Infrastruktur: Billionen zum Ausbau
Trotz Krise und leerer Kassen wird in Energie, Transport und Kommunikation investiert. Doch nicht jeder Fonds profitiert davon.
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Plötzlich war es dunkel. Etwa 600 Millionen Menschen waren im Juli dieses Jahres in Indien von einem der größten Stromausfälle des vergangenen Jahrzehnts betroffen. Züge standen still, der Betrieb in vielen Krankenhäusern war nur mit Notaggregaten aufrechtzuerhalten, und viele Bergleute saßen in ihren Minen fest.
Immer wieder kommt es vor allem in Schwellenländern zu Blackouts in der Stromversorgung. Die Systeme sind vielerorts veraltet oder schlecht ausgebaut. Zudem bringt das Bevölkerungswachstum und der stetig steigende Lebensstandard in vielen Teilen der Welt die Verkehrs-, Telekommunikations- und Versorgernetze an ihre Grenzen. Denn immer mehr Menschen wollen am Wohlstand teilnehmen — reisen, kommunizieren, Waren kaufen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
Für viele Länder bringt diese Entwicklung jedoch enorme Herausforderungen mit sich. Laut OECD liegt der Bedarf für Infrastrukturmaßnahmen bis 2013 bei 41 Billionen Dollar. Die Versorgungssysteme aufrechtzuerhalten und womöglich weiter auszubauen, ist kostspielig und steht darum in Zeiten leerer Staatskassen oft hintan. Dabei könnten Investitionsmaßnahmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen und so die wirtschaftliche Lage verbessern.
Auf der Suche nach Geldquellen privatisieren viele Länder ihre Flughäfen, Autobahnen und Häfen. Bei der Finanzierung solcher Strukturmaßnahmen spielen Anleger eine immer größere Rolle: „Ich gehe davon aus, dass viele Infrastrukturprojekte in Zukunft nicht mehr hauptsächlich über Banken, sondern stattdessen über Investmentfonds finanziert werden“, erläutert Jim Irvine, Fondsmanager der britischen Fondsgesellschaft Henderson.
Schon jetzt existieren zahlreiche Fonds, die auf einen weltweiten Ausbau der Infrastruktur setzen und das Geld der Anleger in Unternehmen aus den Bereichen Energie, Transport und Kommunikation anlegen.
Die Investmentansätze dieser Fonds und ETFs sind aber unterschiedlich: So setzen einige auf bestimmte Regionen wie China oder Indien, wo in Zukunft umfangreiche Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur anstehen und zugleich immer mehr Menschen diese nutzen.
Andere Fonds konzentrieren sich auf Unternehmen, die vor allem in Industriestaaten aktiv sind. In diesen Ländern ist das Versorgungsniveau zwar bereits hoch und das Wachstum fällt geringer aus als in den Schwellenländern, dennoch stehen auch hier regelmäßige Investitionen für die Aufrechterhaltung und den Ausbau von Energie-, Telekommunikations- und Verkehrsnetzen an.
Ob diese tatsächlich durchgeführt werden, hängt jedoch oft von der wirtschaftlichen Lage des jeweiligen Landes ab. Ein Selbstläufer sind die Investments daher nicht. Gut zu sehen ist das am Branchenindex, dem S & P Global Infrastructure, der die Wertentwicklung der 75 größten Unternehmen wiedergibt. Im Jahr 2008 ist der Index krisenbedingt um fast die Hälfte gefallen und bewegt sich seitdem seitwärts.
Dass sich die meisten Infrastrukturfonds deutlich besser geschlagen haben, liegt daran, dass wachstumsstarke Schwellenländer meist einen größeren Teil im Fondsportfolio ausmachen als im S & P-Index.
Zudem kann das Fondsmanagement stärker auf Kerninfrastrukturwerte setzen, die weniger konjunktursensibel sind und gleichbleibende Erträge erwirtschaften. Zuletzt ging es dank der Geldschwemme zahlreicher Notenbanken bei den meisten der Fonds bergauf. Ein Trend, der vermutliche anhalten dürfte — nicht nur, weil die Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik beibehalten wollen, sondern auch deshalb, weil in Indien niemand gern im Dunkeln sitzt.
Ausgewählte Infrastrukturfonds (pdf)