutschland steigen. Bisher ist kein breit angelegter Rückgang des all­gemeinen Preisniveaus feststellbar. Vielmehr sind vor allem die Energie- und Nahrungsmittelpreise gefallen.

Kaufen Sie denn noch Bundesanleihen?
Wenn, dann sehr dosiert. Jedoch nicht bei negativen Renditen so wie bei zweijährigen Bundesanleihen.

Was kaufen Sie stattdessen?
Im Juli 2012 hielt Mario Draghi seine berühmte "Whatever-it-takes"-Rede, um den Euro zu retten. Seitdem hat die EZB den Fuß auf dem Gas und seitdem haben wir unter anderem Anleihen aus der Peripherie und ­attraktive Unternehmensanleihen übergewichtet.

Das bedeutet konkret in Zahlen?
Im DWS Zinseinkommen halten wir 25 Prozent in spanischen und 20 Prozent in italienischen Anleihen. Im DWS Euroland Strategie Renten ist die Gewichtung ähnlich.

Beim DWS Zinseinkommen investieren Sie in Italien und Spanien, wollen Anlegern aber eine Ausschüttung in Höhe der deutschen Umlaufrendite bieten ...
Beim DWS Zinseinkommen haben wir vier feste Stichtage für die Ausschüttung. Dabei orientieren wir uns an der Umlaufrendite, die einen Querschnitt aus allen Bundesanleihen bietet. Die Umlaufrendite spiegelt aber nicht unsere Anlagepolitik wider.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Der DWS Zinseinkommen weist eine Duration von zwei Jahren auf, die Umlaufrendite eine deutlich höhere Duration. Die hohe Gewichtung in Italien und Spanien hatte ich ja ­bereits erwähnt.

Wie weit können Sie die Duration, also die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer im Portfolio, senken, wenn die Zinsen steigen?
Beim DWS Zinseinkommen und DWS Euroland Strategie Renten jeweils auf minus zwei Jahre.

Steigen die Zinsen denn Ihrer Meinung nach wieder?
Vermutlich moderat. Das erschwert es uns jedoch, die bisherigen Kursgewinne zu wiederholen. Den laufenden Zins würden wir in diesem Szenario aber verdienen. Sollte die EZB allerdings noch expansiver werden, werden die Renditen weiter fallen, vor allem die Peripherie würde dann davon profitieren und damit auch der Fonds.

Investor-Info

DWS Zinseinkommen
Zinsen zuerst

Worauf achten Anleger bei einem Rentenfonds? Auf die ausgeschütteten Zinsen, meint DWS-Fonds­manager Oliver Eichmann. Daher entwickelte er vor drei Jahren den DWS Zinseinkommen, dessen Ausschüttung sich an der Umlaufrendite von deutschen Bundesanleihen orientiert. Zudem strebt er Kurs­gewinne an. Eichmann investiert jedoch nicht nur in Bundesanleihen, sondern breit gestreut in Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen aus Euroland. Gute Alternative zum Sparbuch.

DWS Euroland Strat. Renten
Mehr Spielraum

Beim DWS Euroland Strategie Renten achtet Fondsmanager Eichmann zwar nicht primär auf die Ausschüttung, ansonsten investiert er ähnlich wie beim DWS Zinseinkommen - nämlich unabhängig davon, welche Titel in einem Index stecken. Allerdings agiert Eichmann beim DWS Euroland Strategie ­Renten noch flexibler und geht größere Wetten ein. Spanien und Italien sind hier ebenfalls seine größten Positionen, zudem kauft er punktuell Asset Backed Securities, Nachrang- und Schwellenländeranleihen. Allwetter-Fonds für Euro-Anleihen.

Bildquellen: Deutsche AWM