Nobelpreis-Strategien mit Investmentfonds
Kann man langfristig den Markt schlagen? Oder ist ein passiver Ansatz besser? Zwei Fonds folgen den Ideen der Nobelpreisträger.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Die Entscheidungen der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften sind nicht selten überraschend. So auch in diesem Jahr bei ihrem Votum für den Wirtschafts-Nobelpreis. Er ging an die US-Ökonomen Eugene Fama, Lars Peter Hansen und Robert Shiller, die ihn am vergangenen Dienstag in Stockholm entgegennehmen durften. Die drei hätten sich um die „empirische Analyse von Wertpapierpreisen“ verdient gemacht, so die Begründung.
Fama und Shiller gelangten allerdings zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen. Fama stellte 1970 seine Theorie der effizienten Märkte vor. Diese geht vom rationalen Verhalten aller Marktteilnehmer aus und besagt, dass der Preis eines Gutes das Ergebnis aller für die Marktteilnehmer erreichbaren Informationen ist. Am Aktienmarkt wird all das verfügbare Wissen innerhalb kürzester Zeit verarbeitet und findet seinen Niederschlag in den Kursen. Den Preis von morgen kann keiner vorhersagen, vielmehr schwanken die Notierungen mehr oder weniger zufällig um den „richtigen“ Wert.
Anhand seiner Untersuchungen zum amerikanischen Aktienmarkt kam Fama zu einem interessanten Ergebnis: Da börsenrelevante Informationen am Markt innerhalb kürzester Zeit eingepreist werden, haben aktive Fondsmanager auf Dauer keine Chance, besser abzuschneiden als der marktbreite Index. Gelingt es ihnen doch für eine gewisse Zeit, ist Glück oder Zufall im Spiel.
Einem Wissenschaftler wie Fama ging es freilich darum zu ergründen, wie sich eine systematische, nicht-zufällige Überrendite zu einem Wertpapiermarkt erzielen ließe. Dazu entwickelte er das in den 60er-Jahren unter anderem von William Sharpe hervorgebrachte „Capital Asset Pricing Model“ (CAPM) weiter.
Er hatte erkannt, dass die an den US-Börsen tatsächlich beobachteten Renditen besser erklärt werden können, wenn man von mehreren systematischen Risikofaktoren ausgeht. Im klassischen CAPM gibt es nur einen solchen Faktor: die risikobehaftete Differenz zwischen der Gesamtmarktrendite und dem risikolosen Zins (Risikoprämie). Fama und sein Kollege Kenneth French zeigten aber, dass Aktien mit kleiner Marktkapitalisierung (Small Caps) und Aktien mit einem hohen Verhältnis von Buchwert zu Marktwert (Value-Aktien) über längere Zeit einen systematischen Mehrgewinn gegenüber dem Gesamtmarkt erzielen.
Irrationalität statt Vernunft
Gemäß seiner Theorie der effizienten Märkte ging Fama aber nie der Frage nach, ob Marktteilnehmer zuweilen auch unvernünftig sein können und sich an den Börsen Blasen bilden. Mit diesem Sachverhalt beschäftigte sich Robert Shiller.
Er ist im Gegensatz zu Fama der Meinung, dass Kursprognosen möglich sind. Denn steigen Unternehmenspapiere über ein historisch normales Kurs-Gewinn-Verhältnis hinaus, wird es irgendwann zu einer Korrektur kommen. Die Notierungen brechen umso stärker ein, je größer die Abweichung vorher war. Für Shiller ist der Aktienmarkt also von Irrationalität gekennzeichnet und nicht von Vernunft. Die Aussagekraft seiner Theorie stellte er unter Beweis, als er die jüngste Finanzkrise frühzeitig vorhersagte.
Die Erkenntnisse der beiden Nobelpreisträger macht sich auch ein modernes Anlageprodukt wie der Portfolio-Total-Return-ETF zunutze. Er bezieht sich auf einen Index, der verschiedene Anlageklassen abbildet (siehe Investor-Info). Sein Ziel ist, die Investoren an den auf den Märkten verfügbaren Risikoprämien zu beteiligen. Im Aktienbereich besteht das Portfolio hauptsächlich aus den Segmenten Value-Aktien, Small Caps und Schwellenländer-Aktien, da diese verglichen mit Standardwerten höhere Risikoprämien bieten.
So weit gründet das Modell auf Fama. Steigt die Bewertung jedoch auf ein untypisches Niveau und die Märkte verhalten sich gemäß den Erkenntnissen von Shiller irrational, wird in dem ETF die Gewichtung des betreffenden Segments phasenweise reduziert. Entwickelt hat das Konzept des Portfolio-ETF Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau in München.
Ebenfalls in der Tradition Famas legt der Mischfonds ARERO an. Hinter diesem Produkt steckt das wissenschaftliche Modell des Mannheimer Ökonomieprofessors Martin Weber. Wie Fama ist er überzeugt, dass man die Märkte langfristig nicht mithilfe von Prognosen schlagen kann. Also macht der ARERO nichts anderes, als die Märkte weltweit abzubilden — und das möglichst kostengünstig. Dazu setzt er mittels Indexfonds auf globale Aktien, Rentenpapiere in Euroland und Rohstoffe. Im Unterschied zum Portfolio-ETF sind hier aber die breiten Märkte weltweit vertreten.
Investor-Info
Portfolio Total Return ETF
Die Fama-Shiller-Mixtur
Vor fünf Jahren haben das Münchner Institut für Vermögensaufbau und die ETF-Sparte der Deutschen Bank diesen Indexfonds aufgelegt. Ziel war, die Theorien der diesjährigen Nobelpreisträger Fama und Shiller in einem Produkt zu vereinen. Der Anleger soll zum einen von den am Markt verfügbaren Risikoprämien profitieren, zum Beispiel bei Nebenwerten oder Value-Aktien (Fama). Auf der Rentenseite wird in lang laufende Euro-Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen investiert. Das Risiko und die Gewichtung der jeweiligen Anlageklassen wird über das Kurs-Gewinn-Verhältnis nach Shiller gesteuert. Seit Auflage im November 2008 gewann der ETF gut 65 Prozent.
ARERO – der Weltfonds
Mit den Märkten gehen
Der globale Mischfonds setzt über repräsentative Indizes auf Aktien, Renten und Rohstoffe. Die Gewichtung der Anlageklassen erfolgt nach einem wissenschaftlichen Konzept des Mannheimer Finanzprofessors Martin Weber. Das Fondsvermögen verteilt sich demnach auf 60 Prozent globale Aktien, 25 Prozent europäische Staatsanleihen und 15 Prozent Rohstoffe. Diese Gewichtung wird einmal jährlich wiederhergestellt (Rebalancing). Ziel ist es, dass der Anleger an der Entwicklung der Weltwirtschaft partizipiert. Und zwar, indem er via ETFs passiv und möglichst kostengünstig in breit diversifizierte Indizes investiert. Seit Auflegung im Oktober 2008 erzielte der ARERO eine Wertentwicklung von rund 46 Prozent.ah